Kampf der ERP-Titanen

SAP gegen Oracle gegen Microsoft

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Analysten von Panorama Consulting haben ERP-Anwender gefragt, was sie von den Systemen der drei großen Anbieter SAP, Oracle und Microsoft halten. Lesen Sie, wo die Stärken und Schwächen der Anwendungen liegen.
SAP, Microsoft und Oracle dominieren den weltweiten ERPMarkt. Doch die Kunden sind nicht immer so zufrieden, wie die Anbieter glauben machen wollen.
SAP, Microsoft und Oracle dominieren den weltweiten ERPMarkt. Doch die Kunden sind nicht immer so zufrieden, wie die Anbieter glauben machen wollen.
Foto: Malchev, Fotolia.com

Der Wettbewerb unter den Tier-I-Anbietern im weltweiten ERP-Geschäft wird härter. Für die großen Drei - SAPSAP, OracleOracle und MicrosoftMicrosoft - geht es darum, ihre globale Kundenbasis auszubauen. Doch das ist alles andere als einfach. Die etablierten Märkte der westlichen Welt sind weitgehend gesättigt. Wachstum versprechen dagegen die sich stark entwickelnden Märkte wie zum Beispiel in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China). Dort müssen sich die Softwareanbieter allerdings auf andere Kulturen und komplett neue Marktgegebenheiten einstellen. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Weitere Herausforderungen für die Softwarehäuser bestehen darin, sich auf neue technische Paradigmen, insbesondere Cloud und Mobile Computing, einzulassen. Gleichzeitig gilt es, stärker auf individuelle Anforderungen von Branchen oder sogar einzelnen Unternehmen einzugehen. Dabei werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht besser: Weltweit werden Unternehmen weiterhin ihre IT-Investitionen hinterfragen - und ERP-Systeme sind ein wesentlicher Kostenblock. Die Lösungen müssen einen Mehrwert für das Geschäft bieten. Diesen nachzuweisen, ist ebenfalls Aufgabe der Softwareanbieter.

Marktanteile

SAP bleibt für die meisten Anwender der ERP-Favorit. Rund jeder vierte der in der Studie befragten Teilnehmer hat sich für ein System des deutschen Softwarekonzerns entschieden. Damit verweisen die Softwerker aus dem Badischen ihre Konkurrenten auf die Plätze: Oracle kommt mit 17 Prozent auf den zweiten Platz, Microsoft schafft es mit elf Prozent als Dritter ebenfalls auf das Siegertreppchen. Insgesamt vereinen die Top Drei 55 Prozent des in der Studie abgefragten Markts für sich. Die Tier-II-Anbieter, zu denen beispielsweise Infor und Epicor zählen, kommen auf insgesamt 14 Prozent, die kleineren ERP-Hersteller aus der Tier-III-Gruppe schaffen zusammen 31 Prozent.

Marktanteile: Die drei großen ERP-Anbieter konnten 2013 ihre Marktanteile steigern, während die kleineren Softwarehersteller aus der Tier-II- und Tier-III-Klasse Federn lassen mussten. Angaben in Prozent;
Marktanteile: Die drei großen ERP-Anbieter konnten 2013 ihre Marktanteile steigern, während die kleineren Softwarehersteller aus der Tier-II- und Tier-III-Klasse Federn lassen mussten. Angaben in Prozent;
Foto: 2013 Panorama Consulting Solutions

In der Summe lässt sich aus Sicht der Panorama-Consulting-Experten ein Trend zugunsten der drei großen Anbieter ausmachen. Diese haben ihren zusammengerechneten Marktanteil gegenüber der letzten Umfrage um sieben Prozentpunkte verbessern können. Davon profitierte vor allem SAP (plus vier Prozentpunkte). Oracle legte um zwei Prozentpunkte zu, Microsoft um ein Prozent. Dementsprechend haben die kleineren ERP-Anbieter Anteile verloren. Vor allem die Tier-III-Gruppe war mit einem Minus von sechs Prozent bei den Anwendern deutlich weniger gefragt als noch vor einem Jahr.

Implementierungsdauer

Auch wenn es heute für viele IT-Verantwortliche - vor allem auch wegen des wachsenden Drucks von Seiten der Fachabteilungen - darum geht, neue IT-Lösungen möglichst zügig an den Start zu bringen, dauern ERP-Einführungen nach wie vor relativ lange. Nach Einschätzung der Experten von Panorama Consulting spielen dabei verschiedene Parameter eine Rolle: Dazu zählen beispielsweise Typ und Funktionsumfang der Software, wie passgenau die Anwendungen bereits auf die Bedürfnisse bestimmter Branchen und Industrien getrimmt sind und wie hoch der Customizing-Grad ist, auf den die Anwender Wert legen.

Dynamics-Lösungen lassen sich am schnellsten implementieren. Allerdings klafft zwischen Plan und Realität die im Verhältnis größte Lücke. Angaben in Monaten;
Dynamics-Lösungen lassen sich am schnellsten implementieren. Allerdings klafft zwischen Plan und Realität die im Verhältnis größte Lücke. Angaben in Monaten;
Foto: 2013 Panorama Consulting Solutions

Wie schon in der Vergangenheit laufen auch heute noch etliche ERP-Projekte aus dem Ruder. Knapp zwei von drei befragten Anwendern gaben an, dass die Implementierung länger gedauert habe als ursprünglich geplant. Gut ein Drittel erklärte, die entsprechenden Softwarevorhaben termingerecht über die Bühne gebracht zu haben. Nur die wenigsten (drei Prozent) wurden früher fertig.

Am schnellsten lassen sich der Umfrage zufolge offensichtlich ERP-Projekte mit den Dynamics-Lösungen von Microsoft abwickeln. Hier liegt die durchschnittliche Implementierungsdauer bei 12,5 Monaten. SAP-Projekte dauern 18,5 Monate, für die Einführung von Oracles ERP-Produkten müssen die Anwender durchschnittlich 22,5 Monate veranschlagen. Auch wenn die ERP-Einführung mit Microsoft-Produkten offenbar am zügigsten funktioniert, ist die Diskrepanz zwischen Zeitplan und Umsetzungsrealität hier am größten.

Etwa vier Monate dauern Dynamics-Projekte länger als angesetzt. Das sind 47 Prozent der durchschnittlich geplanten Projektdauer von 8,5 Monaten. Im Rahmen von Oracle-Projekten ist mit fünf Monaten absolut gesehen zwar eine noch längere Zeitüberschreitung zu verzeichnen. In Relation zur ursprünglich geplanten Implementierungsdauer liegt der Abstand mit 29 Prozent allerdings niedriger als im Microsoft-Umfeld. Die Einführung von SAP-Software lässt sich offensichtlich am genauesten planen. Mit einer Zeitüberschreitung von 2,5 Monaten (16 Prozent der geplanten Dauer) fällt die Differenz hier am geringsten aus.

Die Analyse der Gründe für Projektverspätungen hat aus Sicht der Panorama-Consulting-Analysten gezeigt, dass die Unternehmen zunehmend mit Schwierigkeiten rund um ihre ERP-Einführung zu kämpfen haben. Sieben von neun bereits seit 2011 abgefragten Faktoren für Verzögerungen wurden in der aktuellen Umfrage deutlich häufiger genannt als in den beiden zurückliegenden Jahren. Dazu zählen beispielsweise Probleme rund um die Organisation sowie Daten. Immer größere Schwierigkeiten haben die Anwender auch mit unrealistischen Zeitplänen.

Jeder vierte Befragten nannte dies als Grund für längere Projektlaufzeiten. Vor zwei Jahren waren es nur acht Prozent. Die Unternehmen erwarten offensichtlich, dass ERP-Systeme quasi auf Knopfdruck funktionierten, interpretieren die Experten die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage. Dabei würden viele IT-Verantwortliche vergessen, dass es zahlreiche weitere Komponenten gebe, um ein ERP-Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen - zum Beispiel ein funktionierendes Change-Management, Datenbereinigungen sowie die Optimierung und StandardisierungStandardisierung von Prozessen. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Zur Startseite