IT-Manager wetten
SOA = Same old Architecture
Rainer Janßen ist CIO der Munich Re.
"Ich wette, dass in zehn Jahren 100 Prozent aller heute bestehenden Technologien weiter im Rennen sind."
Es fasziniert mich seit langen Jahren, wie gut es unserer Branche immer wieder gelingt, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen. Regelmäßig taucht ein neuer Modebegriff in unserer Branche auf, der verspricht, alle Probleme der IT-Welt zu lösen - und bei dem man bei genauerem Hinschauen das Gefühl hat: Dich kenne ich, Du bist nicht neu, Du hattest nur früher einen anderen Namen.
Ein aktuelles Beispiel ist SOA. Steht angeblich für Service Oriented Architecture. Manche Kollegen sagen allerdings auch, es steht für Same Old Architecture. Denn auch wenn die technischen Mittel zum Aufrufen der Services vielleicht neu und anders sein mögen, was hat sich denn an der Strukturierungsaufgabe für fachliche Anforderungen grundsätzlich Neues ergeben? Ansätze zur modularen Programmierung wurden schon vor 35 Jahren formuliert, später mit objektorientierter Programmierung umformuliert und mit technischen Konzepten wie Remote Procedure Call unterlegt.
Ich möchte Sie noch mit einem anderen Allzeitfavoriten von mir behelligen, der Technologiekonvergenz. Das begann in der IT in der ersten Hälfte der 90er Jahre. Damals fingen wir an, uns mit dem Thema Multimedia zu beschäftigen. Multimedia ist in bald vierzigjähriger Geschichte das einzige IT-Wort, das es 1995 zum Titel "Wort des Jahres" gebracht hat.
Zu Zeiten von Multimedia - und danach immer wieder - glaubte man, dass Technologie konvergieren, verschmelzen würde. PC, Internetzugang und Fernsehen sollten eins werden, so wie später Telefonie, Organizer, Fotoapparat und Navigationssystem. Irgendwo gibt es natürlich diese Multifunktionsgeräte und sie werden auch so genutzt, aber hat es zu einer Bereinigung der Technologielandschaft geführt, wurde damit wirklich andere Technologie überflüssig?