Strategien


Logistik bei Dräger Safety

Profit in den Prozessen

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Seit dem Erfolg des Logistikprojekts "STIL", für das Dräger Safety 1999 den "Deutschen Logistik Preis" erhielt, arbeitet das Lübecker Unternehmen weiter am Ausbau seiner globalen Supply Chain. Ziele: eine konsequente Verbesserung der Liefertreue, Einsparungen beim eingesetzten Kapital und bei den Prozesskosten

Rund 30 Prozent der Prozesskosten will Thomas Holzgreve, kaufmännischer Vorstand von Dräger Safety, bis zum Jahr 2005 einsparen. Zugleich soll die Liefertreue auf mehr als 95 Prozent erhöht und der weltweite Lagerbestand erheblich abgebaut werden. "Der Logistikpreis und die starken Einsparungen durch das Projekt 'STIL'; (Sicherheitstechnik Integration Logistik, Anm. d. Red.), das seit 1997 läuft, haben uns gezeigt, wie viel Potenzial in der Logistik steckt; und das ist trotz entscheidender Verbesserungen noch lange nicht ausgeschöpft."

Begonnen hat Holzgreve das Projekt nicht aus Liebhaberei, sondern weil nach der SAP-Einführung 1996 klare logistische Mängel zutage traten: Die Liefertreue lag trotz gut gefüllter Lager bei mageren 60 Prozent. Mehr als die Hälfte der Artikel, die sich in den Lagern der Zentrale und den Niederlassungen türmten, wurden nicht mehr bestellt. Durchschnittlich verstrichen 14 Tage zwischen dem Eingang eines Auftrags bei einer Vertriebsgesellschaft und dessen Eintreffen in Lübeck. Bedarfs- und Absatzplanung waren nicht aufeinander abgestimmt, Informationen aus den Niederlassungen über Marktschwankungen kamen zu spät oder überhaupt nicht in der Zentrale an. Ein Logistikexperte äußerte damals die Vermutung, dass Dräger bei den vorhandenen Kunden-LieferantenBeziehungen wohl allein aufgrund der Qualität seiner Produkte auf dem Weltmarkt bestehen könne.

Weglassen, vereinfachen, automatisieren

"Wir hatten also beste Voraussetzungen, um mit einer verbesserten Logistik sofort messbare Erfolge zu erzielen", erinnert sich Vorstand Holzgreve. Unter dem Motto "Weglassen, vereinfachen, automatisieren" rief Dräger das Projekt STIL ins Leben. Eine genaue Analyse des Artikelbestands gab die Route vor: Von den 22000 vorhandenen Positionen sorgten 400 bis 500 für 80 Prozent des Umsatzes. Zudem setzte sich ein Großteil des Bestands aus Artikeln zusammen, die wegen Einführung eines Nachfolgeprodukts schlicht unverkäuflich waren.

Mit diesen Erkenntnissen war es innerhalb von zwei Jahren möglich, die Zahl der Positionen auf 8000 und den Bestand um ein Viertel zu reduzieren - und das ohne Umsatzeinbußen. Zugleich wurde die Durchlaufzeit der Aufträge auf zwei Tage verringert und die Liefertreue auf rund 90 Prozent gesteigert. Nach Stagnation in den Vorjahren stieg der Umsatz erstmals wieder; der Gewinn verdoppelte sich nahezu (Ebit von 8,9 auf 16,5 Millionen Euro). Seither verzeichnete man fünf Jahre in Folge steigenden Umsatz und Gewinn - wozu die Logistiklösung nach Holzgreves Einschätzung entscheidend beigetragen hat.

95 Prozent Liefertreue müssen sein

Das laufende Nachfolgeprojekt zielt auf die Verringerung des eingesetzten Kapitals durch eine weitere Reduzierung der Lagerbestände und eine starke Senkung der Prozesskosten in einer Größenordnung um 30 Prozent. "Zudem streben wir eine dauerhafte Liefertreue von mehr als 95 Prozent an; im Oktober 2002 haben wir das erstmals erreicht", freut sich Holzgreve. Eckpfeiler sind die globale Planung der Nachfrage, die globale Auftragsabwicklung ohne manuelle Schnittstelle sowie die Zentralisierung der Bestände in weltweit drei oder vier logistischen Knoten ("Logistik-Hubs"), die direkt an Endkunden liefern sollen.

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