Defizite beim HR-Risikomanagement
Firmen schlecht auf Entlassungen vorbereitet
Die aktuelle Wirtschaftskrise wirkt weiterhin bedrohlich: 55 Prozent der deutschen Unternehmen können nach eigenen Angaben betriebsbedingte Kündigungen unter den derzeitigen Umständen noch maximal ein halbes Jahr aufschieben, wie die Unternehmensberatung Kienbaum in einer aktuellen Studie darstellt. Für die betroffenen Arbeitnehmer ist das schlimm und in den Firmen könnte es für Chaos sorgen. "Die Wirtschaftskrise setzt die HR-Bereiche unter erheblichen Handlungsdruck", sagt Max Scholz, Restrukturierungsexperte bei Kienbaum. "Gerade mittelständische Unternehmen sind jedoch auf anstehenden Entlassungen schlecht vorbereitet." Rund 40 Prozent der Firmen scheinen laut Kienbaum für die bevorstehenden Einschnitte nicht gewappnet.
Was diese Personalentwicklung mit Risikomanagement und IT zu tun hat, erschließt sich nicht sofort. Und genau das verweist auf ein grundsätzliches Problem: Risikomanagement hat seit Beginn der Finanzkrise Konjunktur, hätten sich die Turbulenzen ja möglicherweise vermeiden lassen können. Aber weil Risiken nahezu überall lauern, stößt ein verengter Blick schnell ins Leere. Dabei wäre es ratsam, auch Randaspekte im Auge zu behalten.
Lediglich 50 Prozent der befragten Firmen haben laut Kienbaum überhaupt ein Risikomanagement für Personal-Veränderungsprozesse implementiert, etwa Steuerungssysteme, mit deren Hilfe schnell auf kurzfristige Personalanpassungen reagiert werden kann. Auch wenn eine Mehrheit der Unternehmen die finanziellen Auswirkungen von Änderungen im HR-Bereich kontrolliert und Stimmungsbildanalysen der Belegschaft erstellt, gäbe es in diesem Bereich Mängel. "In vielen Unternehmen fehlt eine aktuelle und konsistente Datenbasis, um ein funktionierendes Risikomanagement zu etablieren", sagt Kienbaum-Consultant Scholz.