Landesrechnungshof
170 PCs wegen Virus verschrottet? Eine Recherche
Stattdessen wurden im Oktober 2010 170 baugleiche PCs neu gekauft und die alten entsorgt. Die Inbetriebnahme zog sich noch bis in das 2. Quartal 2011 hin, sie wurde erst im Juni 2011, also neun Monate später vollständig abgeschlossen.
„Die Virenbeseitigung erfolgte durch eine Bereinigung aller Server des IQMV sowie einer Neubeschaffung von 170 Arbeitsplatz-PC mit anschließender Rücksicherung der Benutzerdaten. Hierfür stellte das Finanzministerium im Haushaltsvollzug dem Bildungsministerium 20.000 Euro Verstärkungsmittel bereit und willigte in Ausgabeumschichtungen in Höhe von 152.300 Euro ein", heißt es im Bericht des Rechnungshofes.
"Ein Schlaglicht auf die Arbeit von Behörden"
Im Rahmen der Prüfung, so der Rechnungshof in seinem Bericht, konnte das Bildungsministerium die reklamierte mangelhafte IT-Ausstattung im IQMV trotz Anforderung nicht dokumentieren, denn ein Inventarverzeichnis über die verwendete Hard- und Software gab es nicht. Eine abschließende Beurteilung, ob tatsächlich die Notwendigkeit bestand, neue Geräte zu beschaffen, sei daher, so der Rechnungshof, "nicht möglich" gewesen.
Eine Vermutung aus eigener Erfahrung, wie so etwas passieren kann, hat Kerstin Ludwig, die den privaten Blog „Kerstin Jays Café" betreibt. Sie war mehrere Jahre lang für die EDV von Schulen einer Kleinstadt im Ruhrgebiet zuständig - "400 PCs mit insgesamt gut 2500 Nutzern in bis zu 13 Netzwerken". „Die Geschichte wirft ein Schlaglicht auf die Arbeit von Behörden und unter welchen Bedingungen man dort arbeiten muss", sagt sie.