Mobile World Congress 2016
5G kommt früher als erwartet
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
"Auch wenn es einige überrascht, wird 5G schneller kommen als erwartet, erklärte Nokia-CEO Rajeev Suri zum Auftakt des Mobile World Congress in Barcelona. Der Chef des finnischen Mobilfunkausrüsters geht davon aus, dass mit der Umstellung derNetzeNetze auf 5G-Technologie deutlich früher begonnen wird als wie bislang angenommen 2020. Suri zufolge will sein Unternehmen noch in diesem Jahr mit den Investitionen in 5G-Technologie zu beginnen. Der Verkauf von Ausrüstung, die auf sich 5G upgraden lasse, könnte bereits 2017 beginnen. Alles zu Netzwerke auf CIO.de
2020 werden wahrscheinlich die 5G-Rollouts im großen Stil beginnen, so Suri, Davor würden Provider aber bereits ab 2017 ihre bestehende LTE-Infrastruktur auf frühe 5G-Anwendungen migrieren können. Volker Held, seines Zeichens Head of Innovation Marketing bei Nokia Networks, bestätigte diese Pläne im CW-Gespräch. Wie sein Titel verrate, befasse sich Nokia bereits mit der Vermarktung. Der vollständige kommerzielle Rollout finde jedoch erst 2020 statt, zumal die Standards voraussichtlich erst 2019 verabschiedet werden würden.
Held zufolge gibt es aber schon eine große Kenntnis darüber, welche Technologien zum Einsatz kommen werden, etwa Massive MiMo und eine Rahmenstruktur mit geringer Latenzzeit. Diese Eigenschaften gelte es nun in Feldversuchen zu verifizieren, außerdem werde man die Zeit nutzen, um die 5G-Technik auf Probleme zu untersuchen und zu härten.
Das neu vorgestellte Produkt AirScale Radio Access laufe aber bereits in Demos robust mit 2,5 Gigabit/s im Down- und Upstream und könne sogar noch mehr Durchsatz bereitstellen - dies alles bei Latenzzeiten im einstelligen Millisekundenbereich. Pre-Standard-5G komme auch für eine neue Technik zur Datenübertragung auf der letzten Meile namens FastMile zum Einsatz, so der Nokia-Manager. Wenn die Standard da seien, werde die Technik angepasst und es könne losgehen.
Wie Held bestätigte, ist von den groß angelegten Vorstellungen der vergangenen Jahre, was der neue Standard leisten muss, überraschend viel übrig geblieben. "5G ist immer noch die eierlegende Wollmilchsau", erklärte er, "aber technisch beherrschbar, da alles flexibel angelegt ist". So lasse sich die Mobilfunktechnologie durch Network Slicing in verschiedene Netze partitionieren. Werde diese Technik, die auf Software-Defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV) basiert, sauber orchestriert, stünden diese Funktionen über alle Netze hinweg bereit.
Was leistet 5G?
Für welche Einsatzszenarien sich 5G eignet, zeigt Nokia auf dem MWC in Barcelona in verschiedenen Live-Demos. Eine davon ist eine Art Weiterentwicklung des Testfelds für vernetztes Fahren auf der A9im Miniaturformat. Es besteht aus einer Strecke für Modellautos in Form einer liegenden Acht, unter dem ein Netz aus Basistationen und Edge-Clouds liegt. Die Autos kommunizieren über diese Infrastruktur miteinander in Quasi-Echtzeit und schaffen es so, unfallfrei und relativ flüssig die Kreuzung überqueren.
In einer Stadion-Demo wiederum zeigt Nokia, wie die Zuschauer einer Sportveranstaltung spannende Szenen als Nahaufnahme über eine Companion-App auf ihrem Smartphone verfolgen könnten. Dies ist im Prinzip zwar heute schon möglich, allerdings verdirbt die deutliche Verzögerung bei der Übertragung der Bilder den Genuss.
Für die mit 5G mögliche Quasi-Echtzeitübertragung gibt es natürlich auch eine Reihe von denkbaren Business-Szenarien, etwa für die Machine-to-Machine-Kommunikation im Bereich industrielle Automatisierung. So präsentiert Nokia auf dem Stand von China Mobile, wie mehrere Roboterarme über einen zentralen Server und einer 5G-Verbindung mit extrem geringer Verzögerung so koordiniert werden, dass sie einen Ball auf einer sich bewegenden Plattform balancieren. Wird der Ball angestoßen, gleichen dies die Roboter in einer konzertierten Aktion aus, so dass der ursprüngliche Kurs beibehalten wird.
Als Verwendungsmöglichkeit für die hohen Bandbreiten sehen die Finnen etwa hochauflösende Virtual-Reality-Szenarien, wie man sie dem Holodeck von Raumschiff Enterprise kennt.