Agile Prinzipien bei der KRONES AG

Agile Methoden in der Maschinenentwicklung



Aian Hundegger ist seit mehr als 15 Jahren bei Campana & Schott tätig und leitet als Expertise Lead das Expertise Cluster Agility. In dieser Funktion entwickelt er das Thema Agilität bei Campana & Schott weiter und betreut Kunden verschiedenster Branchen bei Enterprise Agility, Agile Cultural Transformation, Change Management, Kanban, Scrum und weiteren Methoden.

 

Das erste agile Pilotprojekt

Um das Mindset zu festigen, wählte KRONES über eine Stacey-Matrix ein geeignetes Pilotprojekt aus. Es sollte weder zu einfach sein, da es sonst wenige Lessons learned bietet, noch zu komplex. Dann lässt sich nicht ermitteln, ob Herausforderungen am Projekt oder an der agilen Methode liegen. In diesem Fall sollte eine neue Etikettiermaschine entwickelt werden, die durch den gleichzeitigen Ablauf zweier Produktionsschritte eine Ersparnis im fünfstelligen Euro-Bereich ermöglicht. Aufgrund der agilen Arbeitsweise wurde schon nach drei Monaten deutlich, dass diese Kostenoptimierung nicht erreichbar war. Mit der herkömmlichen planbasierten Methode wäre dies wohl erst nach einem viel längerem Zeitraum erkannt worden.

Dynafill heißt die agil entwickelte Abfüllmaschine der Krones AG.
Dynafill heißt die agil entwickelte Abfüllmaschine der Krones AG.
Foto: Krones AG

"In der klassischen Denkweise hätten wir das Scheitern des Projekts als Misserfolg bewertet, doch im agilen Mindset gilt auch ein Fail-Fast als Erfolg, denn durch das frühe Abbrechen haben wir viel Zeit und Kosten gespart", berichtet Rossmann. "Die agile Hardware-Entwicklung hat uns vor dem Verschwenden von Ressourcen bewahrt."

Aufgrund des positiven Ergebnisses startete KRONES weitere agile Projekte. Das erfolgreichste ist bislang die Entwicklung einer Maschine zur Befüllung von Bierflaschen unter Vakuum. Die unter dem Markennamen Dynafill Mitte 2021 auf den Markt kommenden Produkte bieten zahlreiche Vorteile:

  • Kombination von Füll- und Verschließprozess in nur einer Baugruppe

  • dadurch weniger Platzbedarf sowie geringerer Energie- und CO2-Verbrauch

  • schnellerer Abfüllprozess unter einer Sekunde statt bisher fünf Sekunden pro Flasche

  • gesteigerte Ausstoßleistung von bis zu 100.000 Behältern pro Stunde

  • höhere Abfüllqualität durch geschlossenen hygienischen Füll- und Verschließbereich

  • Temperatur-Unabhängigkeit, da das Bier nicht mehr gekühlt werden muss.

"Dynafill ist ein echtes Highlight-Projekt für unsere agile Hardware-Entwicklung", freut sich Holger Kahlert. "Hier haben Mechaniker, Elektroniker und Verfahrenstechniker, die sonst sehr unterschiedlich denken, Hand in Hand zusammengearbeitet und ihre Entwicklungszeiten aneinander angepasst." Dieser Erfolg habe dazu geführt, dass man statt wie geplant zwei bis drei Projekte nun fünf bis sechs Projekte gleichzeitig in der agilen Entwicklung laufen lasse.

Dazu zählt etwa eine neue Streckblasmaschinen-Generation. Dafür wurde jedoch nur ein Teilprojekt agil entwickelt und in ein größeres plangesteuertes Gesamtprojekt integriert. Dies zeigt, dass nicht zwingend alles zu 100 Prozent agil sein muss, sondern auch hybride Ansätze möglich sind. Damit werden die Vorteile beider Welten miteinander verbunden.

Effizienteres und flexibles Arbeiten

Insgesamt haben die agil geführten Projekte KRONES zahlreiche Vorteile gebracht. Das selbstorganisierte und eigenverantwortliche Arbeiten mit Blick auf den Kunden und den Mehrwert erhöht sich sukzessive. Damit treffen neue Produkte genauer den tatsächlichen Bedarf, Fehler werden frühzeitig erkannt und behoben. Die stärkere Offenheit und Flexibilität sowie die verbesserte Fehlerkultur steigern zudem nicht nur die Leistung der Mitarbeiter, sondern auch deren Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber.

"Unsere Software-Entwicklung hat schon länger mit Scrum gearbeitet und ihre Erfahrungen haben auch in andere Teams ausgestrahlt, vor allem in die Automatisierung", erinnert sich Rossmann. "Doch für Agilität ist ein starker Kulturwandel im gesamten Unternehmen nötig, der Zeit braucht." Zumindest zum Start seien externe Berater hilfreich, die durch ihre Projekterfahrung und Best Practices ein anderes Standing hätten als interne Kollegen. Dank einer schrittweisen Einführung von agilen Methoden habe KRONES eine Reihe von Vorteilen erzielt, darunter eine höhere Qualität durch kontinuierliches Feedback, das Finden neuer Lösungsansätze, ein optimierter Ressourceneinsatz sowie mehr Transparenz gegenüber Produktverantwortlichen.

Fazit

"Durch die ersten Projekte haben wir ein Paket voller Erfahrungen gesammelt, mit denen wir die Agilität weiter vorantreiben", resümiert Holger Kahlert. "Mittelfristig steht bei uns ein unternehmensweiter Rollout agiler Methoden an, wozu aber größere Organisations- und Prozessveränderungen sowie die Unterstützung von unten und oben nötig sind." Dabei zahle es sich aus, dass KRONES frühzeitig weitere Abteilungen wie HR und IT eingebunden habe.

"Dank des guten Coachings haben wir gelernt, dass wir agile Prinzipien in kleinen Schritten einführen können, eine Mischung aus agil und klassisch möglich ist und sich alle Methoden und Tools an unsere jeweiligen Bedürfnisse anpassen lassen. Denn Agilität ist kein Zustand, sondern erst ein Grundverständnis und dann ein permanenter Prozess."

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