Lufthansa will Teile übernehmen
Air Berlin meldet Insolvenz an
Die arabische Hauptaktionärin und langjährige Geldgeberin Etihad Airways habe Air BerlinAir Berlin die finanzielle Unterstützung entzogen, teilte Air Berlin am Dienstag mit. Die LufthansaLufthansa - Deutschlands größte Fluglinie - will jetzt Teile der hochverschuldeten Gesellschaft übernehmen und auch Mitarbeiter einstellen. Die Bundesregierung hilft mit einem Brückenkredit, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Top-500-Firmenprofil für Air Berlin Top-500-Firmenprofil für Lufthansa
Die seit Jahren nur noch für Centbeträge gehandelte Air-Berlin-Aktie war am frühen Nachmittag zeitweise von Handel ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme des Handels stürzten Titel von Air Berlin um bis zu 47 Prozent ein. Zuletzt lag die Aktie noch mehr als 38 Prozent im Minus bei 0,48 Euro. Für die Lufthansa-Aktie ging es hingegen um 2,92 Prozent hoch auf 20,23 Euro. Ein Händler begründete dies mit der Hoffnung, dass die Kranich-Linie günstig an Unternehmensteile und Landerechte herankommen könnte. Außerdem falle auf kurz oder lang eventuell auf einigen Strecken ein Wettbewerber weg, fügte er hinzu.
Etihad dreht den Geldhahn zu
Nachdem Etihad weiteren Zuschüssen eine Absage erteilt hat, sieht Vorstandschef Thomas Winkelmann keine Hoffnung mehr für die Berliner Fluglinie. Es gebe für Air Berlin keine positive Fortbestehensprognose mehr, räumte das Management ein. Die arabische Fluglinie Etihad, die rund 29 Prozent an dem Unternehmen hält, hatte Air Berlin 2012 mit immer neuen Finanzspritzen in der Luft gehalten. Dennoch flogen die Berliner von Jahr zu Jahr höhere Verluste ein. Die Schulden erreichten eine Milliardensumme.
Am Dienstag stellte Air Berlin beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Gleiches gilt für die Air Berlin plc & Co Luftverkehrs KG und die Wartungssparte. Für die österreichische Tochter Niki Luftfahrt und die Frachtsparte Leisure Cargo seien derzeit hingegen keine Insolvenzanträge geplant, hieß es.
Alle Flüge sollen stattfinden
Bei den Kunden versuchte das Management für Beruhigung zu sorgen. Alle Flüge von Air Berlin und Niki fänden statt, und die gebuchten Tickets blieben gültig. Auch könne man weiterhin Tickets für die angebotenen Flüge buchen, hieß es. Die Bundesregierung unterstütze Air Berlin mit einem Übergangskredit, der durch eine Bundesbürgschaft abgesichert werde. Sie diene dazu, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes sichere den Flugbetrieb für ungefähr drei Monate, sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD).
Unterdessen verhandelt die Gesellschaft mit der Lufthansa und weiteren Partnern darüber, dass diese Betriebsteile von Air Berlin übernehmen. Die Verhandlungen seien bereits "weit fortgeschritten", liefen "erfolgsversprechend" und könnten "zeitnah" abgeschlossen werden. Auch die Lufthansa erklärte, die Verhandlungen "zu einem schnellen und positiven Ergebnis" führen zu wollen.
Lufthansa will Air-Berlin-Teile übernehmen
Schon jetzt sind mindestens 30 Mittelstreckenjets von Air Berlin samt Besatzung für den Lufthansa-Konzern im Einsatz. Die gemieteten MaschinenMaschinen fliegen für die Lufthansa-Billigmarke Eurowings und die österreichische Konzerntochter Austrian Airlines. Die Lufthansa will mit ihrer Unterstützung auch erreichen, dass der Betrieb dieser Flugzeuge reibungslos weitergeht. Top-Firmen der Branche Transport
Air-Berlin-Chef Winkelmann hatte die Führung der seit Jahren kriselnden Fluglinie erst im Februar übernommen. Er selbst kam von der Lufthansa, bei der er deren langjährige Billigmarke Germanwings aufgebaut und in die schwarzen Zahlen geführt hatte. Als er als Nachfolger von Stefan Pichler bei Air Berlin antrat, wurde bereits spekuliert, dass er eine Übernahme von Air Berlin durch die Lufthansa vorbereiten solle.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für eine Komplettübernahme der Rivalin allerdings immer wieder hohe Hürden genannt. Neben wettbewerbsrechtlichen Fragen nannte er dabei die hohen Betriebskosten der Berliner sowie den hohen Schuldenberg des Unternehmens. Die Frage der Schulden könne nur Etihad lösen, hatte es zuletzt aus Frankfurt geheißen. (dpa/rs)