Sanfte Töne auf der Hauptversammlung

Aktionäre loben SAPs Veränderungskurs

22.05.2014
Unruhe im Vorstand, Umschichtungen in der Belegschaft, ein neues Geschäftsmodell. SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner spricht von einer "Revolution". Die Aktionäre hoffen vor allem, dass es mit dem "IT-Schlaraffenland" weitergeht.

Trotz mehrerer Wechsel im Vorstand und Umbrüchen im Geschäftsmodell haben die Aktionäre des Softwarekonzerns SAPSAP vorwiegend sanfte Töne auf der diesjährigen Hauptversammlung angeschlagen. "SAP ist mitten in der Metamorphose. Aber die Aussichten scheinen rosig zu sein", sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Mannheim. "Wir wollen weiter gut im IT-Schlaraffenland leben", gab sie dem SAP-Vorstand mit. Die Aktionäre erhalten mit einem Euro je Aktie 15 Cent mehr Dividende als im Vorjahr. Alles zu SAP auf CIO.de

Kritik rief vor allem der Wechsel des bisherigen Co-Chefs Jim Hagemann Snabe in den Aufsichtsrat hervor. Die sonst übliche zweijährige Karenzzeit umgeht der Konzern, indem schon die Zustimmung von mehr als 25 Prozent der Aktionäre eingeholt wurde.

Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte den Wechsel und stellte die Position von SAP-Mitbegründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner infrage. "Wer stoppt eigentlich Hasso Plattner, wenn er sich irgendwann mal irren sollte." Das könne keiner leisten, der dem SAP-Gründer beruflich zum Dank verpflichtet sei wie Snabe. "Herr Plattner, Sie sind ein ideologisches Risiko für diese Gesellschaft", schimpfte Hans-Martin Buhlmann vom Verein institutioneller Privatanleger.

Plattner wies die Kritik zurück. Er versichere, dass er sich nur in ganz beschränktem Maße außerhalb seiner vorgesehenen Aufgaben als Aufsichtsratsvorsitzender bei SAP einbringe. "Ich mische mich nicht ein in den Vertrieb, nicht ein in rechtliche Angelegenheiten", betonte er. Plattner gilt nach wie vor als technologischer Vordenker für den Softwarekonzern und Vater der Datenbank Hana. "Ich hoffe, dass er uns solange wie möglich erhalten bleibt", sagte Snabe. Er selbst habe keine Ambitionen auf den Aufsichtsratsvorsitz.

Mitten in einem tiefen Umbruch

Dabei befindet sich der Softwarekonzern schon mitten in einem tiefen Umbruch. Plattner sprach von einer Revolution. Auf der Hauptversammlung wurde auch die Umfirmierung in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) beschlossen. Nach mehreren Wechseln im Vorstand steht zudem der Wegfall von Stellen bevor, der von dieser Woche an mit den Betriebsräten verhandelt wird. Dadurch sollen Doppelstrukturen abgebaut werden, die entstanden sind, weil SAP mehr Software zur Miete verkaufen will.

Einem Sprecher zufolge sind gut drei Prozent der weltweit 67 000 Mitarbeiter von dem Umbau betroffen - etwa 2000 Arbeitsplätze. Am Ende des Jahres soll SAP aber mehr Mitarbeiter haben, sagte Vorstandschef Bill McDermott. Der US-Amerikaner leitet den Konzern nach dem Weggang von Snabe mit einem fast runderneuerten Vorstand allein.

Ruhiger dürfte es unter McDermott nicht werden. Er wolle mögliche künftige Führungskräfte früh in die Verantwortung nehmen, sagte er und kündigte weitere Veränderungen im Management an.

Schon im Februar hatte McDermott das Ziel ausgegeben, den Konzern schlanker aufstellen zu wollen. Das gilt nicht nur für die Belegschaft. SAP-Software soll mit Hilfe einer neuen Benutzeroberfläche einfacher zu bedienen sein. Außerdem soll mehr Software zur Miete verkauft werden. Zweiter Hoffnungsträger ist die schnelle Datenbanktechnologie Hana, die als Arbeitspferd unter den SAP-Programmen gedacht ist. Aktuell ist SAP allerdings erst die Nummer vier im weltweiten Datenbankgeschäft. Herkömmliche Softwarelizenzen und damit verbundene Serviceverträge machen noch den größten Anteil des Jahresumsatzes zuletzt von rund 17 Milliarden Euro aus. (dpa/tö)

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