Früher als gedacht
Allianz steckt weitere Milliarde in Aktienrückkauf
Den vorigen Aktienrückkauf über zwei Milliarden Euro vom Jahresbeginn hatte der Versicherer erst Anfang Mai abgeschlossen. Damit scheint die Allianz nach den Deals zu Liverpool Victoria und Euler Hermes derzeit keine größere Übernahme zu planen.
Nach Aussage von Finanzvorstand Giulio Terzariol von Mitte Mai geht die Allianz-Spitze bei den Aktienrückkäufen grundsätzlich von einem jährlichen Rhythmus aus. Der Manager hatte aber nicht ausgeschlossen, dass eine Entscheidung auch früher fallen könnte - was nun geschah. Analysten hatten angesichts der dicken Kapitaldecke des Konzerns bereits darauf spekuliert.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart am Dienstag gewann die Allianz-Aktie 1,1 Prozent an Wert. Analyst Johnny Vo von der Investmentbank Goldman Sachs rechnete allerdings mit keiner allzu großen Kursreaktion. So sei das Volumen des Aktienrückkaufs im Vergleich zum Börsenwert des Versicherers eher begrenzt. Die Allianz ist an der Börse insgesamt rund 77 Milliarden Euro wert.
Starten soll das neue Rückkaufprogramm an diesem Mittwoch. Die erworbenen Papiere will Allianz einziehen, so dass sich die Zahl der Aktien am Markt verringert. Dadurch sollte der Wert der verbleibenden Papiere steigen.
Die Allianz hatte Anfang 2017 eine Welle von Aktienrückkäufen gestartet. Anlass war eine selbst gesetzte Regel, nach der der Konzern überschüssiges Kapital, das er nicht für Übernahmen oder anderes Wachstum benötigt, alle drei Jahre an die Aktionäre zurückgibt. Diese Regel wurde zwar sofort wieder gestrichen. Allerdings erklärte die Allianz, überschüssiges Kapital künftig flexibel an die Aktionäre zurückzugeben. Anfang 2018 folgte dann das zweite Programm, im Juli nun das dritte.
Keine geeigneten Übernahmeziele
Hintergrund ist, dass die Allianz auf der Suche nach geeigneten Übernahmezielen die ganz große Gelegenheit bisher nicht gefunden hat. Konzernchef Oliver Bäte hat wiederholt erklärt, in der Sachversicherung weiter zukaufen zu wollen. Allerdings seien die aufgerufenen Preise für Unternehmen zu hoch.
Der französische Allianz-Rivale Axa hatte im Mai die Übernahme des US-Versicherers XL Group angeschoben - für 15,3 Milliarden US-Dollar. Auch die Allianz war als möglicher Interessent für XL gehandelt worden. Vor allem der hohe Preis, den Axa bietet, sorgte bei Analysten für skeptische Reaktionen.
Die Vorsicht der Allianz kommt bei der US-Bank JPMorgan besser an. Am Freitag stufte Analyst Michael Huttner die Aktie nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Er sieht bei der Aktie ein Kurspotenzial von 25 Prozent und nur ein geringes Verlustrisiko. Bei einer Investorenveranstaltung am Donnerstag habe der Konzern betont, dass derzeit keine große Übernahme anstehe. Damit dürfte ein Grund für die Schwäche der Aktie in den vergangenen Wochen beseitigt sein, schlussfolgerte der Experte.
Im vergangenen Jahr hatte die Allianz die Übernahme des britischen Versicherers Liverpool Victoria angeschoben, die sich am Ende auf gut eine Milliarde Euro belaufen dürfte. Zuletzt steckten die Münchner zwei Milliarden Euro in die Komplettübernahme des Kreditversicherers Euler Hermes, an dem sie zuvor bereits die Mehrheit gehalten hatte. (dpa/ad)