Public IT


Digitalisierung der Verwaltung

Ampelkoalition führt digitales Konto für Bürger ein

25.05.2023
2017 startete die große Koalition einen ersten Anlauf, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Nun unternimmt das Ampel-Bündnis einen zweiten Versuch, setzt sich dabei aber keine Fristen.
Mit Bayern.ID existiert im Freistaat bereits die Möglichkeit, bestimmte Behördengänge digital zu erledigen.
Mit Bayern.ID existiert im Freistaat bereits die Möglichkeit, bestimmte Behördengänge digital zu erledigen.
Foto: Freistaat Bayern

Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen in Deutschland endlich in die Lage versetzen, wichtige Behördenangelegenheiten digital zu erledigen. Das sieht ein neues Gesetz zur Digitalisierung der Verwaltung (OZG 2.0) vor, das am Mittwoch im Bundeskabinett auf den Weg gebracht wurde. Künftig könnten digitale Anträge deutschlandweit über die "BundID" als zentrales Bürgerkonto gestellt werden, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Eine Frist zur Umsetzung der DigitalisierungsprojekteDigitalisierungsprojekte vor allem in den Kommunen wurde allerdings nicht festgelegt. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Der Verzicht auf Umsetzungsfristen für die Online-Projekte war bereits nach der Veröffentlichung eines ersten Referentenentwurfs im Januar nicht nur von den Oppositionsparteien kritisiert worden. Er wurde auch von Vertretern der Grünen und der FDP bemängelt.

Faeser sagte, dass sich der Bund zusammen mit Ländern und Kommunen jetzt auf 15 besonders wichtige Leistungen fokussiere. "Spätestens 2024 werden dadurch zum Beispiel die Kfz- oder Führerschein-Anmeldung, die Ummeldung, die Eheschließung, eine Baugenehmigung und das Elterngeld deutschlandweit digital beantragt werden können. Das ist ein großer Gewinn für die Bürger - und ein Meilenstein auf dem Weg zum digitalen Staatdigitalen Staat." Alles zu Public IT auf CIO.de

Das neue OZG stieß auf heftige Kritik in der Digitalwirtschaft. "Die Bundesregierung verpasst mit den jetzt geplanten Änderungen am Onlinezugangsgesetz die Chance, die Digitalisierung der Verwaltung wirklich konsequent voranzutreiben", sagte der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg. "Der vorliegende Gesetzentwurf ist kein OZG 2.0, sondern allenfalls ein OZG 1.1. Der Bund will sich noch einmal fünf Jahre Zeit lassen, bis seine eigenen Verwaltungsleistungen digital abgewickelt werden können."

Verwaltungsabläufe komplett auf digitale Prozesse umstellen

Das Innenministerium dagegen betonte, mit dem neuen OZG werde ein Schwerpunkt darauf gelegt, Verwaltungsabläufe komplett auf digitale Prozesse umzustellen. Die Zettelwirtschaft werde endgültig durch die gesetzliche Verankerung des sogenannten Once-Only-Prinzips abgeschafft. Nachweise für einen Antrag - zum Beispiel eine Geburtsurkunde - müssen nach diesem Prinzip nur einmal (once only) vorgelegt werden und können zukünftig auf elektronischem Wege bei den zuständigen Behörden und Registern mit Einverständnis des Antragstellers abgerufen werden.

Damit digitale Anträge nicht mehr auf Papier unterschrieben werden müssen, wird bei der digitalen Abwicklung auf die bislang notwendige Schriftform verzichtet. Durch die Gesetzesänderung könnten zukünftig alle Leistungen rechtssicher einfach und einheitlich mit der Onlineausweisfunktion des Personalausweises digital beantragt werden. "Es ist keine händische Unterschrift mehr notwendig", versprach Faeser.

Mit der BundID wird ein digitales Postfach bereitgestellt, über das die Bürger mit der Verwaltung kommunizieren können. Außerdem können über dieses Bürgerkonto Bescheide zugestellt werden können. Auch finanzielle Hilfen des Staates sollen über dieses Konto laufen. Das BundID-Konto gibt es schon seit 2019, sie fristete aber jahrelang ein Nischendasein. Erst mit der Auszahlung der Einmalzahlungen für Studenten und Fachschüler in Höhe von 200 Euro zu ihren gestiegenen Heizkosten in diesem Frühjahr wurde sie massenhaft genutzt.

Die BundID soll künftig bundesweit einheitlich genutzt werden. Die Bundesländer mit eigenen ID-Konten wie Bayern und Baden-Württemberg haben nun drei Jahre lang Zeit, sich von ihren Lösungen zu verabschieden. Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt hatten zuvor bereits angekündigt, mit der BundID ihre landeseigenen Servicekonten abzulösen.

Für die Grünen im Bundestag erklärte die Digitalexpertin Misbah Khan, nun gelte es, den DatenschutzDatenschutz und die IT-Sicherheit in der Verwaltung hochzuhalten. "Insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Cyberangriffe ist die effektive Absicherung unserer staatlichen Infrastrukturen ein Grundpfeiler der wehrhaften Demokratie." Nur wenn die persönlichen Daten der Bürgern im digitalen Staat sicher seien, werde er auf eine gesamtgesellschaftliche Akzeptanz stoßen. (dpa/rs/rw) Alles zu Datenschutz auf CIO.de

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