CIO Auf- und Aussteiger


Keine Erfahrung mit Hardware

Analysten über den neuen HP-Chef

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Während HP-Verantwortliche die Berufung von Léo Apotheker naturgemäß durchgehend positiv bewerten, zeigen sich die Analysten und Mitbewerber misstrauisch bis süffisant. Für HP-Verwaltungsratschef Robert Ryan ist Apotheker ein "strategischer Denker mit Leidenschaft für Technik", für Larry Ellison, Chef von OracleOracle, ist er dagegen in "Industriespionage und Diebstahl geistigen Eigentums" verwickelt und habe - überhaupt - bei SAP versagt. Alles zu Oracle auf CIO.de

"HP nimmt einen Mann, der bei SAP gefeuert wurde, weil er zu schlecht war"

In der britischen Financial Times äußerte sich Ellison so: "SAP hat bereits öffentlich zugegeben, systematisch Oracles geistiges Eigentum gestohlen zu haben und hat dafür auch finanziell die Verantwortung übernommen. Ein Großteil dieser Industriespionage und Diebstahl geistigen Eigentums passierte, als Léo Chef von SAP war". Auch sonst hat der streitbare Oracle-Chef für den ebenfalls als streitbar geltenden Apotheker kaum freundliche Worte übrig: "Ich bin sprachlos. HP hatte mehrere gute interne Kandidaten, und dann nehmen sie einen Mann, der vor kurzem bei SAP gefeuert wurde, weil er zu schlecht war".

Die Urteile von Analysten und Investoren fallen dagegen etwas freundlicher aus, sind aber dennoch verhalten. So zitiert das Handelsblatt einen Analysten namens Kaushik Roy von Wedbush Securities: "Es ist gut, dass sie jemand von außen genommen haben, er wird einen frischen Blick in das Unternehmen bringen. Außerdem hat er SAP aufgebaut, ein Unternehmen, das sehr auf Forschung und Entwicklung ausgerichtet ist." HP fehle es an InnovationInnovation, Apotheker könne hier den notwendigen Wandel herbeiführen. "Das sollte der HP-Aktie gut tun", so Roy. Alles zu Innovation auf CIO.de

Die Analysten von Pierre Audoin Consulting (PAC) sehen in der Berufung Apothekers zu zu HP eine Herausforderung für beide: " Auf das Hardware-Geschäft ausgerichtete Konzerne wie HP sind gezwungen, sich zu wandeln. Wie sich das Hard- und Softwaregeschäft kombinieren und mit Dienstleistungen ergänzen lassen, macht beispielsweise die IBM vor. HP hat durch den Kauf von EDS ein solides Standbein im Servicegeschäft errichtet und unternimmt nun überfällige Anstrengungen, das eigene Profil im Softwaregeschäft zu schärfen". Apotheker habe bewiesen, dass er "neue IT-Geschäfts aufbauen kann". Seine SAP-Erfahrungen als Vertriebsleiter für Europa und als Vorstand für Vertrieb und Marketing seien "Qualifikationen, die ihm bei HP helfen könnten".

Allerdings, fügt PAC-Analyst Christophe Chalon hinzu, verfüge Apotheker über keine Erfahrungen im Hardware-Geschäft. Ins selbe Horn, aber wesentlich lauter, bläst auch Kim Caughey Forrest, Analyst bei Fort Pitt Capital, "HP ist eine komplett andere Firma als SAP - das ist meine größte Sorge". Und über die Qualifikationen des neuen CEOs: "Kennt er sich bei Hardware überhaupt aus? Das ist doch die Frage".

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