Consultant-News


Lünendonk-Studie zum Consulting-Markt

Auch Berater müssen digitalisieren

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Sechs von zehn Beratungsfirmen arbeiten mit Anbietern von Business-Intelligence-Lösungen (BI) zusammen. Die Consultants wollen ihre Kunden vor allem bei der Customer Journey und dem Monitoring von digitalen Kundenschnittstellen unterstützen.
  • Knapp jeder zweite Berater erklärt, die Tools der Kunden seien "nicht geeignet, um komplexe Sachverhalte darzustellen und große unstrukturierte Datenmengen auszuwerten"
  • 21 Prozent erklären, dass ihre Kunden im Ausschreibungs-Pitch regelmäßig oder oft eine datenbasierte Analyse der jeweiligen Aufgabenstellung verlangen
  • 63 Prozent bestätigen, dass Technologiekompetenz (Big Data, Automatisierung, u.a.) für Berater in Zukunft sehr wichtig sein wird

BeraterfirmenBeraterfirmen müssen ihre Kunden nicht nur zunehmend in Digitalisierungs-Projekten unterstützen, sondern sich auch selbst digitalisieren. Das gilt für Management- und IT-Consultants ebenso wie für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Wie sie dabei vorgehen, beleuchtet Lünendonk in einer Studie, für die gut 120 Führungskräfte und Projektverantwortliche befragt wurden. Alles zu Consultant News auf CIO.de

Digitale Kompetenzen werden bei Beratern künftig sehr viel stärker gefragt sein.
Digitale Kompetenzen werden bei Beratern künftig sehr viel stärker gefragt sein.
Foto: Lünendonk & Hossenfelder

Insgesamt 83 Prozent der Teilnehmer setzen in Kundenprojekten bereits analytische Tools ein (Excel war bei dieser Frage ausgenommen). 61 Prozent arbeiten - zumindest punktuell - mit Herstellern von Self Service-BI Tools (Business IntelligenceBusiness Intelligence) zusammen. Konkret geht es dabei um Data AnalyticsAnalytics und Datenvisualisierung. 85 Prozent beraten ihre Kunden auch bei der Auswahl von Self-Service-Tools. Für das Interesse ihrer Kunden an diesen Werkzeugen nennen die Berater mehrere Gründe: die Notwendigkeit eines möglichst tagesaktuellen und geräteunabhängigen Berichtswesens mit intuitiver Bedienbarkeit, der Wunsch der Fachbereiche nach Unabhängigkeit von der IT und die Komplexität und Menge der Daten. Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu Business Intelligence auf CIO.de

Inhaltlich drehen sich die Projekte, in denen Kunden softwaregestützte Beratung verlangen, vor allem um die Customer Journey (68 Prozent der Nennungen) , das Monitoring und die Analyse von Transaktionsdaten (66 Prozent) sowie um kürzere Reporting-Zyklen (63 Prozent). Bei solchen Analysen steht immer noch der Blick auf den Status Quo auf Basis vergangenheitsorientierter Daten im Fokus (93 Prozent). Das Einschätzen künftiger Entwicklungen mittels Predictive AnalyticsPredictive Analytics nutzen mit 61 Prozent deutlich weniger Befragte. Alles zu Predictive Analytics auf CIO.de

Viele Hürden auf dem Weg zu Data Analytics

Der Nutzung von Data Analytics stehen Hindernisse im Weg. Ganz oben auf der Liste rangiert eine heterogene IT-Landschaft und damit verbunden ein hoher Aufwand für die Datenintegration. So haben viele Kunden der Berater mehrere ERP-Systeme und mehrere Stammdaten-Tools im Einsatz (76 Prozent). Oft sei die Unternehmenskultur - und hier geht es insbesondere um die Fachbereiche - noch nicht auf eine datenbasierte Steuerung ausgerichtet, so dass die Akzeptanz fehlt (63 Prozent). Häufig gestaltet sich auch die Anbindung an das IT-Backend wegen fehlender APIs als schwierig (49 Prozent).

Generell verzeichnen die Beratungsunternehmen im Bereich Data Analytics / Datenvisualisierung einen Anstieg der Kundenanfragen. Lediglich drei Prozent sprechen von rückläufigen Anfragen. Eine Mehrheit von 81 Prozent beobachtet ein Wachstum von bis zu einem Fünftel. Bei 16 Prozent steigt der Bedarf noch stärker. Fast alle erwarten eine weiter steigende Nachfrage.

80 Prozent der Befragten arbeiten heute - verglichen mit den vergangenen zwei Jahren - häufiger mit Datenanalyse-Tools in Beratungsprojekten. Fast ebenso viele beobachten, dass sich die auszuwertende Datenmenge verdoppelt bis verdreifacht hat. Die verbleibenden 21 Prozent schätzen das Wachstum sogar noch stärker ein. Dabei erklärt knapp jeder Zweite, die Tools der Kunden seien "nicht geeignet, um komplexe Sachverhalte darzustellen und große unstrukturierte Datenmengen auszuwerten". Daher nutze man die eigenen Tools - eine Aussage, die weitere 41 Prozent in abgeschwächter Form bestätigen.

21 Prozent der Berater berichten zudem, dass ihre Kunden im Ausschreibungs-Pitch regelmäßig oder oft eine datenbasierte Analyse der jeweiligen Aufgabenstellung verlangen. Am anderen Ende der Skala erklären jedoch 22 Prozent, das sei "nie" der Fall.

Anforderungen an Berater ändern sich

Die Befragten nutzen Datenanalyse-Lösungen auch intern. Sie versprechen sich von ihrer eigenen DigitalisierungDigitalisierung mehr Anziehungskraft auf Bewerber (61 Prozent) oder sehen sich mit der Forderung nach einem "Digital Workplace" konfrontiert (42 Prozent). Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Die Anforderungen an die Kompetenz der Berater steigen also. Die Studienteilnehmer wagen einen Blick in die Zukunft: Technologiekompetenz (zum Beispiel Big DataBig Data, Automatisierung, Cloud, Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz) stufen heute 20 Prozent als sehr wichtig ein - mit Blick in die Zukunft sagen das 63 Prozent. Digitaler Beratungskompetenz schreiben aktuell sechs Prozent eine sehr hohe Bedeutung zu, mit Blick nach vorn sind es 52 Prozent. Bei der Frage nach Kenntnissen moderner Tools etwa für Predictive Analytics springt dieser Wert von vier auf 29 Prozent. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Die Berater sind optimistisch, den Aufwand für das Daten-Management künftig besser in den Griff zu bekommen.
Die Berater sind optimistisch, den Aufwand für das Daten-Management künftig besser in den Griff zu bekommen.
Foto: Lünendonk & Hossenfelder

In puncto Daten-Management zeigen sich die Studienteilnehmer optimistisch. So erklären 38 Prozent, aktuell sei der Aufwand für das Überprüfen der Datenqualität "sehr hoch" - für die Zukunft erwarten das nur noch 23 Prozent. Auch Datenintegration und -beschaffung verursachen heute für 37 beziehungsweise 34 Prozent der Befragten "sehr hohen" Aufwand. Für die Zukunft sagen das nur noch 17 beziehungsweise dreizehn Prozent. Anders bei der Interpretation der Daten und dem Ableiten von Handlungsempfehlungen: Jeder Fünfte hält das für sehr aufwändig - und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Dennoch: wichtigstes Asset von Beratern bleiben Wissen und Erfahrung. Das bestätigen für den Moment 53 Prozent der Studienteilnehmer und für die Zukunft 65 Prozent.

Auf Hindernisse stoßen Analytics-Projekte übrigens auch innerhalb der Beraterfirmen. So fehlen den Studienteilnehmern Fachkräfte wie Datenwissenschaftler und Technologieexperten oder schlicht die Zeit, um sich damit zu beschäftigen (jeweils 46 Prozent der Nennungen). 17 Prozent der Befragten sind mit ihrer Auftragslage so zufrieden, dass sie keinen Veränderungsbedarf sehen.

Nach den Daten von Lünendonk wächst die Nachfrage nach IT-Beratungs- und Umsetzungsleistungen in Deutschland. Trotz Unsicherheitsfaktoren, darunter der Handelsstreit zwischen den USA und China oder der Brexit, stellen Unternehmen für die Digitalisierung Geld bereit. Damit erwarten die IT-Dienstleister für 2019 wie auch für 2020 einen Umsatzanstieg von jeweils knapp elf Prozent.

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