Strategien


Mattias Ulbrich über seinen Start

Audi-CIO: Keine 100 Tage Zeit

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Mattias Ulbrich hat seine ersten drei Monate als Audi-CIO absolviert. Für ihn war die Aufwärmrunde keine Sightseeing-Tour. Schon in den ersten 30 Tagen werden die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.
Gut vernetzt im Konzern: Mattias Ulbrich arbeitete schon bei HP als Account-Manager für Audi. 1998 wechselte er zu Audi, wurde 2003 CIO von Seat in Spanien und war seit 2006 bei Volkswagen in Wolfsburg tätig.
Gut vernetzt im Konzern: Mattias Ulbrich arbeitete schon bei HP als Account-Manager für Audi. 1998 wechselte er zu Audi, wurde 2003 CIO von Seat in Spanien und war seit 2006 bei Volkswagen in Wolfsburg tätig.
Foto: Audi AG

Die ersten 100 Tage in einer neuen Führungsposition sind nicht dazu gedacht, sich als Pauschaltourist von den Eindrücken des neuen Arbeitsumfelds berieseln zu lassen. "Sie müssen die Zeitspanne sauber strukturieren, damit Sie nicht in einen reaktiven Modus fallen", sagt Mattias Ulbrich, der im Februar 2012 seine Aufgabe als neuer CIO von Audi in Ingolstadt aufgenommen hat. In der dritten Februarwoche trat der Manager vor seine insgesamt 750 IT-Mitarbeiter, um sich und die inhaltlichen Schwerpunkte persönlich vorzustellen. Drei Monate später präsentierte er seine strategische Planung vor dem Audi-Vorstand. Für die Zeit dazwischen hatte sich Ulbrich einen Ablaufplan formuliert: "Erfolg haben Sie nur, wenn Sie auch eigene Prioritäten setzen und das Zeit-Management daran ausrichten."

Ulbrich erlebt die Phase der ersten 100 Tage nicht zum ersten Mal in seiner KarriereKarriere. Sein Vorteil: Er ist kein Unbekannter in der Audi-IT. "Ich kann auf ein Netzwerk bauen, das ich in den vergangenen 15 Jahren geknüpft habe", sagt er. Schon als Account-Manager bei HPHP war er Mitte der 1990er-Jahre für Audi zuständig, bevor er direkt zur Marke mit den vier Ringen wechselte - "die normale Management-Laufbahn": Verantwortlicher für IT und Produktions-IT am Standort Neckarsulm, dann CIO in Spanien bei der Konzernmarke Seat mit fachlicher Berichtslinie zu Audi, schließlich Wolfsburg. Hier kontrollierte Ulbrich IT-Services wie RechenzentrumRechenzentrum und Infrastruktur, zuletzt leitete er die weltweiten Produktionssysteme des Konzerns in Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien. "Nach fünf Jahren bei Audi, drei bei Seat und sechs bei VW hat mein Netzwerk viele Knoten", sagt er rückblickend. Alles zu HP auf CIO.de Alles zu Karriere auf CIO.de Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Schnell loslegen

Zudem musste Ulbrich bei Audi keinen Karren aus dem Dreck ziehen. Sein neuer Arbeitgeber steht wirtschaftlich solide da, und Vorgänger Klaus Straub, der zum Konkurrenten BMW wechselte, war 2011 vom CIO-Magazin zum "CIO der Dekade" gekürt worden. Trotzdem war für den neuen IT-Chef kein Leerlauf angesagt: "Als CIO haben Sie nicht wirklich 100 Tage Zeit, denn Sie müssen alle ProjekteProjekte rasch überprüfen und Quick Wins anstreben." Spätestens nach 30 Tagen, so Ulbrichs Erfahrung, sollten die ersten Weichen gestellt und Ziele gesetzt werden. "An der Schnittstelle von IT und Automotive müssen Sie schneller reagieren." Alles zu Projekte auf CIO.de

Trotz der von ihm erwarteten Geschwindigkeit weiß Ulbrich aber auch: "Anfangs sollte man zuhören." Vorgefertigte Meinungen und Lösungsansätze seien tabu, ebenso Entscheidungen im stillen Kämmerlein. Er habe zu Beginn viele Gespräche mit Vorständen und Management-Kollegen in den Fachbereichen geführt, um zu verstehen, wo die IT steht, was die wichtigsten Themen sind und wo die Prioritäten gesetzt werden müssen. "Das haben wir dann gemeinsam im Führungsteam der IT und mit den Fachbereichen erarbeitet." Erst im engen Schulterschluss könnten die Potenziale der IT erschlossen werden, sagt Ulbrich. "Neue Technologien ohne die Abstimmung mit dem Fachbereich bringen keinen Nutzen."

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