Mattias Ulbrich über seinen Start
Audi-CIO: Keine 100 Tage Zeit
Beispiel Vertrieb: "An einer Stelle im Serviceprozess des Handels gab es viele Systembrüche, und der Ablauf dauerte zu lange." IT und Fachbereich hätten die Situation analysiert und die Folgen bewertet - "vor Ort, nicht in irgendeinem Konferenzraum". Schließlich wüssten die Mitarbeiter in der Regel selbst, an welchen Stellen es nicht rund läuft. Innerhalb von vier Wochen wurde eine Liste mit Optimierungsmaßnahmen aufgestellt, die derzeit noch umgesetzt werden. Kaum Vorlauf hatten auch zwei andere Themen - der Kauf des Motorradherstellers Ducati sowie ein Messetermin: "Die Integration von Ducati hat mich vom ersten Tag an beschäftigt", erinnert sich Ulbrich. Und auf der CeBIT 2012 sollte der erneuerte A3 samt Facebook-Verbindung dem Publikum vorgestellt werden. "Solche Chancen können Sie nicht verstreichen lassen, nur weil Sie noch keine 100 Tage im Amt sind."
In der Management-Literatur stehen schnelle Erfolge - "Quick Wins" - gelegentlich für ein Anzeichen von Aktionismus, mit dem der Neue seine Tatkraft demonstrieren will. Ulbrich hingegen hält Quick Wins für einen wichtigen Erfolgsfaktor: "Sie zeigen umgehend Verbesserungen und wirken sich positiv auf die Motivation aus." Mit gemeinsamen Erfolgen könne die IT dahingehend Vertrauen aufbauen, dass sie nicht nur Probleme erfassen kann, sondern auch lösungsorientiert an Themen herangeht. "Und Vertrauen ist entscheidend für eine gute Zusammenarbeit."
Ungefiltertes im Biergarten
Das gilt auch für die IT an sich - viele Veranstaltungen und Meetings, kurze Wege sowie ein CIO, den die Mitarbeiter nicht nur aus der Fachpresse kennen. Daneben lädt Ulbrich zu sogenannten Kamingesprächen ein: Zwölf Mitarbeiter aus allen Bereichen der IT gehen mit dem CIO in den Biergarten oder "in einen Raum mit Kamin", aber stets nach Dienst und außerhalb des Werksgeländes. "So viele gute und ungefilterte Informationen wie hier würde ich sonst nie bekommen", sagt Ulbrich. Ein Ergebnis dieses Bottom-up-Ansatzes sei die Einführung einer Software für Mobile-Device-Management gewesen, "wobei der Impuls von den Mitarbeitern selbst gekommen ist". Diese können jetzt etwa den Kalender auf iPhones und iPads deutlich einfacher nutzen als zuvor.
Zudem trifft sich die IT regelmäßig in Jahresklausuren - etwa im Altmühltal, um Abstand vom Tagesgeschäft zu gewinnen. "So können wir aus einem anderen Blickwinkel auf unsere Themen schauen und die Strategie weiterentwickeln", sagt Ulbrich. Ein Ziel sei es, dass sich die IT-Mitarbeiter ein neues Denkmuster einprägen: "Wir dürfen nicht von der Technologie ausgehen, sondern müssen die Bedürfnisse der Anwender verstehen, um sie für neue IT-Anwendungen zu begeistern."
Dennoch bleibt die IT-Infrastruktur trotz der Annäherung ans Business ein wesentlicher Erfolgsfaktor. So errichtet Audi derzeit ein Rechenzentrum in Ingolstadt. "Die Leistung der Mitarbeiter, die unsere ServerServer 24 Stunden am Tag in Betrieb halten, ist genauso wichtig wie die Abwehr im Fußball." Angegriffen wird hingegen in anderen Feldern: "Wir wollen IT-intern das Projekt- und Architektur-Management deutlich stärken", betont Ulbrich. IT-Sicherheit als Schwerpunktthema sei bereits adressiert worden, ebenso die Internationalisierung und die In-Car-IT "Audi connect", ein wichtiges Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb. Alles zu Server auf CIO.de