Frustrierte IT-Professionals
Aus dem Traum in die Tretmühle
Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.
1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.
Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.
Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".
Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
Obwohl Lars Gronewald erst 36 ist, kann er bereits auf eine abenteuerliche KarriereKarriere zurückblicken: Er ist seit sieben Jahren berufstätig - und war in dieser Zeit bei sechs Arbeitgebern unter Vertrag. Nach einem Aufbaustudium fand der Elektrotechniker 1995 seine erste Anstellung: Für eine kleine Software-Firma entwickelte Gronewald damals eine Tourenplanungslösung. Das Projekt war zeitlich befristet, nach eineinhalb Jahren musste er wieder gehen. Doch 1997 war es leicht, IT-Jobs zu finden. Bei seinem neuen Arbeitgeber, einem mittelgroßen Dienstleister, sollte eine Abteilung für Web-basierte Unternehmenslösungen entstehen; das hatte man ihm zumindest bei der Einstellung so erklärt. Die Wirklichkeit sah anders aus. "Ich habe vier Monate lang HTML-Seiten programmiert und darüber hinaus absolut nichts dazugelernt", erinnert sich Gronewald. Sein Urteil: "Die Entscheidungen wurden von Leuten getroffen, die keine Ahnung hatten." Alles zu Karriere auf CIO.de
Projekte ohne Perspektive
Mit dem nächsten Job hatte er auch nicht viel mehr Glück: Ein großer Verband wollte mit ihm den Aufbruch ins Internet-Zeitalter schaffen. "Nach einem halben Jahr war meine erste Entwicklung fertig; alle fanden es super. Und dann sagte der Chef, in zwei bis drei Jahren werde man wohl so weit sein, diese Lösung einzuführen." Gronewald kündigte und heuerte beim outgesourcten IT-Dienstleister eines großen Konzerns an. Er landete bei einem Projekt, "das schon fünf Jahre lief und bei dem kein Ende in Sicht war. Zu lernen gab es da gar nichts." Nach drei Monaten reichte es ihm; er wurde Berater bei einem Systemhaus. Der Job gefiel ihm immerhin so gut, dass er zwei Jahre blieb. Dann zog ihn das Geld von Aachen nach München zu jenem Software-Unternehmen, für das er jetzt seit zweieinhalb Jahren arbeitet.
Jobhopper Gronewald ist kein Einzelfall: Wie eine nicht repräsentative Umfrage des Personalberaters Rarecompany ergab, beklagt mehr als die Hälfte der deutschen IT-Worker schon nach etwa einem Monat ein deutliches Missverhältnis zwischen dem vereinbarten Tätigkeits- und Verantwortungsbereich und dem tatsächlichen Arbeitsalltag. Das führe bei über einem Drittel der Befragten schon im ersten Vierteljahr zu gründlicher Enttäuschung.
Wer nach den Ursachen fragt, bekommt häufig dieselben Antworten. "Techniker beklagen generell, dass ihre Leistung zu wenig anerkannt wird", so Sven Kolthof, Partner und Mitgründer von Rarecompany. Konkret: Die Entwickler sind zwar selten die Helden, wenn es Erfolge zu feiern gibt. Dafür werden sie im umgekehrten Fall in die Zange genommen. "Da heißt es dann gern: Das funktioniert alles nicht. Was habt ihr denn für einen Mist zusammengeschraubt?", so Roger von Obricht, der als SAP-Berater schon oft diese Erfahrung gemacht hat. "Bei Problemen wird statt einer Lösung häufig erst mal ein Schuldiger gesucht." Als Ursache beklagt von Obricht ebenso wie Gronewald vor allem die Ignoranz technisch unbedarfter Chefs. Dieter Pfaff, CIO der RAG Aktiengesellschaft, sieht die Zusammenhänge anders: "Technischer Sachverstand hilft, ist aber nicht die Lösung. Das Entscheidende bleibt, einerseits den Technikern die Erwartung des Kunden an die Lösung zu vermitteln und andererseits bei der Frage der Erfüllbarkeit dieser Erwartungen genau auf die Techniker zu hören." Um beides zu erreichen, sei es allerdings der falsche Weg, Technikexperten um jeden Preis in Managementpositionen zu hieven. Am besten wäre es, findet auch Gronewald, wenn mehr ausgebildete Business-Manager zugleich technisch versiert wären. Seine Beobachtung: "Wo die Chefs technisch fit sind, da läuft der Laden."
Eine zweite, noch häufiger angeführte Quelle der Unzufriedenheit unter IT-Profis ist die generelle Führungsschwäche ihrer Bosse. Die wiesen nämlich nicht selten Defizite im zwischenmenschlichen Bereich auf, wie Rarecompany-Chef Kolthof meint. Vieles laufe hinter dem Rücken derjenigen ab, die es betrifft: "Wenn ich jemanden in die Entscheidung einbinde, mache ich ihn vom Angestellten zum Gefährten, und die Umsetzung von Beschlüssen wird für alle leichter. Doch es fehlt an der Fähigkeit zu offener Kommunikation."