Mann der klaren Worte
Axel Weber wird 60
Diplomatie ist seine Sache nicht. "Wenn ich von Inhalten nicht überzeugt bin, dann sage ich das auch" - Axel Webers klare Worte kamen nicht immer gut an. Ein gefragter Gesprächspartner ist der frühere Bundesbank-Präsident und heutige Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank UBS gleichwohl - erst jüngst wieder zu beobachten beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Dort sprach er auf dem Podium zur aktuellen Geldpolitik. An diesem Mittwoch (8.3.) wird der gebürtige Pfälzer 60 Jahre alt.
Schon kurz nach seinem Amtsantritt als Bundesbank-Präsident im April 2004 machte der renommierte Volkswirt selbstbewusst deutlich, dass er sich nicht den Mund verbieten lässt: Dass er seine Berufung dem damaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) zu verdanken hatte, hielt Weber nicht davon ab, die Rot-Grün betriebene Aufweichung des Euro-Stabilitätspaktes anzugreifen.
Auch mit Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hielt Weber nicht hinterm Berg: Als die Notenbank im Mai 2010 in der Euro-Schuldenkrise beschloss, dem strauchelnden Griechenland mit dem Kauf von Anleihen unter die Arme zu greifen, stellte sich der damalige Bundesbank-Präsident öffentlich gegen diesen Kurs - ein Tabubruch, ebenso wie die Weichenstellungen im Eurotower.
Dass "Polterbanker" ("FAZ") Weber seinen Kollegen im EZB-Rat in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" am Tag nach der umstrittenen EZB-Entscheidung vorwarf, die Unabhängigkeit der Notenbank zu opfern, läutete zugleich Webers vorzeitigen Abtritt von der Bundesbank-Spitze ein. Anfang 2011 schmiss der geldpolitische Hardliner hin - und brachte sich so auch um die Chance, selbst EZB-Präsident zu werden. Zum 1. Mai 2011 übernahm sein ehemaliger Student Jens Weidmann den Chefposten bei der Deutschen Bundesbank.
Als bisweilen ungemütlicher Kritiker galt der bullig wirkende Weber schon während seiner KarriereKarriere als Wissenschaftler. "Weber ist nicht der größte Diplomat, sondern geht den Dingen immer auf den Grund, was natürlich nicht immer angenehm für seine Gesprächspartner ist", beschrieb der inzwischen verstorbene Bonner Ökonom Manfred J. M. Neumann im Februar 2010 in der "Welt am Sonntag". Alles zu Karriere auf CIO.de
Weber promovierte und habilitierte am Lehrstuhl "Geld und Währung" der Universität Siegen. Anschließend hatte er Lehrstühle an den Universitäten Bonn (1994-1998), Frankfurt (1998-2001) und Köln (2001-2004) inne. Sein Netz in die Politik konnte Weber schon als Wirtschaftsprofessor spinnen: In den Jahren 2002 bis 2004 war der Volkswirt einer der "Fünf Weisen", die für die Bundesregierung als Sachverständige die gesamtwirtschaftliche Entwicklung begutachten. Nach dem abrupten Ende seiner Zeit als Quereinsteiger in der Welt der Notenbank wurde Weber als möglicher Nachfolger für Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank gehandelt. Doch stattdessen heuerte der mit einer Engländerin verheiratete zweifache Vater beim Konkurrenten UBS an und wurde im Mai 2012 zum Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums der führenden Schweizer Bank gewählt.
Seither treibt der passionierte Marathonläufer und bekennende Fußball-Fan (1. FC Kaiserslautern) den Umbau des Instituts voran, das in der jüngsten Finanzkrise mit Steuermilliarden gerettet werden musste: Schrumpfen des Investmentbankings, Ausbau der Vermögensverwaltung, Stärkung der Kapitalpuffer. Mit Erfolg, wie die Bilanz für 2016 belegt: Vor Steuern hielt die UBS mit 5,4 Milliarden Franken (rund 5,1 Mrd Euro) ihren Gewinn trotz Niedrigzinsen und Verunsicherung der Anleger fast stabil. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank machte im zweiten Jahr in Folge einen Milliardenverlust.
Webers Weg begann in der Provinz. Glan-Münchweiler heißt das Dorf in einer pfälzischen Hügellandschaft, in dem Weber mit zwei jüngeren Geschwistern aufwuchs, als Sohn eines sozialdemokratischen Bürgermeisters. Was ist das Erfolgsrezept des einst langhaarigen Abiturienten, der als Wissenschaftler, Zentralbanker und Banker Karriere machte? Aus dem Erinnerungsschatz von Webers Doktorvater Hans-Edi Loef ist dazu eine Anekdote überliefert: Er habe eine Party gegeben, schilderte Loef. Weber, gerade dabei, habilitiert zu werden, hatte eine Professur in Bonn bekommen. Mensch, sagte Loefs Frau, wie schön, dass Sie so ein Glück gehabt haben. "Nicht Glück", habe Weber da geantwortet. "Können." (dpa/rs)