CIO des Jahres


CIO des Jahres 2024

Barmer bietet GesundheitsID für bessere Versorgung

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der GesundheitsID will Marek Rydzewski allen Versicherten neue digitale Services anbieten – ein entscheidender Faktor für eine lückenlose Versorgung, so der Barmer-CDO.
  • CIO des Jahres 2024 - Finalist in der Kategorie Großunternehmen
  • Fokus auf Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit
  • Über 130.000 Menschen mit GesundheitsID
Die Digitalisierung soll der Barmer den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen.
Die Digitalisierung soll der Barmer den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen.
Foto: Barmer

Ohne DigitalisierungDigitalisierung geht im deutschen GesundheitswesenGesundheitswesen nichts mehr. Das haben längst auch die Krankenkassen erkannt und verinnerlicht. "Digitalisierung ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie", heißt es bei der Barmer. "Sie ist der Schlüssel zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Gesundheit

Der hohe Stellenwert der Digitalisierung spiegelt sich auch in der Organisation der Krankenkasse wider. Vor drei Jahren hat die Barmer die Managementposition des Chief Digital Officer (CDO) geschaffen, der auch die Innovationsabteilung Barmer.i. leitet.

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"Die Innovationsabteilung der Barmer ist Treiberin der digitalen Transformation", beschreibt CDO Marek Rydzewski die Rollenverteilung. Neben einem starken Fokus auf Nutzerzentrierung und der Digitalagenda 2025 habe man dafür unternehmensweit auch die Rolle der Digital-Multiplikatoren und -Botschafter etabliert. "Für erfolgreiche Digitalisierung, die nach innen und nach außen wirkt."

GesundheitsID - Schlüssel zu digitalen Services

Zentrales Projekt im Rahmen der Digitalagenda 2025 war neben dem Aufbau eines digitalen Ökosystems die Entwicklung einer digitalen Identität. Letztere bildet seit Dezember 2023 den Zugang zu den digitalen Services der Barmer.

Mit der Digitalen Identität, auch GesundheitsID genannt, erhielten alle Versicherten einen neuen, hochsicheren Zugang zu vielen Services der Barmer und zu Anwendungen der Telematikinfrastruktur, beschreibt Rydzewski die Bedeutung der Technologie. "Die GesundheitsID ist für unsere Versicherten der Schlüssel zu digitalen Services, für die Barmer ist sie der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft."

Mit einer digitalen Identität sollen die Versicherten Zugang zu neuen digitalen Services und Angeboten erhalten. Das verbessere die Versorgung insgesamt, verspricht die Barmer.
Mit einer digitalen Identität sollen die Versicherten Zugang zu neuen digitalen Services und Angeboten erhalten. Das verbessere die Versorgung insgesamt, verspricht die Barmer.
Foto: Iaremenko Sergii - shutterstock.com

Rund neun Millionen Menschen sind bei der Barmer krankenversichert. "Die Versicherten können von uns hochwertige und innovative Versorgung und Unterstützung in vielen Bereichen des Alltags erwarten", sagt der CDO. Digitale Angebote gehörten mit dazu und könnten ein entscheidender Faktor für eine lückenlose Versorgung sein. "Wir müssen dafür sorgen, dass digitale Angebote für alle zugänglich sind, akzeptiert werden und echten Mehrwert bieten."

Die digitale Identität ist keine Idee der Barmer, räumt Rydzewski ein. Die Krankenkassen hierzulande sind per Gesetz dazu verpflichtet, ihren Versicherten ab Dezember 2024 eine digitale ID anzubieten. Die Spezifikationen dafür hat die gematik festgelegt, die grundsätzlich den Rahmen für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssektors abstecken soll.

Allerdings sei Nutzerfreundlichkeit nicht Teil dieser Anforderungen gewesen, stellt der CDO der Barmer fest und sagt: "Hier haben wir angesetzt. Denn Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit entscheiden über den Erfolg."

Versicherte können selbstbestimmt über digitale Identität entscheiden

In die Umsetzungsphase gestartet ist Rydzewski mit dem Projekt DigIdent im Juni 2022. Dafür galt es die bestehenden Benutzerkonten von Grund auf zu überarbeiten. Außerdem musste eine technische Konzeption inklusive einer neuen Authentifizierungsstrecke umgesetzt werden. Nutzerinnen und Nutzer sollten selbstbestimmt und transparent über das Handling ihrer digitalen Identität entscheiden können.

Rydzewski spricht von einer hohen Komplexität und Dynamik, die das Projekt geprägt hätten. Beispielsweise sei man immer wieder mit unsicheren Anforderungen der gematik konfrontiert worden, auf die es flexibel zu reagieren galt.

Komplex wurde die Geschichte, weil eine Vielzahl von Schnittstellen eingebunden und Stakeholder orchestriert werden mussten. Denn das Projekt DigIdent und die Anpassung des Benutzerkontos hat unmittelbaren Einfluss auf die flankierende Systeme wie eCare (elektronische Patientenakte), Meine Barmer App und Web, das E-Rezept und den Teledoktor, beschreibt Rydzewski die Reichweite des Vorhabens.

Im Dezember 2023 haben der CDO und sein Team das Projekt abgeschlossen. Rydzewski zieht ein positives Fazit nach dem Go-Live. Gut 1,6 Millionen Versicherte hätten ihre digitale Identität erfolgreich angelegt und hielten damit den Schlüssel zur digitalen Welt in Händen. Davon hätten sich über 130.000 Menschen für eine GesundheitsID, also einen umfänglichen Zugang insbesondere zu ePA und E-Rezept entschieden.

Aus einem Potpourri von Anforderungen, Vorgaben und Spezifikationen habe man ein Produkt geformt, sagt Marek Rydzewski, CDO bei der Barmer.
Aus einem Potpourri von Anforderungen, Vorgaben und Spezifikationen habe man ein Produkt geformt, sagt Marek Rydzewski, CDO bei der Barmer.
Foto: Karsten Socher / Barmer

Doch für Rydzewski fängt damit die Geschichte erst an. "Wir haben im Team dafür gesorgt, dass aus einem Potpourri von Anforderungen, Vorgaben und Spezifikationen ein Produkt geworden ist, das Erfolgsgeschichte schreiben kann", sagt der CDO. Jetzt komme es darauf an, die Zahl der Nutzenden zu steigern. "Wir müssen das Interesse an unseren Services hochhalten, überzeugende Mehrwerte anbieten", gibt Rydzewski als Maßgabe vor.

Im Duo zur besseren Versorgung - ePA und GesundheitsID

Ein Meilenstein ist für den CDO der Januar 2025. Dann heiße es "ePA für alle". Als gesetzliche Krankenkasse stellt die Barmer ab diesem Zeitpunkt ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte, die eCare, zur Verfügung. "Aber nur mit einer GesundheitsID können Versicherte diese Akte auch vollumfänglich nutzen", beschreibt Rydzewski die Zusammenhänge. Dann könne die ePA ihr Potenzial entfalten und die Gesundheitsversorgung der Menschen hierzulande zukünftig erfolgreich weiter verbessern.

Über die konkreten ProjekteProjekte hinaus hat Rydzewski auch die anderen großen IT-Themen unserer Zeit für Barmer im Blick - zum Beispiel Nachhaltigkeit. Den Klimawandel bezeichnet der CDO das größte Gesundheitsrisiko der nahen Zukunft. Nachhaltigkeit sei daher ein zentraler Bestandteil der eigenen digitalethischen Werte. Die Barmer selbst arbeitet nach eigenen Angaben seit 2022 klimaneutral und zielt darauf ab, wenige Emissionen kompensieren zu müssen. Alles zu Projekte auf CIO.de

Barmer baut wertebasiertes Regelwerk für KI-Einsatz

Für ein klimaneutrales Gesundheitswesen setzt die Krankenkasse auch auf neue Technologien. Beispielsweise würden Videosprechstunden einen 40- bis 70-mal niedrigeren CO2-Ausstoß verursachen als ein Termin vor Ort. Mit der Teledoktor App sparten die Versicherten Zeit und Emissionen.

Darüber hinaus digitalisiert die Barmer auch ihren Schriftwechsel: Rund 1,8 Millionen Versicherte erhielten ihre Briefe bereits in ein digitales Postfach, was Papierverbrauch und Emissionen reduziert. Für eine energieeffiziente Datenhaltung würden grüne Rechenzentren genutzt und regelmäßig digitale Datenputzaktionen durchgeführt.

Auch das derzeit allgegenwärtige Thema KI hat Rydzewski auf dem Schirm. Die Barmer plane zum Beispiel, prädiktive Modelle zu nutzen, um Inhalte auf der Website und in Newslettern zu individualisieren. Allerdings berge KI auch Risiken, gerade in der Gesundheitskommunikation, warnt der CDO. Deshalb entwickle die Krankenkasse auch mit Blick auf gesetzliche Regularien wie den AI Act ein wertebasiertes Regelwerk, das über aktuelle Standards hinausgehe, um Risiken zu minimieren und Transparenz zu schaffen.

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