Strategien


Zentrale Beschaffung in der Chemie-Industrie

Bayer kauft groß ein

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Über die B2B-Lösung von SAP werden mittlerweile jährlich 700000 Transaktionen im Bereich Hilfs- und Betriebsstoffe getätigt. Von 12000 PCs aus bestellen die Mitarbeiter alles, was sie benötigen: Beratungsleistungen, Büromaterial, Bau- und Rohstoffe. Im Vordergrund steht dabei die Senkung der Prozesskosten, aber es hilft auch, als umsatzträchtiger "Best Buyer" aufzutreten. 72 Prozent der Beschaffungsvorgänge wickelt Bayer mit nur zwölf Lieferanten ab.

Lehrgeld für zu viele B2B-Engagements

Die Bestellkataloge gleichen den Seiten von Internet-Händlern wie AmazonAmazon. Schulungsaufwand für die Einkäufer ist kaum erforderlich. Für fast alle Produkte lassen sich Bilder aufrufen. Suchfunktionen machen die eine Million aufgeführten Artikel gut auffindbar. "Man drückt den Button und bestellt. In 70 Prozent der Fälle war es das", erklärt Bernd Jördens, Abteilungsleiter E-Procurement bei BBS. "Bei der Beschaffung des 300sten PCs derselben Konfiguration muss niemand mehr Hand anlegen." Ergänzungen in dem System werden von "Sourcing-Teams" vorgenommen. Die BBS ruft dafür Experten aus allen relevanten Unternehmensteilen zusammen. Alles zu Amazon auf CIO.de

Bayer musste jedoch auch Lehrgeld zahlen. Das Unternehmen hatte sich früh als Investor bei mehreren B2B-Technikanbietern engagiert. Manche dieser Plattformen fusionierten oder stellten ihr Sortiment derart um, dass sie plötzlich konkurrierten. Gleich auf vier Chemie-marktplätzen - CC-Chemplorer, Chematch, Elemica und Omnexus - war Bayer aktiv. An Chematch, einem Marktplatz, auf dem petrochemische Grundstoffe gehandelt werden, beteiligte man sich, ohne dass der Konzern hier großen Bedarf gehabt hätte. Mit der Telekom entwickelte man Chemplorer, während die Mitbewerber BASF und Henkel mit SAP als Partner CC-Markets ins Leben riefen. Im März 2001 fusionierten die Plattformen schließlich.

Als sich abzeichnete, dass einige Plattformen wie Chematch die eigenen Prozesse nicht genau genug abbildeten, wurde Bayer vom reinen Investor zum Mitentwickler. Beispiele dafür sind Omnexus, eine Handelsplattform für thermoplastische Grundstoffe, und Bayers bisher erfolgreichstes E-Procurement-Projekt, das Chemienetzwerk Elemica. Rund um die Vertragsplattform hat sich heute praktisch die gesamte chemische IndustrieIndustrie formiert. Top-Firmen der Branche Industrie

An Elemica wird deutlich, warum sich die Bayer-Strategie trotz einiger Fehlschläge ausgezahlt hat. Die Leverkusener nutzten ihr Engagement, um alle wesentlichen Digitalstandards der Chemie-Industrie mitzudefinieren und können deshalb heute digitale Prozesse reibungslos abwickeln. Neben Alcatel und Siemens hat Bayer die auf dem offenen Standard XML basierende Katalogspezifikation BME-Cat entscheidend mitgestaltet. Das gilt auch für das Format CIDX, das zur Lingua franca für den Datenaustausch in der ChemieChemie geworden ist: Beschaffungsprofis aus 15 Chemie-Unternehmen definierten heute damit ihre E-Business-Dokumente. "Insgesamt werden es mehr als 300 Spezifikationen sein. Bis jetzt sind rund 100 fertig", sagt Berrang. "Das kostet zunächst, aber entscheidend ist für uns, da mitzugestalten. So müssen wir uns später nicht an Gegebenheiten anpassen, die nicht genau auf uns zugeschnitten sind." Top-Firmen der Branche Chemie

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