Arbeitsplatz der Zukunft

Büro wandelt sich von Arbeitsstätte zur Begegnungsstätte

Kommentar  22.09.2020
Joern Bock ist Chief Operating Officer bei der AOE GmbH in Wiesbaden.
Home Office ist zu einer Alternative zum Büro geworden, die nach Covid-19 nicht verschwinden wird. Eine Herausforderung besteht im Wandel des Büros von der Arbeitsstätte zur Begegnungsstätte.
Workplace: Das Büro verändert sich zu einer Begegnungsstätte.
Workplace: Das Büro verändert sich zu einer Begegnungsstätte.
Foto: Alexander Steam - shutterstock.com

Bisher war in der Hauptsache alles, was sich mit "Arbeitsplatz" verbinden lässt, von der Idee getrieben, eine optimale Umgebung für Mitarbeiter zu schaffen. Das Büro bildete als "Arbeitsstätte" den Nukleus. Neben der Konzentrationsarbeit fand hier auch die Kommunikation der MitarbeiterMitarbeiter untereinander sowie die fachliche Abstimmung statt. Remote Work war eher eine Ergänzung - oder die Ausnahme. Alles zu Personalführung auf CIO.de

Mobiles Arbeiten hat sich in der Krise als effizient herausgestellt, Teams funktionieren erstaunlich gut. Bei agil arbeitenden Unternehmen überrascht das nicht, bei anderen schon. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter das virtuelle Arbeiten und die dabei eingesetzten Tools wunderbar beherrschen, für nachfolgende Generationen wird das noch sehr viel selbstverständlicher sein.

Fest steht, dass Mitarbeiter künftig viel mehr Flexibilität von ihren Arbeitgebern erwarten. New Work wird nicht länger nur ein Arbeitsmodell oder Organisationsansatz sein, sondern gelebte Realität. Unternehmen müssen dem Rechnung tragen, da es nicht einfacher werden wird, Talente zu finden und auch zu binden. Flexible Arbeitsmodelle werden demzufolge nach der Covid-19-Pandemie gefragter denn je sein.

Die Grenzen von Remote Work

Remote Work hat auch ganz klare Grenzen. Die Bindung zum Unternehmen und zu den Kollegen lässt sich nur über Begegnung herstellen. Soziale Verbundenheit kommt nur dann zustande, wenn sich Leute treffen und austauschen - auch über die eigentliche Arbeit hinaus. Die daraus erwachsende Art der KollaborationKollaboration und das gegenseitige Unterstützen sind nach wie vor die wesentlichen Eckpfeiler für erfolgreiche Teamarbeit - und somit für den Unternehmenserfolg. Alles zu Collaboration auf CIO.de

Face-to-Face-Kommunikation im Großraumbüro.
Face-to-Face-Kommunikation im Großraumbüro.
Foto: Monkey Business Images - shutterstock.com

Und genau diese Erfolgsfaktoren kommen in einer 100-Prozent-Remote-Organisation zu kurz. Die persönlichen Begegnungen und die dabei stattfindende informelle Kommunikation würden gänzlich entfallen. Diese Lücke schließen auch keine noch so ausgefeilten Tools für Video-Conferencing oder Office-Virtualisierung. Denn diese sind im Kern immer auf die Erhöhung der Effizienz der Zusammenarbeit ausgerichtete Werkzeuge. Sie können helfen und unterstützen, aber sie können die Face-to-Face-Kommunikation nicht ersetzen.

Künftig dürfte es eine Unterscheidung von Begegnungs- und Arbeitsstätte geben. Mitarbeiter werden sich, je nach Lebensphase, für die zu ihnen passende Arbeitsstätte entscheiden. Das könnte das eigene Heim sein, gänzlich mobil, ein Coworking-Space oder eben doch das klassische Büro.

Individuelle Konzentrationsarbeitsplätze wandern ins Home Office

Das klassische Büro wird also nach wie vor eine Alternative für diejenigen bleiben, die sich bewusst dafür als Arbeitsstätte entscheiden. Darüber hinaus wird es die wichtige Funktion einer Begegnungsstätte für die gesamte Mitarbeiterschaft übernehmen. Der Anteil an Begegnungsflächen wird erweitert, Konzepte für mehr Kreativarbeitsflächen und Meetingräume müssen entwickelt werden. Dafür kann das Kontingent an individuellen Konzentrationsarbeitsplätzen erheblich reduziert sein.

Mitarbeiter werden künftig das Büro regelmäßig als Begegnungsstätte nutzen. Dort findet sozialer Austausch, die gemeinsame Kreativarbeit und umfangreiche Abstimmung statt. Darüber hinaus dient das Büro als Ort der Weiterbildung und des Lernens. So könnten sich Teams dazu entscheiden, in einem Rhythmus von zwei Wochen mehrere Tage im Büro zu verbringen, um den anstehenden Zyklus vorzubereiten, der dann wieder überwiegend remote erfolgt.

Unternehmensweite Präsenztage

In der Software-Industrie haben sich dafür regelmäßige Zeremonien wie Review, Planning und Retrospektiven durchgesetzt. Des Weiteren finden periodisch unternehmensweite Präsenztage mit dem Ziel des Austauschs über Teamgrenzen hinaus statt.

Der Fantasie für die Ausgestaltung eines solchen Büros als Basis oder Mutterschiff sind keine Grenzen gesetzt. Unternehmen werden individuelle Lösungen finden. Aktuell hat fast jeder erwerbstätige Erwachsene zwei voneinander getrennte Lebensräume: seine Privatwohnung und seinen ArbeitsplatzArbeitsplatz. Einer davon ist immer ungenutzt. Dies könnte sich nun bald ändern. Büroflächen werden sich eher verkleinern, unser Stadtbild wird wahrscheinlich in zehn Jahren ein anderes sein. Keine Rush-Hour mehr am Morgen oder am Abend, keine Büro-Immobilien, die Platz für Tausende von Arbeitsplätzen bieten. Alles zu Home Office auf CIO.de

Bevor es aber soweit kommt, muss sich in Deutschland erst einmal die digitale Infrastruktur mit Nachdruck verbessern. Ohne adäquate Vernetzung sämtlicher Haushalte kann das Duality-Modell realistisch nicht optimal funktionieren. Doch wenn diese Hausaufgabe erst einmal gemacht wäre, würden sich noch undenkbare Möglichkeiten eröffnen. Die Distanz zwischen Mitarbeitern und Unternehmenssitz könnte gar immer größer werden. Denn was für eine Rolle würde es noch spielen, wo sich der Mitarbeiter physisch bei seiner Konzentrationsarbeit aufhält? Keine.

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