Von Kükenschreddern bis Twitter-Übernahme
Chronologie der Wirtschaft im Jahr 2022
01.01. An Ladenkassen in Deutschland dürfen kein leichten Kunststofftragetaschen aus Plastik mehr angeboten werden. Ausgenommen sind Mehrweg-Tüten und dünne Plastikbeutel für Obst und Gemüse.
01.01. Das Kükentöten in der Legehennenhaltung ist künftig verboten. Millionen männliche Küken waren bisher nach dem Schlüpfen getötet worden, weil sie keine Eier legen und weniger Fleisch ansetzen.
07.01. Europas größter Billigflieger Ryanair gibt seine Basis am Frankfurter Flughafen auf. Die fünf dort noch stationierten Flugzeuge werden auf kostengünstigere Flughäfen umverteilt. Als Grund nannte Ryanair die zum Jahreswechsel erhöhten Start- und Landegebühren am größten deutschen Flughafen.
10.01. Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern melden Insolvenz an. Als Ursache gelten Finanzschwierigkeiten des Mutterkonzerns Genting Hongkong vor allem infolge der Corona-Krise. Im November sichert der Kauf eines zu 75 Prozent fertiggestellten Kreuzfahrtschiffs durch Disney zumindest einen Teil der Jobs.
18.01. Microsoft setzt zur Übernahme der Videospiele-Firma Activision Blizzard für fast 70 Milliarden Dollar an. Der Xbox-Konzern würde sich damit populäre Spiele wie unter anderem "Call of Duty" sichern. Zum Jahresende prüfen Wettbewerbsbehörden weiter den Deal.
11.03. Ein Liter Diesel kostet 2,321 Euro je Liter - der seitdem gültige Rekord in Deutschland. Bei E10-Superbenzin wird der Höchstwert mit 2,203 Euro am 14. März erreicht. Erst wenige Tage zuvor hatten die Preise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine erstmals die Marke von zwei Euro pro Liter überschritten.
15.03. Der Chipkonzern Intel siedelt eine europäische Fabrik in Magdeburg an. Dort sollen ab 2027 Chips produziert werden. Intel will für zwei benachbarte Halbleiterwerke in einer ersten Ausbaustufe zunächst rund 17 Milliarden Euro investieren und hofft auf großzügige staatliche Unterstützung.
01.06. Mit dem 9-Euro-Ticket kann man drei Monate lang Busse und Bahnen im Nahverkehr zum Schnäppchenpreis nutzen. Die beispiellose Rabattaktion ist als Ausgleich für die hohen Energiepreise gedacht. Über den gleichzeitigen Tankrabatt bei Benzin und Diesel gibt es Debatten, nachdem die Preise hoch bleiben.
12.07. Der Euro ist erstmals seit 2002 wieder einen Dollar wert. Als Gründe für den sinkenden Euro-Kurs gelten die Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine und die Zurückhaltung der Europäischen Zentralbank bei der Bekämpfung der Inflation. Zum Jahresende gibt es für einen Euro wieder etwas mehr als einen Dollar.
21.07. Die Europäische Zentralbank hebt erstmals seit elf Jahren den Leitzins an. Und zwar mit 0,5 Prozentpunkten stärker als erwartet. Mit weiteren Erhöhungen - darunter um den Rekordwert von 0,75 Punkten - erreicht der Zins in den Monaten darauf 2,0 Prozent und die EZB kündigt angesichts der hohen Inflation weitere Anhebungen ab.
26.09. Explosionen reißen große Löcher in die Erdgaspipelines Nord Stream 1 und 2. Sie waren zu diesem Zeitpunkt zwar in den Spannungen rund um Russlands Angriffskrieg in der Ukraine nicht in Betrieb. Doch die Explosionen machen sie auch vorerst unbenutzbar. Die EU und die Nato gehen von Sabotage aus.
29.09. Der größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996 ist perfekt: Die Aktienplatzierung des Sportwagenbauers Porsche bringt Volkswagen 9,4 Milliarden Euro. Die Aktie rutscht wenige Wochen später zeitweise unter den Ausgabepreis, danach steigt der Kurs.
21.10. Die rund 2,18 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster durch Bertelsmann ist endgültig vom Tisch. Bertelsmann will das Gerichtsurteil, das den Kauf nach einer Klage der US-Regierung aus Wettbewerbsgründen untersagte, doch nicht anfechten.
24.10. Der einheitliche Ladestandard USB-C für Smartphones und andere Geräte in der EU ab Herbst 2024 steht endgültig fest. Das hat vor allem Konsequenzen für Apple und seine Kunden, da es das Aus für den heutigen "Lightning"-Anschluss der iPhones bedeutet. Der Schritt soll Elektroschrott reduzieren, heißt es.
26.10. Nach einem Kompromiss im Bundeskabinett kann der chinesische Staatskonzern Cosco mit einen Anteil unterhalb von 25 Prozent bei einem Containerterminal im Hamburger Hafen einsteigen. Cosco wollte 35 Prozent erwerben. Im November stoppt die Regierung dann zwei Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren, so etwa den Verkauf einer Chipfertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos.
28.10. Twitter gehört jetzt Elon Musk. Der Tech-Milliardär schließt nach monatelangem Hin und Her den rund 44 Milliarden Dollar schweren Kauf ab. Es folgt Chaos: Musk halbiert die Belegschaft, Werbekunden stoppen Anzeigen, umstrittene Accounts kommen zurück, ein neues Abo mit blauem Häkchen sorgt für Fake-Accounts von Marken und Promis.
31.10. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof sucht zum zweiten Mal in weniger als zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Von den verbliebenen 131 Häusern sollen mehr als 40 geschlossen werden. Sie seien wegen Konsumflaute, Inflation und hoher Energiekosten nicht profitabel zu betreiben.
06.11. Apple droht ein verpatztes Weihnachtsgeschäft: Mitten in der wichtigsten Shopping-Zeit gibt es Produktionsausfälle beim neuen iPhone 14 Pro wegen Corona-Lockdowns in China. Der Finanzdienst Bloomberg berichtet, dadurch könnten in diesem Jahr rund sechs Millionen Geräte weniger hergestellt werden.
09.11. Beim ersten großen Stellenabbau entlässt der Facebook-Konzern Meta mehr als 11 000 Mitarbeiter, rund 13 Prozent der Belegschaft. Meta steckt in einer Zwickmühle: Das Kerngeschäft mit Online-Werbung bringt weniger ein, zugleich kostet die die Vision des Gründers Mark Zuckerberg von virtuellen "Metaverse"-Welten immer mehr Milliarden.
11.11. Die Kryptobörse FTX ist zahlungsunfähig. Die Firma des Unternehmers Sam Bankman-Fried beantragt Gläubigerschutz. Der einst von Investoren mit 32 Milliarden Dollar bewertete Konzern fällt binnen weniger Tage in sich zusammen. Die Krise der Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin zieht weite Kreise auf dem Kryptomarkt.
11.11. Das Statistische Bundesamt meldet den stärksten Preisanstieg seit etwa 70 Jahren. Die Inflation in Deutschland überschritt im Oktober angesichts hoher Energie- und Lebensmittelpreise die Marke von 10 Prozent. (dpa/rs)