Budgets für IT-Umbau
Cloud First bei der IT-Modernisierung
CIOs geben Gas bei der IT-Modernisierung. Eine Reihe an Faktoren führen dazu, dass Budgets für die Renovierung der in die Jahre gekommenen IT-Landschaften nun bewilligt werden. Lange Jahre haben CIOs für Budgets gekämpft, die weit verzweigten und verkrusteten IT-Strukturen auf die neuen Business-Anforderungen anzupassen. Häufig gab es für ihre Business Cases eine Absage aus dem Top-Management. Zu groß war im Top-Management die Sorge, dass sich der hohe finanzielle Aufwand nicht amortisiert und kritische Prozesse lahmgelegt werden könnten.
Die strategische Bedeutung der IT für den Geschäftserfolg war in der Vergangenheit eher gering und die IT-Abteilung war meistens eine reine Support-Funktion. Aber der Konsens der Vergangenheit "never change a running systems" hat im digitalen Zeitalter und vor allem in der Plattform-Ökonomie ausgedient - zu wichtig ist der kontinuierliche Fluss von Daten zwischen den Systemen. Das hat auch das Business und das Top Management erkannt. IT hat mittlerweile eine deutlich höhere strategische Relevanz für den Geschäftserfolg und damit auch endlich Top Management Attention.
Ein weiterer relevanter Faktor, der zu einem Umdenken in den Unternehmen führt, ist die Ankündigung von SAP, voraussichtlich ab 2025 die Business Suite beziehungsweise die R/2 und R/3-Versionen nicht mehr mit Wartungsleistungen zu unterstützen. Der Druck zur Migration auf die aktuelle S/4-Hana-Plattform steigt folglich, um den Geschäftsbetrieb einerseits aufrecht zu erhalten und andererseits um neue plattformbasierte Geschäftsmodelle besser abbilden und steuern zu können. Auch Microsoft als weiterer Big-Player im ERPERP und CRM-Markt verfolgt eine ähnliche Strategie und forciert den Umstieg auf cloudbasierte Modelle. Alles zu ERP auf CIO.de
Wildwuchs bei ERP-Systemen
Die historisch gewachsenen IT-Landschaften unterstützen zwar die bisherigen Geschäftsmodelle einigermaßen gut aber sie sind nicht darauf ausgelegt, um digitale Geschäftsmodelle erfolgreich aufzubauen oder um signifikante Automatisierungserfolge zu erzielen. Das bestätigt die aktuelle Lünendonk-Studie "Fit für die digitale Transformation". Ihr zufolge haben vor allem Großunternehmen und Konzerne einen regelrechten ERP-Zoo. Insgesamt 60 Prozent der befragten Unternehmen mit mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz haben eigenen Angaben zu Folge mehr als 20 verschiedene ERP-Systeme im Betrieb - häufig aufgrund autarken IT-Strategien einzelner Geschäftsbereiche und M&A-Aktivitäten.
In der Umsatzgrößenklasse fünf bis zehn Milliarden Euro sind es 37 Prozent der Unternehmen, die mehr als 20 ERP-Systeme nebeneinander laufen lassen, während weitere 42 Prozent zwischen zehn und 20 ERP-Systeme betreiben. So müssen die Unternehmen mit diversen ERP-Silos leben, die nur unzulänglich miteinander vernetzt sind und folglich keinen kontinuierlichen Datenaustausch untereinander ermöglichen.
Unternehmensweit einheitliche Datenmodelle, die für Themen wie Prozessautomatisierung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, Digital Marketing oder E-Business benötigt werden, sind in einer solchen IT-Architektur nicht möglich. Die Studie "Fit für die digitale Transformation" kommt ferner zu dem Schluss, dass in jedem zweiten Unternehmen mehr als fünf verschiedene CRM-Systeme laufen, in denen Kundendaten folglich mehrfach vorgehalten werden. Dadurch wird die Komplexität im Data Management noch weiter erhöht.
Treiber für IT-Modernisierung
Dass unter diesen Voraussetzungen Digitalisierungsstrategien oft scheitern, liegt auf der Hand. Denn oft sind zu viele Abhängigkeiten zwischen der Masse an IT-Systemen einfach nicht mehr nachvollziehbar - beispielsweise, wenn Geschäftsprozesse verändert werden und sich folglich auch die IT-Architektur verändern muss. Das Abschalten eines IT-Systems oder die Migration in die Cloud ist in komplexen IT-Landschaften alles andere als trivial, da es häufig selbst der IT-Abteilung gar nicht transparent ist, welche Abhängigkeiten beispielsweise zu jahrzehntealten Individualentwicklungen bestehen, die bei einer Abkapselung einen Gesamtprozess komplett lahmlegen können, beispielsweise in Form von Produktionsausfällen oder Unterbrechungen der Lieferkette.
Ferner besteht das Problem, das (Stamm-)Daten mehrfach und in unterschiedlicher Aktualität vorliegen, wodurch die geschäftsprozessübergreifende Automatisierung sowie datenbasierte Geschäftsmodelle massiv erschwert werden, da keine eindeutige Zuordnung von Datensätzen möglich ist.
Hinzu kommt als großes Problem, dass sich im Zuge der Digitalisierung wieder eine Schatten-IT gebildet hat und Fachbereiche autark Cloud Services (Software as a Service, Cloud-Plattformen zur Produktentwicklung etc.) bestellen. Weiterhin werden immer mehr softwarebasierte Produkte (Connected Car, Predictive Maintenance, E-Business etc.) entwickelt, die in die Backend-IT integriert werden müssen. Der IT-Zoo ist also noch größer und komplexer geworden und damit der Steuerungsaufwand für die IT-Abteilung
Migration der Alt-Systeme in die Cloud ist die bevorzugte Strategie
Insgesamt 65 Prozent der befragten IT-Entscheider setzen bei der Renovierung ihrer ERP-Landschaft auf die Migration der Anwendungen in die Cloud, während weitere 16 Prozent je nach Anwendungsbereich entscheiden, ob sie die Systeme im On-premise-Betrieb belassen oder in die Cloud-Migration überführen.
Besonders hoch ist der Anteil der Unternehmen, die mit ihren ERP-Systemen in die Cloud migrieren bei den befragten Konzernen mit mehr als 5 Milliarden Euro Umsatz. 80 Prozent der Unternehmen in dieser Umsatzgrößenklasse verfolgen die Strategie der Cloud-Migration. Allerdings scheinen die meisten Cloud-Migrationsprojekten derzeit noch kostengetrieben zu sein, da beispielsweise im SAP-Umfeld die Zahl der S/4-Hana-Migrationen noch verschwindend gering sind, ebenso die entsprechenden Planungen diesbezüglich, was auch durch eine aktuelle Umfrage der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe) ermittelt wurde.
Cloud First
Der Bezug des Großteils der benötigten IT Services aus der Cloud heraus ist nur eine Frage der Zeit. Bereits heute zeigen die - zumindest globalen - Umsätze von führenden Technologieunternehmen Amazon Web Services, Microsoft, Salesforce.com, Google oder Workday, dass immer mehr lizenzbasierte Anwendungen on demand bezogen werden. Der Trend zur Plattform-Ökonomie und damit die Notwendigkeit einer hochskalierbaren und offenen IT-Architektur, die eine Integration von Drittanbietern und das schnelle Aufsetzen neuer digitaler Services ermöglicht, führen dazu, dass immer mehr Unternehmen den Anteil an Cloud-Komponenten erhöhen.
Auf die Marktveränderungen rund um Plattform-Ökonomie und Automatisierung stellt sich jedes zweite der befragten Anwenderunternehmen bereits ein. Während jedes fünfte untersuchte Unternehmen (20%) eine Cloud-First-Strategie hat, gaben 28 Prozent der befragten IT-Entscheider an, derzeit entsprechende Planungen und konzeptionelle Überlegungen zu haben.
Bereits heute laufen etwa 40 Prozent der Software-Anwendungen in der Cloud, wobei die Private Cloud noch das dominierende Betriebsmodell ist. Allerdings ist davon auszugehen, dass künftig größere Teile der IT-Landschaften aus der Public CloudPublic Cloud heraus betrieben werden. Laut der Lünendonk-Studie investieren 67 Prozent der Unternehmen sehr stark bis stark in die Migration von IT-Systemen in die Public Cloud beziehungsweise in die Anschaffung von Software as Service, die in der Public Cloud gehostet wird. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Fazit
Obwohl die digitale Transformation zumindest in großen Unternehmen in Deutschland in vollem Gange ist, wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die technologischen, aber auch die organisatorischen und kulturellen Voraussetzungen für digitale Geschäftsmodelle und für eine, zumindest, Teil-Automatisierung der Geschäftsprozesse geschaffen werden.
Neben der technologischen Perspektive ist der Umbau der Aufbau- und Ablauforganisation eine zentrale Aufgabe bei der Bewältigung der digitalen Transformation. Dabei stehen vor allem die Auflösung von Unternehmensgrenzen und die Vernetzung von bisher isoliert agierenden Unternehmensbereichen im Fokus. Auch dafür ist die Modernisierung der IT-Landschaft mittels Microservices eine wichtige Voraussetzung. Nur bei einer radikalen Reorganisation und einem IT-Umbau können datenbasierte Geschäftsmodelle sowie die Automatisierung der Geschäftsprozesse mit Hilfe einer einheitlichen Datenbasis und einheitlichen Datenmodellen ermöglicht werden.