Quadratur des Kreises
Cloud-Kosten senken trotz Generative AI
Cloud-Kosten sind ein kniffliges Thema für IT-Führungskräfte. Denn die Ausgaben für zentrale Workloads müssen eingedämmt werden, um Spielraum für Innovationen zu schaffen. Zwar steigen die Cloud-Budgets in Unternehmen weiter an, so die Foundry Cloud Computing Study 2023. Demnach fließen 31 Prozent der gesamten Technologiebudgets in Cloud Computing. Zwei Drittel der IT-Entscheider erwarten, dass ihr Cloud-Budget in den nächsten zwölf Monaten steigen wird.
Dennoch ist die Kontrolle der Cloud-Kosten nach wie vor eine Herausforderung für IT-Führungskräfte. Etwa ein Drittel der Befragten nannte die Kosten als das größte Hindernis für den Einsatz. "Die Cloud-Kosten sind nach wie vor eines der Hauptanliegen der CIOs", bestätigt etwa Dave McCarthy, Analyst bei IDC. Er und andere Branchenbeobachter stellen jedoch auch fest, dass eine Fülle von Tools, Managed Services und Plattformen den CIOs einen besseren Überblick über die Cloud-Kosten verschaffen. Allein dies trage schon dazu bei, die Rechnungen zu senken.
Mit FinOps gegen Cloud-Kostentreiber
"Das Bewusstsein für FinOps-Praktiken und ausgereifte Tools zur automatischen Cloud-Optimierung haben Unternehmen geholfen, die wichtigsten Kostentreiber besser zu verstehen", sagt McCarthy. Dabei bezieht sich der IDC-Analyst auf die Praxis, den Finanz- und Cloud-Betrieb zur Optimierung der Cloud-Ausgaben zu verbinden. "Da diese Umgebungen jedoch wachsen und immer komplexer werden, bleiben die Herausforderungen bestehen." Und genau an diesem Punkt befinden sich viele CIOs heute: Sie müssen die Problematik der Cloud-Kosten erfolgreich lösen, während disruptive Kräfte wie die generative KI (GenAI) dafür sorgen, dass die Ausgaben exponentiell ansteigen können.
Der Teufel steckt im Detail
Einer der wichtigsten Hebel zur Kostensenkung sei die Fähigkeit, mit Cloud-Anbietern zu verhandeln - sagt ein CIO, der nicht namentlich genannt werden will. "Durch die Nutzung der Cloud legen wir die Basis, um Rechen- und Speicherkapazitäten selbst erfolgreich zu managen." Weil Mitarbeiter die Zusammenhänge im Markt immer mehr verstehen, könnten sie die Ausgaben auch besser aushandeln. Der CIO stellt zudem fest, dass Anbieter die Kosten für Lizenzen oder Kapazitäten nicht senken, sondern stattdessen mehr Beratung und Tools anbieten.
Fallstricke in den Cloud-Verträgen
Laut Thomas Phelps, CIO bei Laserfiche, enthalten Cloud-Verträge in der Regel mehrere "Fallstricke", die Manager im Einkauf und der IT kennen sollten. Beispielsweise würden Rabatte oft nicht auf Verlängerungen angewendet, und es gäbe keine Obergrenzen für Preiserhöhungen. Darüber hinaus könnten ausgehandelte Rabatte durch eine Herabstufung des Service-Levels zunichte gemacht werden. Zudem seien Kosten für die Sicherheit oft ein separater Posten, der ein Upgrade auf ein höheres Enterprise-Level erforderlich machen kann. Dies wiederum koste die Kunden bisweilen 20 bis 30 Prozent mehr.
CIOs würden auch in die Falle tappen, wenn sie den Produktmix und die Nachteile automatischer Verlängerungen nicht richtig einschätzen, fügt Phelps hinzu: "Ich bitte die Anbieter oft, mir ihr Produktangebot zu erläutern und zu erklären, was die einzelnen Produkt-SKUs oder Einzelposten bedeuten, etwa für eine Anwendung mit Microservices und Containerisierung." Die meisten Cloud-Verträge enthielten überdies eine Klausel über die automatische Verlängerung, die den Spielraum für Preisverhandlungen bei der Erneuerung verringere. "Diese Klausel streiche ich aus allen meinen Verträgen."
Hybrider Ansatz kann Cloud-Kosten senken
Andere CIOs verwalten ihre Cloud-Kosten, indem sie einen hybriden Ansatz verfolgen: Sie lassen einige Workloads in der Public Cloud laufen und fahren umfangreichere Arbeitslasten in privaten Clouds. "Es kommt darauf an, welches Geschäftsmodell man verfolgt. Wenn Sie im RZ-Bereich tätig sind oder einen starken Forschungs- und Entwicklungszweig haben, können Sie es bisweilen selbst billiger erbringen", argumentiert Craig Williams, CIO von Ciena. "Wir haben unsere Enterprise-Umgebung in die Cloud verlagert und die Forschungs- und Entwicklungsorganisation auf internen RZ-Ressourcen gelassen. Hier geht es um hohe Netzwerk- und Rechenlasten. Und wir prüfen die Wirtschaftlichkeit beider Umgebungen stetig."
Partnerschaften für den Erfolg
Nicht alle CIOs haben so viel Erfahrung mit der Cloud-ÖkonomieCloud-Ökonomie. Viele erkennen, dass es am besten ist, keine Alleingänge zu unternehmen - zumindest in der Anfangsphase der Cloud-Einführung. Photogra zum Beispiel, ein 23 Jahre alter Bild- und Fotoanbieter für Betreiber von Vergnügungsparks, Kreuzfahrten und Events, verbrachte ein Jahr mit der Planung der Migration seiner Dateninfrastruktur von seinem New Yorker Rechenzentrum zu Microsoft Azure und anderen Cloud-Diensten. Dabei half Aptum, ein Managed Service Provider. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Er habe in die Cloud wechseln wollen, um dem ewigen Kreislauf des Austauschs der Infrastruktur zu entkommen, erinnert sich Photogra-Chef Michael Barlow. "Die Flexibilität sollte es uns ermöglichen, zu skalieren und zu wachsen, ohne erneut in Server investieren zu müssen." Allerdings musste er eine alternative Cloud für die Speicherung der Bilder finden, da sonst hohe Azure-Rechnungen drohten. Barlow entschied sich für den Cloud-Anbieter Wasabi. Zwar laufen Photogras Datenbanken auf Azure, aber die Bilddateien ebenfalls dort abzulegen, hätte die Cloud möglicherweise aus dem Rennen geworfen.
Managed Cloud statt Selbstversuch
Unternehmen, die versuchen, auf eigene Faust in die Cloud zu migrieren, stoßen aufgrund ihrer Unerfahrenheit oft auf Kosten- und Terminprobleme, berichtet Junaid Saiyed, CTO des Datenanalyseunternehmens Alation. Zudem wüssten Organisationen mit selbst gehosteten Cloud-Lösungen oft nicht, wie sie die Computing-, Automatisierungs- und Finanzstrategien der Cloud optimieren können. "Die Entscheidung für eine Managed-Cloud ermöglicht es, sich auf die Bereitstellung von geschäftlichen Werten und die Förderung der Akzeptanz zu konzentrieren", sagt er. "Eine selbst gehostete Infrastruktur ist zeitintensiv, erfordert spezielles Fachwissen und ist mit erheblichen Kosten verbunden."
Den Zähler im Auge behalten
Je mehr Erfahrung IT-Führungskräfte mit der Cloud sammeln, desto versierter werden sie auch bei der Senkung der Betriebskosten. Zulfi Jeevanjee, EVP und CIO bei Allstate, achtet beispielsweise "sehr sorgfältig" darauf, die CPU-Nutzung zu reduzieren, wenn sie nicht gebraucht wird. Der CIO hat zudem einen Cloud-Vertrag abgeschlossen, der ihm bei Bedarf einen Ausweg bietet: "Wenn wir uns finanziell in eine Richtung entwickeln, die uns nicht gefällt, eröffnet uns der Vertrag verschiedene Optionen. Diese haben wir ausgehandelt, um sicherzustellen, dass die Kosten innerhalb der festgelegten Parameter bleiben." Ciena-CIO Williams setzt ebenfalls auf bessere Konditionen bei Vertragsverlängerungen. Seit er die Anforderungen und den Verbrauch seines Unternehmens besser einschätzen kann, "treffen wir intelligentere Entscheidungen in Verhandlungen zur Vertragsverlängerung".
Cloud-Kosten und generative KI
Doch selbst wenn IT-Führungskräfte die Wirtschaftlichkeit der Cloud immer besser im Griff haben, gibt es neue Faktoren, die das Gleichgewicht der Kräfte gefährden. ADP, ein Unternehmen mit beträchtlicher Erfahrung im Betrieb von Rechenzentren, ist ein Veteran in der Cloud. Seit der Umstellung auf die Cloud vor fast einem Jahrzehnt hat das Unternehmen viele Tools, Managed Services und Governance-Verfahren implementiert, um die Kosten für seine hybride Multi-Cloud-Architektur auf der Basis von AWS zu senken.
"Es gibt inzwischen viel mehr Transparenz", berichtet Vipul Nagrath, SVP of Product Development bei ADP, über die heutige Cloud-Kostenlandschaft. Laut Nagrath, der zuvor acht Jahre lang als CIO von ADP tätig war, haben das Serverless Computing von AWS Lambda und die AWS Graviton-Prozessoren die Cloud-Kosten erheblich reduziert. Darüber hinaus stellt der ADP-Managementplan sicher, dass alle IT-Verantwortlichen tägliche Berichte und Prognosen zur Cloud-Nutzung erhalten, um die Ausgaben im Griff zu behalten.
Die Cloud-Kassen klingeln
Er und andere gehen jedoch davon aus, dass die erheblichen Leistungs- und Speicheranforderungen der generativen KI die Kosten für den Betrieb dieser Workloads erheblich erhöhen werden. "Bei unseren neuen Piloten im Bereich GenAI haben wir einen Anstieg der Kosten verzeichnet. Aber zumindest wissen wir, was die Ursache ist", sagt Nagrath. Sein Fazit: Durch neue KI-Anwendungen werde das Cloud-Kostenmanagement eine große Herausforderung bleiben.
Die Anbieter jedenfalls können sich nicht wirklich beschweren. Der Public Cloud Services Tracker von IDC zeigt, dass die weltweiten Ausgaben für Public-Cloud-Services im Jahr 2023 um 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Laut IDC geben Unternehmen im laufenden Jahr weltweit für Public-Cloud-Services 656 Milliarden Dollar aus, ein erheblicher Anstieg gegenüber den 537 Milliarden Dollar in 2022. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Cloud-Anbieter in diesem Jahr ein Umsatzwachstum verzeichnen, auch wenn es vielleicht nicht so dramatisch ausfällt wie in den vergangenen Jahren", sagt IDCs Chief Analyst Rick Villars.
In dem Maße, in dem sich der Einsatz von KI in der Produktion durchsetzt, werden CIOs mit einer ganzen Reihe neuer finanzieller Herausforderungen konfrontiert. Eines scheint sicher: Die Gesamtausgaben werden nicht sinken. "Es gibt einfach noch nicht genug Erfahrung, um abschätzen zu können, welche KI-Kosten letztlich anfallen", sagt ADP-Manager Nagrath.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com