Karriere-Strategien

Coaching für Strategiefragen

19.10.2009
Von Michael  Leitl

Die Führungskräfte suchen sich bewusst einen Sparringspartner zum Gedankenaustausch über schwierige Entscheidungen. Das übliche persönlichkeitsorientierte Coaching, bei dem es um Kommunikationsprobleme, den eigenen Auftritt und Probleme mit der eigenen Rolle ging, verliert an Bedeutung. Darüber hinaus setzen Personalentwickler Coaching inzwischen gezielt vorbeugend ein, etwa wenn Manager in die obersten Führungsebenen aufsteigen oder ins Ausland wechseln. Coaching wird zudem auch in kleineren Unternehmen als individuelle, maßgeschneiderte Beratung für Manager zunehmend salonfähig. All das hat enorme Folgen sowohl für die Coachinganbieter als auch für die Personalabteilungen.

Generell beobachten Personalentwickler und Coachs eine Professionalisierung im Coaching. Zum einen bemühen sich die Coachs darum, ihre Ausbildung dem Bedarf der Manager anzupassen und nachvollziehbare Qualitätskriterien zu entwickeln. Zum anderen sind aber auch die Personalentwickler in den Unternehmen zusehends besser informiert und haben zum Teil einen exzellenten Überblick über den Coachingmarkt. Sie entwickeln ausgefeilte Mechanismen, um das Coaching im Unternehmen systematisch und ergebnisorientiert anbieten zu können.

Doch wie genau sehen diese Veränderungen aus? Wer sind diese Leute, die Managern beim Beantworten von Strategiefragen helfen können, aber keine Strategieberater sind? Warum brauchen Manager einen Dienstleister, um einfach nur zu reden? Wie können Personalentwickler dabei noch überprüfbare Qualität garantieren - wo doch all diese Gespräche streng geheim sind?

Wie sich der Coaching-Markt verändert

Die Veränderungen in der Unternehmensführung haben bereits Anfang bis Mitte der 90er Jahre den Markt des Coachings aufblühen lassen. Diese individuelle Beratung der Führungskräfte erlebte schließlich Ende der 90er Jahre einen regelrechten Boom. Seriöse Anbieter und Scharlatane, die aus Zahlen und Sternzeichen auf Führungsqualitäten schließen, tummeln sich noch heute auf der gleichen Spielwiese. Über 20 Coachingverbände wetteifern miteinander um die Gunst der Coachs und versprechen Qualitätskontrolle und Seriosität. Für Manager und Personalentwickler ein unübersichtlicher Markt ohne Orientierungsmöglichkeiten.

KOMPAKT

Coaching wird immer professioneller. Das zeigt eine Exklusivumfrage für den Harvard Businessmanager unter 201 Managern und Personalentwicklern deutscher Unternehmen.

Die Ergebnisse: Der Umgang mit Coaching im Unternehmen verändert sich: Qualitätskontrolle, eine sorgfältige Auswahl der Coachs und eine kontinuierliche Erfolgskontrolle werden immer wichtiger. Allerdings ist der Abstand zwischen Vorzeigeunternehmen wie Volkswagen oder Daimler und dem Durchschnitt noch sehr groß.

Die Zukunft: Ausgefeilte Coachingprozesse sorgen für eine kontinuierlich hohe Qualität. Außerdem wird das klassische Coaching ergänzt, bei dem es meist um Persönliches wie eine Verbesserung der sozialen oder emotionalen Kompetenz geht: etwa durch die - auch fachliche - Vorbereitung auf neue Positionen im Unternehmen oder durch die offene Diskussion über wichtige Entscheidungen zum Beispiel bei Restrukturierungen oder Strategieveränderungen.

Dabei ist Coaching bis heute eine sehr exklusive Angelegenheit. Auf der Topmanagementebene liegen die Tagessätze bei durchschnittlich 1500 bis 2000 Euro, und ein Unternehmen investiert solche Summen nur in Führungskräfte mit verlässlicher Aussicht auf höhere Weihen. Bei Volkswagen, einem Unternehmen mit über 320 000 Mitarbeitern, hat sich die Zahl der Coachingfälle auf etwa 400 jährlich eingependelt. Bei Daimler und Volkswagen bekommt etwa jeder zehnte Manager, der aufgrund seiner Position infrage kommt, ein Coaching. Diesem Markt steht laut dem Coachingexperten Christopher Rauen die stolze Zahl von etwa 35 000 selbstständigen Coachs gegenüber, 5000 davon seien ernst zu nehmen.

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