Experten warnen
Cyber-Angriffe auf Krankenhäuser nehmen zu
Der Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen und -Leiter sieht die Lage weniger problematisch. "Natürlich gibt es einige Baustellen", sagt Vorstandsmitglied Michael ThossMichael Thoss, etwa im Bereich der Personalschulung und der Medizintechnik. "Die Krankenhäuser haben aber im Rahmen des Machbaren eine ausreichende IT-Sicherheit." Bereits wegen der Verwaltung großer Mengen an personenbezogenen Daten hätten Krankenhäuser schon immer einen hohen Schutz gewährleisten müssen. Profil von Michael Thoss im CIO-Netzwerk
Zudem hätte die Welle an Cyber-Attacken im Frühjahr das Thema IT-Sicherheit mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, meint Thoss - und somit auch in das der Krankenhausleitungen. Das sei gut. Denn aus seiner Sicht hakt der Ausbau der IT-Sicherheit auch oft am Geld. "Es gibt sicher Häuser, wo an Sicherheit gespart wird."
Doch Experten warnen, dies sei erst der Anfang. Samani zufolge werden Angriffe immer gezielter. Und: "Es entwickelt sich ein Markt für gestohlene Gesundheitsdaten." Intel Security hat recherchiert, dass in den USA medizinische Datensätze für Preise zwischen drei US-Cent und 2,40 US-Dollar verkauft werden. Das ist Samani zufolge zwar noch nicht so lukrativ wie Finanzdaten, aber für die Geschädigten verheerender. Denn Kreditkarten kann man sperren und ersetzten lassen, Gesundheitsdaten - Namen, Adresshistorien, Sozial- und Rentenversicherung - nicht.
Markt für Patientendaten in Deutschland noch nicht vorhanden
Das könnte zunehmend ein Problem werden, je stärker Patienten und Krankenhäuser vernetzt werden. "Jeder neue Kommunikationsweg gibt neue Angriffsmöglichkeiten", sagt Kurt Marquardt beim Expertenforum in Nürnberg. Er ist Bereichsleiter für Konzern-IT bei der Rhön-Klinikum AGRhön-Klinikum AG. In den Krankenhäusern dieses Konzerns würden teilweise Gesundheitsdaten eines Patienten durch einen Sensor an die Klinik übermittelt - auch von Zuhause aus. Dort, wo die Gefahr des Abgreifens dieser Daten am größten ist, versuche der Konzern aber so gut es geht, Informationen über den Patienten zu schützen. Top-500-Firmenprofil für Rhön-Klinikum AG
Derzeit kommt es in Deutschland noch nicht zum Diebstahl von Patientendaten, schätzen Experten. Dafür gibt es laut Semmler hierzulande noch keinen Markt. "Aber zu sagen, dass das nicht in Deutschland passieren kann, ist gefährlich", sagt Samani. (dpa/rs)