Überzeugen in 30 Sekunden?

Das Elevator-Pitch-Update

Bruno Birri hat als Unternehmensentwickler mit über 500 Unternehmen und mehreren Tausend Mitarbeitern und Führungskräften zusammen gearbeitet. Daraus sind Erkenntnisse gewachsen, die er effizient und zielorientiert den Kunden zur Verfügung stellt und sie nachhaltig entwickelt. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Jeder Mitarbeiter ist zu motivieren, vorausgesetzt, er hat eine Chance, Teil eines Ergebnisses zu werden.
In 30 Sekunden eine Botschaft so zu verpacken, dass das Gegenüber davon überzeugt ist. Das ist das Ziel des Elevator Pitch. Die Frage, die sich hier stellt: Wie zielführend sind diese 30 Sekunden?

Die Annahme, dass ein vorbereitetes Gespräch das Gegenüber in 30 Sekunden zu überzeugen vermag, greift zu kurz. Überzeugen können wir nur zu einem Teil über das, was wir sagen. Wir überzeugen vor allem darüber, wie wir wirken. Erst wenn die Botschaft eine Wirkung hat, kann sie auch greifen. Somit sollten wir nicht über die 30 Sekunden reden, sondern darüber, wie wir unser Gegenüber sofort beeindrucken.

Eine Aufzugfahrt lang Zeit, um zu überzeugen. Die Elevator-Pitch-Methodik ist wohl die bekannteste.
Eine Aufzugfahrt lang Zeit, um zu überzeugen. Die Elevator-Pitch-Methodik ist wohl die bekannteste.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

Warum braucht der Elevator Pitch ein Update?

Gehen wir auf das Bild der 30 Sekunden im Fahrstuhl zurück. Das hat sich so in unseren Köpfen eingeprägt, dass wir gar nicht mehr hinterfragen, ob es auch wirklich zielführend ist. Diese Situation, jemanden in einem geschlossenen Raum innerhalb eines kurzen Zeitraums "kalt" zu überzeugen, tritt praktisch nie auf. Daher sollte das in Frage gestellt werden.

Wir verlassen den Elevator

Die Situation ist im Normalfall eine ganz andere. Wir befinden uns in Verkaufsgesprächen, im Networking, in Speed Datings, in Fördergesprächen etc. Das sind alles keine "kalten" Gespräche. Wir haben bei solchen Treffen meistens die Gelegenheit, uns rechtzeitig auf das Gegenüber einzustellen. Dabei zählt nicht nur, was wir dem Gegenüber vermitteln möchten, sondern auch, was der Gesprächspartner zu sagen hat.
Jetzt bringt ein vorbereiteter Pitch nichts mehr, weil wir uns im Dialog befinden und uns flexibel in diesen Dialog einbringen wollen. Vorbereitete Phrasen können ein solches Gespräch sofort zerstören.

Elevator-Pitch-Beispiel

Im Prinzip greifen wir einfach auf die Grundgesetze der menschlichen Kommunikation zurück. Eines dieser Grundgesetzt lautet: Das Gegenüber wahrnehmen und reden lassen. Gehen wir in unserem Elevator-Pitch-Beispiel von einem Business Event mit anschliessendem Networking aus. Unsere Ziele sind: Möglichst viele Kontakte zu knüpfen und möglichste viele Leute von einer Kernbotschaft zu überzeugen.

  1. Ich bereite mich gezielt vor. Befasse mich mit dem Teilnehmerkreis und fasse meine Expertise in einer Kernbotschaft zusammen inklusive des Kontextes, der dazu gehört.

  2. Während des Events im anschließendem Networking stelle ich mich vor, mit Name und Vorname. Das macht das Gegenüber auch.

  3. Ich starte das Gespräch zum Beispiel mit einer Unterhaltung über die Veranstaltung auf der wir uns gerade befinden.

  4. Ich stelle dem Gegenüber die Frage, was er über das Event denkt, und wie er die Erkenntnisse in sein eigenes Business überträgt.

  5. Im Normalfall weiß ich nun, wo das Gegenüber beruflich 'zu Hause' ist und lasse ihn reden.

  6. Anschließend kann ich mich problemlos ins Gespräch einbringen. Dies im Rahmen meiner Vorbereitung.

Die Schritte 1 bis 3 gelten für jede Situation. Die Schritte 4 und 5 können je nach Umstand unterschiedlich ablaufen.

Ein Pitch, der auf einer Kernbotschaft basiert, versetzt Sie in die Lage, diese Kernbotschaft mit der Vorbereitung zu 'veredeln'. Wenn Sie wie im obigen Elevator-Pitch-Beispiel vorgehen, haben Sie einen zusätzlichen und absolut entscheidenden Vorteil. Sie sind mental auf die Situation ausgerichtet und überzeugen auch durch Mimik und Gestik.

In einem klassischen 30-Sekunden Elevator Pitch sind wir gezwungen, eine Phrase herunter zu beten. Das funktioniert allerdings tatsächlich nur in einem Fahrstuhl, in dem das Gegenüber eingesperrt ist und nicht ausweichen kann. Eleganter und zielführender ist die beschriebene Herangehensweise, eine Kernbotschaft mit Kontext zu formulieren, diese situationsspezifisch vorzubereiten und dann abzurufen.

Zur Startseite