Retail IT


Electronic Shelf Label

Digitale Preisschilder- das neue Gesicht des Einzelhandels

Uwe Ritschel schreibt als Experte zu den Herausforderungen des  Einzelhandels. In seiner nunmehr fünfzigjährigen Tätigkeit hat er alle Facetten der Branche kennengelernt. Sein Weg führte vom Einkäufer und Abteilungsleiter bis ins Management eines großen Handelsunternehmens. Ritschel beschäftigt sich mit den Chancen und Risiken durch die Digitalisierung des Handels. Damit ist er heute ein gefragter Experte für Händlergemeinschaften und City-Marketing.

Digitale Preisschilder im IT-Handel

Die Elektronikriesen Media Markt und Saturn sind mit dieser Technik ganz vorne mit dabei. Gerade auf dem Elektro- und Elektronikmarkt sind Preisänderungen an der Tagesordnung. Hier gibt das Internet den Takt vor. Unternehmen, die on- und offline verkaufen, können so ihre Preisänderungen gleich parallel übernehmen.

Jedes Click&Collect-System wäre zum Scheitern verurteilt, wenn im Netzt bestellte Ware, im stationären Handel teurer zu haben wäre. Im neu eröffneten Concept-Store in Eindhoven sind die Preisschilder mit der Mobile Store Mode-Anwendung verbunden. Hier kann der Kunde sich direkt weitere Informationen über das Angebot auf sein Handy holen, den Artikel online bestellen oder im Laden direkt kaufen.

Vom Preisschild bis zur Beacon-Technologie

Electronic Shelf Lables sind aber nicht nur ein einfaches Preisauszeichnungssystem. Durch die Verknüpfung mit dem Warenwirtschaftssystem lassen sich Bestände auch in Größen und Farben anzeigen. Eine wichtige Information für Kunden, die Schuhe oder Textilien suchen.

Damit stehen dem Handel zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Zum Beispiel:

  • drahtlose Inventuren durchführen,

  • mobile Kassensysteme einsetzen

  • elektronische Displays variabel einsetzen,

  • Verkaufsaktionen darüber steuern,

  • Werbeerfolgskontrolle ausführen

Bluetooth- und Beacon-Technik ermöglichen eine lückenlose Auswertung der Customer Journey. Push-Nachrichten mit aktuellen Angeboten führen den Kunden zielgenau dahin, wo er auf seine personalisierten Angebote trifft. Wichtige Infos kommen direkt aufs Handy. Über NFC oder QR-Codes bekommt der Kunde noch zusätzliche Information. Testberichte und Kundenbewertungen informieren direkt an der Ware. Indoor Navigation hilft lange und unnötige Suchen zu vermeiden. Alles das kann, gut verknüpft, auf der Basis von ESL schon heute umgesetzt werden.

Lesetipp: Die Innenstadt zum Einkaufscenter machen

Mit dem Fortschritt der Technik wachsen auch die Ansprüche der Kunden. Es ist noch gar nicht so lange her, da genügte es, alle acht bis zehn Jahre sein Geschäft neu aufzustellen. Die DigitalisierungDigitalisierung gibt heute aber ein ganz anderes Tempo vor. Wer damit nicht Schritt halten kann, hat schon bald den Anschluss verloren. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Die Vorteile von elektronischen Preisschildern

Für den Händler liegen die Vorteile auf der Hand. Mit einer aktiven Steuerung seines Sortiments ist er in der Lage, die Erträge maßgeblich zu beeinflussen. Sonderangebote können mit blinkenden Preisschildern nicht mehr übersehen werden. Auch die Farbe eins Etiketts oder die Größe des Preisschildes kann für Aufmerksamkeit sorgen. So ist es möglich, die margenstarken Artikel oder auch Überbestände besonders hervorzuheben. Mit einer App, nur für Mitarbeiter, können zudem Infos über Bestand, Abverkauf, MHD, EK Preis, Lieferant, Bestückungsvorgaben und Regalprogramme abgerufen werden.

Theoretisch wäre es sogar denkbar, die Preise, wie an der Tankstelle, zu verschiedenen Tageszeiten zu verändern. Media Markt hat das am 27.12.2017 schon einmal mit einem doppeldeutigen "Frühshoppen" probiert. Dazu gab es ganz besondere Angebote von 8:00 bis 11:00 Uhr. Bei Lebensmitteln kann man sich so etwas nicht vorstellen. Der Kunde würde das nicht akzeptieren. Da macht es eher Sinn, wenn zum Beispiel ein Überbestand an Erdbeeren vor dem Wochenende noch zum Sonderpreis abverkauft werden kann. Das Gleiche gilt für Saisonware wie Weihnachtsmänner oder Osterhasen. Preisreduzierungen werden zu jeder Zeit gerne angenommen.

Auch das Dänische Bettenlager ist von den Vorteilen der elektronischen Preisschilder überzeugt und investiert 2019 über 50 Mio. € für die Umsetzung in seinen 1.300 Fachmärkten. Die 1,5 Tage Arbeitszeit, welche so pro Filiale und Woche eingespart werden können, sollen "in vollem Umfang unseren Mitarbeitern für noch mehr und noch bessere Beratung und Service zugutekommen [...]", so Geschäftsleiter Ole N. Nielsen. Er betont auch den Umweltaspekt der Investition: "Wir entlasten die Umwelt, indem wir durch den Wegfall gedruckter Preisschilder künfigt auf eine Riesenmenge Papier, Toner und Transportaufwand verzichten können".

  • Nicht nur im Verkauf hat die Technik mit ESL Einzug gehalten. Weitere Beispiele sind:

  • In der Gastronomie kann eine Reservierung am Tisch ganz persönlich gestaltet werden.

  • Konferenzräume zeigen Thema und Belegungszeiten an.

  • In Krankenhäusern kann die Belegung der Zimmer zentral gesteuert und beschriftet werden.

  • Bei elektronisch gesteuerter Lagerhaltung könnenen ESL dem Lagerpersonal mit LED-Leuchten schon von weitem durch Blinklicht anzeigen, wo die benötigte Ware liegt. Umgekehrt kann ein Blinklicht auch anzeigen, wo eine Ware eingeräumt werden soll.

Die Kosten für digitale Preisschilder

Die Preise für eine Grundausstattung sind, schon wegen der immer höheren Stückzahlen, bereits merklich gesunken. Die Farbtechnik hat aber diesen Vorteil schon wieder aufgezehrt. Wer heute ein ESL-System einführt, kommt an den farbigen Etiketten nicht vorbei.

Eine Komplettausstattung für 150.000 Artikel in einem Supermarkt kostet mit neuester Technik schon einen sechsstelligen Betrag. Darin sind die farbigen Displays, Displayschienen, Schaukästen und die gesamte Technik enthalten.

Es gibt auch Leasingangebote, pro Monat im unteren vierstelligen Bereich, je nach Größe, Umfang und Leasingdauer. Das hat den Vorteil, dass nicht so viel Kapital gebunden ist und der Händler immer wieder auf den neuen Stand der Technik zurückgreifen kann. Die eingesparten Personal-, Papier- und Druckkosten sind dagegen zurechnen. Was dann bleibt, sind die großen neuen Möglichkeiten, den Kunden mit einer klaren und ansprechenden Art von seinen Angeboten zu überzeugen.

Für Händler, die Aufträge auch von Behörden und öffentlichen Einrichtungen erhalten, hat das Digitale Preisschild noch eine zusätzliche Bedeutung. Corporate Social Responsibility, kurz CSR genannt, ist ein wichtiger Faktor bei der Auftragsvergabe der Öffentlichen Hand. Wer nachweisen kann, dass er durch aktives Handeln jede Woche bis zu 200 Preisschilder aus Papier einsparen kann, das sind bis zu 10.000 Preisschilder im Jahr, hat für die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz einige Punkte gut gemacht.

Lesetipp: Nachhaltigkeit - Umweltfaktoren gewinnen für Unternehmensratings an Bedeutung

Einer der Vorreiter in Sachen "digitale Preisschilder" ist der deutsche Netzwerkanbieter Lancom Systems. Er stattet Retailer und stationäre Einzelhändler nur mit der Funktechnik aus, die es erlaubt, die digitalen Preisschilder flächendeckend zu aktualisieren, Lancom liefert auch die zugehörigen ePaper Displays aus. (rw)

Zur Startseite