Schwarmdummheit
Das Team macht uns dumm
Durchschauen das die Einzelnen?
Gunter Dueck: Der Einzelne ist keineswegs zu dumm, um seine Arbeit zu erledigen. Aber die Arbeit der Einzelnen passt nicht mehr zusammen. Das Team macht uns dumm. Wir agieren gemeinschaftlich so, wie wir es einzeln als Mensch ohne Fesseln und Zwänge nie täten. Das Ganze ist dümmer als die Summe der Intelligenz der Einzelnen - zumindest unter den Bedingungen, die unsere globale Arbeitswelt hervorgebracht hat.
- Ex-IBM-Manager Gunter Dueck ist überzeugt
Im Team treffen wir die schlechteren Entscheidungen. Zahlenwahn, Zuständigkeitsterror, permanente Hast, Angst vor Fehlern und Verantwortung sowie der fehlende Blick fürs Ganze machen uns schwarmdumm. - Je größer das Unternehmen, ...
... desto größer die Schwarmdummheit, weil es immer schwieriger wird, die Energien aller zu bündeln. - Der Einzelne ist keineswegs zu dumm, ...
... um seine Arbeit zu erledigen. Aber die Arbeit der Einzelnen passt nicht mehr zusammen. - Das Team macht uns dumm.
Wir agieren gemeinschaftlich so, wie wir es einzeln als Mensch ohne Fesseln und Zwänge nie täten. - Wir geben uns mit Good enough Lösungen zufrieden.
Für die Arbeit an besseren oder guten Lösungen fehlen Zeit, Lust und vielfach die Fähigkeit, beharrlich und fokussiert an der Lösung zu tüfteln. - Wer zu viel spart, erzeugt Betriebsstörungen:
Überlastung von Mensch und Material und das liebesleere Miteinander der Menschen, die nur noch Nummern sind. - Zahlen-Management taugt nicht, ...
... um Prozesse zu integrieren und Mitarbeiter ernst zu nehmen. - Unternehmen sollten sich vom Dogma der Maximalauslastung verabschieden.
Es kommt darauf an, Mitarbeiter so bedachtsam einzusetzen, dass sie viel bewirken können. - Manager in Freiwilligenorganisationen ...
können ihre Mitarbeiter oft trotzdem für hohe Ziele begeistern und First-Class-Leistungen bringen. Führungskräfte in Unternehmen sollten sich häufiger fragen, ob ihre Mitarbeiter auch freiwillig bei ihnen bleiben würden.
Noch mehr Effizienz ohne Nachteile geht nicht
Geht diese Arbeitsweise auf Kosten der Produkte?
Gunter Dueck: Sicher. Auch bei Produkten geben sich Unternehmen immer mehr mit Good-enough-Lösungen zufrieden. Das lässt sich mit der Einfachheitskurve der amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlerin Olivia Mitchell zeigen, die den Umgang mit komplizierten Aufgaben oder der Entwicklung neuer Produkte im hektischen Firmenalltag beschreibt.
Die Rahmenbedingungen treiben die Entscheidungen in den Firmen auf die linke Seite: Good Enough. Das Produkt hat zwar kleinere Macken, die ärgerlich oder lästig sind. Doch das wird hingenommen. Für die Arbeit an besseren oder guten Lösungen fehlen Zeit, Lust und vielfach die Fähigkeit, beharrlich und fokussiert an der Lösung zu tüfteln. Schwarmdummheit gibt Exzellenz keine Chance.
Haben große Unternehmen früher anders gearbeitet?
Gunter Dueck: Es gab nicht so viel Stress. Die Qualität des Produkts stand im Vordergrund. Das Auto oder der Mixer sollten besser sein als die des Konkurrenten. Ingenieure und Techniker gaben den Ton an. Irgendwann konnten die Produkte nicht mehr erheblich besser werden. Statt auf Qualität schauten Unternehmen auf Effizienz. Man wollte fehlerfrei und billig produzieren, so wie es die Japaner mit Lean Management vormachten. Die Betriebswirtschaftler wurden federführend. Nur noch Messzahlen und Performance-Indikatoren zählten, jeder Bereich wurde auf Effizienzoptimierung abgeklopft. Seit etwa zehn Jahren sind wir auch damit durch, mehr Effizienz - ohne negative Nebenwirkungen an anderen Stellen - geht nicht.
Führte das Lean Management die globalen Unternehmen in diese Falle?
Gunter Dueck: Seine falsche Anwendung. Die Japaner wollten sparen, aber auch Überlastungen und Prozessausnahmen vermeiden und den Menschen respektvoll behandeln. Dieser Aspekt ist in westlichen Konzernen unter den Tisch gefallen. Ihnen ging es meist ums Sparen: Bloß keine Verschwendung von Material, Mitarbeiterzeit und Geld. Wer zu viel spart, erzeugt Betriebsstörungen, Überlastung von Mensch und Material und das liebesleere Miteinander der Menschen, die nur noch Nummern sind.