Siemens-CIO Hanna Hennig

Das Vertrauen in die IT ist gewachsen

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Siemens-CIO Hanna Hennig hat die Coronakrise genutzt, um strategische Weichen zu stellen. Gut ein Jahr nach ihrem Amtsantritt zieht sie eine positive Bilanz.
Hanna Hennig: "Führungskräfte können die Leistung ihrer Mitarbeiter nicht mehr auf der Basis von physischer Präsenz beurteilen, sie müssen sich an Ergebnissen orientieren."
Hanna Hennig: "Führungskräfte können die Leistung ihrer Mitarbeiter nicht mehr auf der Basis von physischer Präsenz beurteilen, sie müssen sich an Ergebnissen orientieren."
Foto: Siemens

Für Hanna HennigHanna Hennig fiel der Start bei SiemensSiemens auf einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Kaum war die ehemalige IT-Chefin von Osram als CIO neu im Amt, traf die Corona-Pandemie auch den Münchner Großkonzern mit voller Wucht. Fast über Nacht wechselte mehr als eine Viertelmillion Menschen ins Home-Office. "Wir mussten sicherstellen, dass statt üblicherweise 60.000 Mitarbeiter nun 300.000 von außen sicher auf das Unternehmensnetz zugreifen können", berichtet sie. Top-500-Firmenprofil für Siemens Profil von Hanna Hennig im CIO-Netzwerk

Seit 1. Januar 2020 ist Hennig die erste weibliche CIO des Unternehmens. Sie verantwortet die IT von gut 293.000 Siemensianern, die in mehr als 200 Ländern arbeiten. Für das Interview mit dem CIO-Magazin im März 2021 sitzt sie im Münchner Home-Office. An eine breit angelegte Rückkehr der Mitarbeiter ins Büro ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken, auch wenn es Ausnahmen in Ländern wie China oder Indien gibt, wo sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessert haben.

Bleibt angesichts solcher Herausforderungen noch Zeit für IT-strategische Themen? "Wir haben die Krise sogar genutzt, um strategisch voranzukommen", sagt die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin. Covid-19 habe die DigitalisierungDigitalisierung in vielen Bereichen beschleunigt. Als Beispiele nennt sie das nunmehr strategische Thema Mobile Work, aber auch die "konzernweite Cloudifi­zie­rung" mit einem Cloud-native-Ansatz. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Hennig will einen großen Teil der bislang intern vorgehaltenen Anwendungen in die Cloud überführen und dabei die Poten­ziale der großen Hyperscaler nutzen. Das bedeutet: Anwendungen werden künftig von Anfang an für einen Betrieb in der Cloud entwickelt. Dazu nutze Siemens verstärkt auch Low-Code-Tools der 2018 übernommenen Softwareschmiede Mendix. Viele Ge­neh­migungsverfahren im Konzern liefen mittlerweile digital mit elektronischen Unterschriften auf Cloud-Plattformen.

Für die Cloud sprechen laut Hennig unter anderem Vorteile wie das verlässliche Disaster Recovery und die automatisierte Bereitstellung von IT-Infrastruktur. Ein Beispiel ist das konzernweite Siemens-Directory, das viele Jahre on-Premises betrieben wurde. Mittlerweile arbeite man mit einem Cloud-native-System, das von der "atmenden Kapazität" und Elas­tizität der Cloud-Infrastruktur pro­fitiere.

Wie viele Großkonzerne fährt auch Siemens eine hybride Multi-Cloud-Strategie. Die Schwergewichte AWS und Microsoft sind als Provider an Bord, daneben inten­sivieren die Münchner auch die Zusammenarbeit mit Google Cloud, vor allem im Bereich Machine LearningMachine Learning. Generell folge man einem "Cloud-First"-Ansatz, er­läutert Hennig, genauer gesagt "SaaSSaaS First". Schon seit längerem sind etwa SaaS-Produkte von Workday (Personalwesen) und Salesforce im Einsatz. Platform as a Service (PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS) will die CIO künftig noch stärker einsetzen. Daneben nutzen die Mitarbeiter auch noch ein eigenes Data Center, das Siemens selbst betreibt. Alles zu Machine Learning auf CIO.de Alles zu SaaS auf CIO.de

Cloud-Strategie: multipel und hybrid

Ähnlich wie ihr Amtskollege Bernd Leukert von der Deutschen Bank kann sich auch Hennig durchaus eine Zukunft ganz ohne eigene Rechenzentren vorstellen. Doch aktuell gibt es noch Bereiche, in denen die Münchner auf On-Premises-Installationen nicht verzichten wollen. Laut Hennig betrifft das Systeme, die dem Geheimschutz unterliegen, etwa aus dem Public Sector. Auch im Manu­facturing-Bereich gibt es noch gute Argumente gegen die Public Cloud, beispielsweise die Latenzzeiten bei der Datenübertragung zum Provider. Siemens fährt deshalb viele fertigungsbezogene IT-Systeme noch vor Ort und setzt verstärkt auf Edge Computing. Die Zukunft sieht die CIO in einer Kombination aus Edge und Cloud ComputingCloud Computing. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

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