Strategien gegen Kostendruck an der Uniklinik Aachen
"Das Ziel ist die schwarze 0"
Was heißt das für das Tagesgeschäft in den 35 Kliniken?
Es gilt das Motto "Planen, buchen, bezahlen". Am Ende eines Jahres planen die Klinikchefs ihre Behandlungsleistungen für das Folgejahr. Hieraus resultiert das Klinikbudget. Auf Basis dieses Budgets planen sie unter anderem ihren Bedarf an Laborleistungen, OP-Stunden, Intensiv,- Intermediate Care und Normalpflege-Betten. Leistungen, die sie gekauft haben, müssen sie auch bezahlen. Dafür stellen wir Steuerungs- und Analysesysteme zur Verfügung.
Sie haben recht früh damit begonnen, Business Intelligence in die Krankenhausinformationssysteme zu integrieren. Wie ist der derzeitige Status?
2003 fiel die Entscheidung für den Anbieter SAS. Wir wollten eine BI-Anwendung etablieren, Informationen auswerten - mit der Datenbasis aus dem Krankenhausinformationssystem. Die Ressourcen lassen sich so besser managen, Auslastungsgrade und die mittlere Verweildauer für Patienten bestimmen. Je nach der Schwere und Art der Behandlung bekommt der Arzt die mittlere Verweildauer genannt. Dies ist die Zeit, die im DRG-System bei normalem Behandlungsverlauf zu einer Kostendeckung führt. Die Berechnung dieser mittleren Verweildauer für über 1.000 Diagnosis Related Groups (DRGs) übernimmt das Analyse-Tool.
Gerade in Hinsicht auf die Verweildauer haben Universitätskliniken ja einen schweren Stand …
Bei uns liegt die Verweildauer für die DRG-Fälle derzeit bei 8,2 Tagen. Da müssen sicher noch zehn bis 15 Prozent eingespart werden. Allerdings liegen die Unikliniken im Case Mix Index, der ein Gradmesser für die Behandlungsschwere ist, naturgemäß höher als kleine Krankenhäuser, die etwa keine Intensivstationen haben. Gerechterweise müsste man also die Verweildauer und den Case Mix Index (CMI) miteinander verknüpfen.
Die BI-Verknüpfung mit dem KIS führt auch zu einem rationelleren Einsatz von Personal. Mussten deswegen Mitarbeiter gehen, weil ihre Arbeit nun überflüssig wurde?
Nein, es gab keine betriebsbedingten Kündigungen. Allerdings haben wir ja Service-Einheiten geschaffen, die nun Leistungen intern verkaufen und verrechnen. Es entsteht ein neues Kostenbewusstsein. Da wird sicher besonders im kaufmännischen Bereich künftig noch Personal eingespart werden. Sämtliche Leistungen der Servicezentren und Kliniken sind in rund 600 Produkte erfasst. Allein für den IT-Bereich gibt es seit 2005 etwa 50 Produkte, die die IT-Leistungen erfassen.