Öffentliche IT-Projekte
De-Mail, E-Perso und schlechte Prozesse
CIO.de. Ist das Bürokratie, die den Bürokratieabbau verhindert?
Schmid: Die Kollegen von mir arbeiten mit Vergabejuristen und den Behörden an den Strukturen, dass solche Vergaben möglich werden. Viele Vorhaben scheitern aber oft daran, dass das nötige Verständnis der Anforderungen rund um die Vergabeprozesse fehlt.
Die IT-Rahmenbedingungen in Deutschland sind gut
CIO.de: Was machen andere Länder, von denen wir noch lernen können? Hinken wir denen nicht hinterher?
Schmid: Die IT-Rahmenbedingungen in Deutschland sind schon ganz gut. Anfang Mai wird das neue EU-Government-Ranking abgestimmt. Ich sehe durchaus die Sinnhaftigkeit solcher Rankings auf politischer Ebene, mich als Bürger oder in Deutschland aber interessiert doch nur, ob es hier bei mir funktioniert. Und wir Deutschen, wir haben den neuen Ausweis, De-Mail und den Prozessdatenbeschleuniger.
Bei der Bürgerkarte in Österreich sind die Nutzerzahlen deutlich unter den Erwartungen. Das polnische Personalausweiskonzept wurde um ein Jahr nach hinten verschoben, die gesamte Projektorganisation wurde entlassen. In Frankreich und Großbritannien ist ein derartiges Projekt gar nicht erkennbar. Hier bei uns ist zwar nicht alles Gold, die Infrastruktur ist aber verfügbar und kann genutzt werden.
CIO.de: Wie geht es weiter?
Schmid: Die Unternehmen und Behörden werden jetzt die neue Infrastruktur Schritt für Schritt in ihre IT integrieren. Es gibt derzeit eine bedachte Erweiterung der Angebote und keine Posaunenfanfaren.
Beispiel: Das Angebot einer Internetbank, die eine Internetkontoeröffnung mit dem neuen Ausweis anbietet, wirbt gar nicht so groß damit. Das Problem der Banken war bisher: Potenzielle Kunden, die sich registrieren, gehen danach oft nicht zur Post zur Identitätsprüfung. Der Ausweis bringt den Banken also keine Neukunden, er sichert aber die Interessenten, die sonst verloren gegangen wären.