Digital Workplace

"Der CIO ist nur noch Hüter des Maschinenraums"

22.06.2016
Wer seine Arbeitsplätze digitalisieren will, braucht einen charismatischen Chief Digital Officer (CDO). CIOs agieren nur noch als Hüter des Maschinenraums. Thesen des Softwareunternehmens Citrix.
  • Citrix-Manager Dirk Pfefferle beobachtet, dass es immer weniger CIOs im Vorstand gibt
  • Digitalisierung erfordert einen Chief Digital Officer (CDO), der die Mitarbeiter evangelisieren kann
  • Sieben Millionen Tonnen CO2 könnten in Deutschland im Straßenverkehr jedes Jahr durch digitale Arbeitsplätze eingespart werden, rechnet Crisp Research vor
Dirk Pfefferle von Citrix beobachtet, dass immer weniger CIOs im Vorstand sitzen.
Dirk Pfefferle von Citrix beobachtet, dass immer weniger CIOs im Vorstand sitzen.
Foto: Citrix

"Ich bin als Missionar unterwegs", stellt Dirk Pfefferle klar. Dem Area Vice President Zentral- und Osteuropa bei Citrix geht der Willensbildungsprozess in Sachen DigitalisierungDigitalisierung zu langsam. Dabei bringe der digitale Arbeitsplatz Vorteile bei der Mitarbeiterzufriedenheit und bei den Kosten. Um das zu belegen, hat Citrix beim Marktforscher Crisp Research eine Studie zum Digital Workplace in Auftrag gegeben. 661 Entscheider und Angestellte deutscher Unternehmen aus neun Branchen haben sich beteiligt. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Fazit: knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) befürworten den digitalen Arbeitsplatz. Sie können dann beispielsweise mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen.

Einsparpotenziale durch digitalen Arbeitsplatz

Crisp Research will aber auch handfeste Vorteile für die Unternehmen belegt sehen. Die Marktforscher machen dafür folgende Modellrechnung auf: ein Unternehmen mit 1.700 Mitarbeitern (davon 1.200 IT-Arbeitsplätze) erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. Die Firma stellt digitale Arbeitsplätze bereit, der Nutzungsgrad liegt bei 45 Prozent.

Dieses Unternehmen kann laut Crisp Research Einsparpotenziale nutzen. Und zwar bei den Hardware-, Software- und Raumkosten rund 220.000 Euro, bei den Fahrkosten 77.240 Euro und bei den Reisekosten 1,1 Millionen Euro. Da die angestellten Studienteilnehmer erklären, sie seien im Home Office leistungsfähiger, rechnen die Marktforscher mit einem Leistungspotenzial von gut 3,4 Millionen Euro, wobei 59 Euro pro Stunde angenommen werden. Crisp Research betont, dass das fiktive Beispielunternehmen auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes basiert.

Nachteile des digitalen Arbeitsplatzes nicht eingerechnet

Mit diesen Daten im Gepäck will nun Citrix-Manager Pfefferle für den digitalen Arbeitsplatz trommeln. Bei der Vorstellung der Studie in München hörten es die Diskussionsteilnehmer wohl, allein ihnen fehlten die Zwischentöne. So rechnet Crisp nicht die potenziell negativen Effekte des Home Office ein - Stichworte sind hier Burnout-Gefahr durch ständige Verfügbarkeit und Entgrenzung der Arbeit oder auch nur die simple Tatsache, dass mobile Worker oft nichts Vernünftiges essen, weil ihnen keine Kantine die warme Mahlzeit samt Beilagen-Salat hinstellt. Ganz zu schweigen von bisher ungeklärten Versicherungsfragen rund um Arbeitsunfälle, ergonomische Ausstattung des Arbeitsplatzes und Ähnliches.

Stark veränderte Rolle des CIO

Das ficht Pfefferle auch gar nicht an. Natürlich sei rund um den digital Workplace noch eine Menge zu klären. Die treibende Kraft dabei ist für ihn der Chief Digital Officer (CDO). Dieser müsse das Unternehmen evangelisieren und Digitalisierung durchsetzen. Über das Kürzel CIO sagt Pfefferle: "Die Rolle des CIO verändert sich stark".

Pfefferle stützt das auf seine Beobachtung, derzufolge immer weniger CIOs in den Vorständen sitzen. Die Vorstandsverantwortung für die IT sei typischerweise bei Finance angesiedelt. Die Ursache für den Bedeutungsverlust des CIO sieht der Citrix-Manager zum Beispiel auch im Cloud-Computing begründet. Sein Fazit: "Die Unternehmen wollen doch weg von der IT. Der CIO ist nur noch der Hüter des Maschinenraums."

Max Hille von Crisp Research, der die Studie gemeinsam mit Crisp-CEO Carlo Velten verantwortet, bläst ins gleiche Horn. Er schildert den Chief Digital Officer als zukunftsorientierten Entscheider, der selbstverständlich über in fundiertes IT-Wissen verfügen muss. Hille kennt Unternehmen, die sich explizit Externe als CDO ins Haus holen, um deren frischen Blick nach vorne zu nutzen.

Dass dieser frische Blick samt den dazugehörigen Evangelisierungs-Skills nicht nur den deutschen Unternehmen nutzt, will Crisp Research mit weiteren Zahlen belegen. Glaubt man den Marktforschern, könnten in Deutschland pro Jahr sieben Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, wenn die Unternehmen den digitalen Arbeitsplatz möglich machten. Derzeit betragen die Gesamtemissionen durch den Berufsverkehr knapp 26 Millionen Tonnen. Citrix-Manager Pfefferle ist denn auch überzeugt: "Der Trend zum digital Workplace ist unaufhaltsam."

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