Walfried Wagener, CIO Biotronik
Der Schrittmacher
Etwa fünf Millionen Euro schwer ist das Budget für die IT-Restrukturierung in 2004, mit dem Wagener einen Change-Management-Prozess anstoßen möchte. Vornehmliches Ziel: als "Anbieter von Lösungen, nicht Verbieter von Wünschen" Anfragen aus dem Betrieb mit offenen Armen entgegenzukommen. Die Service-orientierung ist wichtig für Wagener: "Eine bessere Schule für einen CIO, als auf der Gegenseite als Geschäftsführer für einen IT-Dienstleister tätig gewesen zu sein, kann ich mir nicht vorstellen", sagt der Biotronik-CIO. Konsequenterweise ist es für ihn deshalb ausgeschlossen, den User Helpdesk auszulagern - die "Speerspitze der Kundenzufriedenheit". Zehn große IT-Projekte will Wagener in den kommenden Jahren "refokussieren". Allen voran steht die internationale Zusammenarbeit über die Mail- und Groupware-Technologie Lotus Notes. Mit mehr als einer Million Euro hätte Biotronik Unsummen für ein Basiskonzept auf dem Domino-Server von Lotus ausgegeben, an dem etwa 15 Berater von IBMIBM gearbeitet hätten, sagt Wagener. Für die Forscher in den USA und Deutschland will er virtuelle Arbeitsräume, "Workspaces und Teamrooms schaffen und eine verständliche Dokumenten-Verfolgung einrichten. Auch wenn Wagener mit Vorbehalten gegen Lotus Domino ins Unternehmen kam, hielt er daran fest. Bis Mitte 2004 sollen größere Geschäftsstellen zudem sensible Dokumente über Datentunnel ohne die bisher nötige manuelle Überwachung automatisch schicken können. Das Konzept eines unternehmensweiten Netzwerks ist für die Berliner noch neu. Wagener soll es umsetzen. Alles zu IBM auf CIO.de
Eine weitere Baustelle: der Einsatz von SAPSAP. 1998 kaufte Biotronik gerade mal 40 SAP R/3-Lizenzen, in der Annahme, dass "man ja nie mehr brauchen würde". Inzwischen wurden die Lizenzen auf 550 aufgestockt - "ein realistisches Maß", so Wagener. Er plant kurzfristig den Wechsel auf My SAP - zunächst, um das Kundenmanagement mit User-Helpdesk und technischem Service-Center ausbauen zu können. "Nimmt man Lotus als Groupware auf der einen und SAP auf der anderen Seite und verknüpft sie intelligent miteinander, kommen wir einem einheitlichen Bild für IT-Services schon entschieden näher", meint der Biotronik-CIO. Alles zu SAP auf CIO.de
Die Zeit drängt. Noch vor wenigen Jahren sprudelte das Osteuropa-Geschäft, und Schaldach registrierte weltweit zweistellige Wachstumsraten. Nun ist der Markt hart umkämpft. Für 2004 erwartet die Firmenspitze allerdings wieder die geplante Rendite. Nun stünden mehr denn je die Prozesse im Vordergrund. "Sie werden vereinfacht, störende Nebengeräusche abgestellt, doch die Vielfalt der weltweit verteilten Center of Excellence soll erhalten bleiben. Zusammenarbeit statt Standortschließung - und hier ist die neue IT der Kitt im Unternehmen", sagt Wagener.
Das Fernziel des CIO geht einen Schritt darüber hinaus - es liegt in der Verknüpfung zwischen der IT in den Biotronik-Produkten und der Firmen-IT. Nur so kann der Berliner IT-Manager seinen ursprünglichen Anspruch an die IT erfüllen: Wagener übt seinen Beruf noch mit dem hehren Alt-68er-Anspruch aus, etwas Nützliches mit der IT tun und nicht etwa der softwareintensiven Rüstung dienen zu wollen. Nicht zuletzt mit dem Home Monitoring, durch das implantierte Taktgeber automatisch Daten in den Zentralrechner hineinfließen lassen und künftig an den betreuenden Arzt senden können, ist die Brücke geschlagen. Auch Schaldach senior hätte das sicher für eine gute Idee gehalten: Als Brasilien vor wenigen Jahren zahlungsunfähig wurde, schickte Schaldach trotzdem weiter seine lebenserhaltenden Geräte nach Südamerika - gezahlt werden sollte, wenn wieder Geld da ist. Der Dank: Heute hat seine Firma in diesem Markt 90 Prozent Marktanteil - und auch die Rechnung ist mittlerweile gezahlt.