Oktoberfest

Deutschlands größter Mobilfunk-Hotspot

20.09.2013
Von Dr. Harald Karcher

Telekom koordiniert Mobilfunk-Masten

Federführend für alle vier Mobilfunkbetreiber baute in den letzten Jahren jeweils die Deutsche Telekom im Vorfeld der Wiesn acht Mobilfunkmasten auf dem Festgelände auf. An den bis zu 15 Meter hohen Masten waren bislang je nach Bedarf bis zu vier Antennen-Kränze für die Mobilfunkstandards GSM und UMTS montiert, damit alle Handy-Typen die gängigen Sprach- und Datendienste nutzen können. Ab 2012 kamen die ersten LTE-Antennen dazu. Im September 2013 haben wir erstmals auch einen "fünfstöckigen" Masten gesehen. Damit baut die Telekom jedes Jahr die größte Mobilfunk-Sonderversorgung in ganz Deutschland auf. Der Mega-Hotspot für sechs Millionen Besucher könnte eine mittelgroße Stadt wie Augsburg oder Ingolstadt problemlos versorgen.

Auslandsgespräche boomen am Italiener-Weekend

Aus den Erfahrungen des vorherigen Jahres wissen die Netzplaner, wie sie die Antennen ausrichten müssen und wo sie mehr Kapazitäten brauchen. So werden zum Beispiel an einem einzigen Wiesn-Samstag allein im Netz der Telekom weit mehr als eine halbe Million Telefongespräche geführt und rund 300.000 SMS verschickt. Der Schwerpunkt sei auf der Wirtsgasse, bei den Eingängen und in den Festzelten zu messen. Das so genannte italienische Wochenende zur Wiesn-Halbzeit findet demnach auch im Mobilfunknetz statt: Ungefähr ein Drittel der zu Spitzenzeiten im Netz eingebuchten Handy-Nutzer führt erfahrungsgemäß an diesem zweiten Wiesn-Wochenende Auslands-Gespräche.

Oberhalb der Flatrate-Grenzen bringen Auslandsgespräche und SMS-Nachrichten den Mobilfunkanbietern erhöhte Umsätze aus dem Oktoberfest. Kein Provider kann es sich leisten, seine Kunden auf dem Oktoberfest mit einem schlechten Service zu enttäuschen, denn hier wird der Mobilfunk auch zum Verabreden benötigt, vom privaten Flirten und Anbandeln via Handy bis hin zu Business-Terminen mit Besuchern aus aller Welt, die ja ebenfalls gerne auf die Wiesn verlegt werden.

Kupferkabel für Kassen und Notruftelefone

Neben dem Mobilfunk wird auch das Festnetz zur Wiesn alle Jahre wieder ausgebaut. Ungefähr zehn Wochen vor dem Volksfest beginnen die Techniker, Leitungen unter die Böden der Festzelte zu legen. Hier kamen schon 2012 allein 20 Kilometer Kupferkabel zum Einsatz. Es wurden knapp 450 Telefon-, ISDN oder DSL-Anschlüsse geschaltet, die für Kassen, Medienanschlüsse oder Notrufleitungen benötigt wurden. Das Wachstum ist beim Festnetz aber nicht so stark wie beim Mobilfunk.

Mobilfunk-Hardware am Masten Wiesn-Süd

Nicht jedes Jahr erwischen wir die Monteure just zum interessantesten Zeitpunkt des Mobilfunkaufbaus. Am 26.08.2011 aber waren wir mal live dabei, als ein besonders wichtiger Funkmast gerade mit Kathrein-Antennen bestückt und an den Ericsson-Schaltschrank angeschlossen wurde. Dieser Masten steht auch heuer, zur Wiesn 2013, wieder an gleicher Stelle, nämlich westlich vom Weinzelt, südlich vom Löwenbräuzelt und östlich von der Käfer-Schänke.

Bauherr und Auftraggeber der Mobilfunk-Anlage war, laut Planungsbüro Wolfgang Wittwer aus Hohenlinden bei München, die Deutsche Telekom aus der Dingolfingerstrasse in München. Weitere Auftraggeber waren die o2 (Germany) GmbH & Co. OHG unweit des Münchener Olympiageländes sowie die Vodafone Niederlassung Süd aus der Münchener Kastenbauerstrasse. Just diese drei Mobilfunkanbieter ließen die Anlage von Monteuren der Firma Antennenbau Reiter mit GSM- und UMTS-Antennen bestücken. Deren "Montageleiter Antennenbau" erklärte uns die Details:

Auf den zwei obersten Etagen A und B wurden im konkreten Falle fünf Antennenkästen für die Telekom montiert. Darunter hingen auf Etage C sechs längliche Antennenkästen für O2 und ganz unten auf Etage D funkte Vodafone aus vier besonders gut bestückten Antennenkästen.

Ganz oben auf Etage A funkte die Telekom laut Montageplan aus drei Antennen-Gehäusen jeweils GSM 900 MHz sowie UMTS in drei Himmelsrichtungen, und zwar in 100, 220 und 340 Grad ab. Die Messlogik beginnt bei Null Grad auf Richtung Nord. 90 Grad entspricht Ost, 180 Grad strahlt gen Süden, 270 strahlt westlich. Bei 360 Grad ist der Kreis komplett.

Auf der zweitobersten Ebene B funkte ebenfalls die Telekom aus zwei Antennengehäusen: In Richtung 100 Grad, also gen Osten, funkte sie nur GSM 1800 MHz. In Richtung 340 Grad, also nach Norden, funkte sie GSM 900 und GSM 1800 MHz.

Auf der dritten Ebene C hatten die Monteure ein paar Wochen vor dem Oktoberfest sechs Antennen für die Telefonica o2 Germany befestigt, angeschlossen und einjustiert: Davon funkten zwei Antennen GSM 1800 MHz in Richtung Nordost alias 60 Grad. Zwei weitere Antennen funkten ebenfalls GSM 1800 gen Süden auf 180 Grad. Die beiden letzten Antennen funkten GSM 1800 in 300 Grad nach Nordwesten. Anders als die älteren Provider Telekom (D1) und Vodafone (D2) wickelte der jüngere Provider O2 den GSM-Mobilfunk-Verkehr hier offenbar nur auf 1800 MHz ab. Mit den GSM-Frequenzen bei 900 MHz erzielt man eine höhere Reichweite als auf 1800 MHz.

Auf der untersten Antennen-Etage D funkte schließlich Vodafone laut Bauplan und laut Augenschein aus vier Antennengehäusen in 90 Grad gen Osten, in 180 Grad gen Süden, in 255 Grad gen Südwest und in 320 Grad in Richtung Nordwesten in das Oktoberfest hinein. Laut Bauplan funkte Vodafone aus drei der vier Antennen die volle Tri-Band-Funkpalette von GSM 900 und GSM 1800 plus UMTS. Lediglich die Antenne gen Südwesten hatte laut Plan kein UMTS und funkte nur auf 900 und 1800 MHz.

Einstellung der Antennen-Winkel

Die meisten Mobilfunk-Antennen an den Masten stecken in Plastikgehäusen, die circa 1,30 Meter hoch sind. In den letzten Jahren sind auch kurze Antennen dazu gekommen. Die oberste Antenne hängt meist 15 Meter, die unterste etwa 10 Meter über dem Boden. Die genaue Einstellung der Antennenwinkel wurde an den Masten in den letzten Jahren laut Auskunft des Montageleiters zumeist lokal vorgenommen, also nicht ferngesteuert vom RechenzentrumRechenzentrum der Mobilfunk-Provider aus. "Da gibt es Ingenieure, die das berechnen, dann bekomme ich die Zahlen und die Winkel, und die müssen wir dann vor Ort einstellen". Moderne Mobilfunk-Antennen kann man auch elektronisch ferngesteuert drehen und kippen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Gerade in den Eingangsbereichen entsteht grundsätzlich hoher Mobilfunkbedarf. Im Eingangsbereich des Weinzeltes etwa entsteht erfahrungsgemäß massiver Datenverkehr. Die Telekom neigt daher die UMTS-Antenne auf dem Masten neben Kufflers Weinzelt so, dass die Handys, die dort sind, optimal mit dem mobilen Internet versorgt werden. Man kann die UMTS-Antennen so bedarfsgerecht einstellen, dass man Brennpunkte in den Eingangsbereichen der Festzelte optimal versorgen kann.

Wenn wenige Leute telefonieren, wird die Leistung der Masten zurückgefahren, sagt ein Telekom-Sprecher. Wenn viele Leute Bedarf haben, wird die Leistung hochgefahren. Das wird automatisch über die Software im Rechenzentrum gesteuert. Das steht nicht in München. Der genaue Ort des "Mobilfunk-Nervenzentrums" bleibt geheim.

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