Healthcare IT


Mythos Vernetzung

Die 5 Hürden bei Praxisnetzen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Etwa 60 Prozent der niedergelassenen Ärzte in der Region Amberg-Sulzbach, Apotheken sowie eine Klinik sind im UGOM vernetzt - sie mussten eine Einlage leisten und sich zertifizieren lassen. Insgesamt 14.000 AOK-Kunden wurden in den Status des "Netzpatienten" erhoben. Künftig möchte sich UGOM auch für Mitglieder nichtärztlicher Fachgruppen öffnen und regional expandieren. Davon profitieren letztlich auch die Krankenhäuser.

Beim UGOM ist dies das Klinikum St. Marien in Amberg. IT-Leiter Dietmar Bräuer dazu: "Durch die digitale Kommunikation habe ich die Möglichkeit, den bürokratischen Aufwand in Papierform stark zu reduzieren." Dies wiederum komme letztlich dem Patienten entgegen, so der IT-Leiter. Das Dilemma: Wer den Weg der Vernetzung einmal eingeschlagen hat, muss zwangsläufig Schritt halten. Sonst läuft das Projekt Gefahr, einzuschlafen oder verdrängt zu werden. "Ohne konsequentes Management werden sich Praxisnetze nur schwer behaupten können", warnt Jörg Purucker.

Deutsche Praxisnetze auf ihre prozessorientierten Controlling-Systeme untersucht

Der Wirtschaftsinformatiker an der Universität Erlangen-Nürnberg hat 72 deutsche Praxisnetze auf ihre prozessorientierten Controlling-Systeme hin untersucht. "Nur etwa 20 Prozent der Netze verfügen ansatzweise über geeignete Controlling-Instrumente, um Verbesserungen hinsichtlich Qualität und Effizienz gegenüber den Kostenträgern auch nachweisen zu können", so Purucker.

Überdies hätten sich viele Netze derartige Verpflichtungen bis dato nicht auferlegt. Der Befund des Controllers: "Praxisnetze stehen unter starkem Existenzdruck, da sie mit anderen Institutionen um Verträge mit den Kostenträgern konkurrieren und nur selten belegbare Argumente vorweisen können", so Purucker.

UGOM-Netzmanager Steinbach ist sich daher sicher, dass in Amberg-Sulzbach und anderen Regionen mit der professionellen Vernetzung der richtige Weg eingeschlagen wurde: "Die Zahl der Einzelkämpfer schrumpft, die Zukunft gehört den Gemeinschaften."

Die fünf Hürden von Dr. med und Co.

1. AUFWAND Der Aufbau eines Praxisnetzes erfordert von den Ärzten einen hohen Arbeitseinsatz in der Startphase sowie die Bereitschaft, sich anderen Meinungen zu öffnen.

2. DATENSCHUTZ Einige Mediziner fürchten, die Kontrolle über Patientendaten zu verlieren. Zudem stellt der Datenschutz beim sektorübergreifenden Austausch hohe Anforderungen.

3. TRANSPERENZ Vernetzte Ärzte machen sich überprüfbar durch Kollegen - Fehler lassen sich nicht so leicht vertuschen.

4. TECHNIK Praxen ohne ISDN und Computer sind selten, die Schnittstellen für den Datenaustausch in der Praxis-Verwaltungs- Software lassen sich in der Regel "minimalinvasiv" implementieren. Die Kommunikation ist aber noch nicht vollständig standardisiert.

5. FINANZIERUNG Nach dem Auslaufen der Anschubfinanzierung sind Zuschüsse für das Netz vom Goodwill der Kassen abhängig. Alternative: Ärzte betreiben den Verbund aus eigener Kraft.

Dieser Artikel stammt aus der Verlegerbeilage Health-IT des CIO-Magazins.
Die gesamte Beilage Health-IT können Sie im November hier kostenlos downloaden.

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