Klaus-Hardy Mühleck
"Die Autobranche braucht starke CIOs"
Auch wenn sich die IT-Themen in der Autobranche ähneln, so gewichten die Konzerne ihre IT recht unterschiedlich. Bei Daimler-Chrysler verantwortet der CIO beispielsweise nur noch die IT und keine Organisation mehr. Wie sieht es mit der Bedeutung der IT bei VW aus?
VW sieht in der IT einen wesentlichen Bereich für die Weiterentwicklung des Gesamtkonzerns. Bereits seit anderthalb Jahren gibt es im Konzern die Vorstandsausschüsse IT und Prozesse sowie die Steuerungskreise, und jetzt werden wir den nächsten Schritt gehen. Wir wollen in einer weltweiten Matrix die IT-Prozessgestaltung vorantreiben. Durch mich soll das Ganze umgesetzt werden. Ich werde zudem zahlreiche Projekte von meinem Vorgänger Dieter Schacher weiter vorantreiben. VW hat schon jetzt als eine Art Vorreiter in der Branche eine weltweit einheitliche Stückliste. Wir werden allerdings auch einige Themen zurücknehmen, wie die Individualisierung im Client-Bereich sowie die historisch gewachsenen Unix-Plattformen.
Der Wind in der Autobranche weht angesichts sinkender Umsätze und Gewinne deutlich rauer. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von dem Thema Outsourcing?
Ich bin gegen das blinde OutsourcingOutsourcing von IT-Dienstleistungen. Bei Audi haben wir stattdessen auf selektives Outtasking gesetzt. Hier kommen vor allem Shared Services zum Einsatz, bei denen das IT-Management die Governance-Rolle wahrnimmt. Bei Audi war das sehr erfolgreich. Mittlerweile ist das Unternehmen Benchmark in der Branche. Die IT-Kosten liegen bei 0,77 Prozent vom Gesamtumsatz. Gemeinsam wollen wir im VW-Konzern daran weiterarbeiten. Künftig werden wir im Haus noch stärker auf den VW-eigenen IT-Dienstleister Gedas zurückgreifen. Besonders im "Extended Enterprise in der Anbindung der Zulieferer und unserer Händler und Importeure können so Skaleneffekte besser genutzt werden. Alles zu Outsourcing auf CIO.de
Nicht alle Unternehmen räumen der IT eine so große Bedeutung ein, wie es bei VW der Fall zu sein scheint. Was müssen die IT-Verantwortlichen ändern, damit die IT künftig als Werttreiber anerkannt wird?
IT-Verantwortliche müssen in Zukunft ihre Position proaktiv und unternehmerisch ausfüllen. Der CIO erhält damit idealerweise eine Ordnungsfunktion. Im VW-Konzern geschieht dies beispielsweise durch Vorstandsausschüsse. Das ist jedoch erst in 30 bis 40 Prozent der Unternehmen der Fall. Bei anderen Firmen befindet sich die IT in einem Übergangsstadium. Vielen Kollegen fehlt dabei schlicht der generalistische Blick in Richtung firmeninterne Unternehmensberatung.
Wie macht sich dieses fehlende beratende Element in der Positionierung im Unternehmen bemerkbar?
Nur wenn der CIO als Gestalter sichtbar wird, dann kann er in die gehobenen Managementpositionen integriert werden. Das ist im Augenblick vor allem bei den BankenBanken und Finanzdienstleistern der Fall. In den Firmen, wo der IT-Verantwortliche nur Umsetzer ist, also nicht auf die Wertschöpfung einwirkt, bleibt die Position auch künftig im mittleren Management angesiedelt. Top-Firmen der Branche Banken
Sind das auch die Empfehlungen, die Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben wollen?
Mein Nachfolger muss Steh- und Durchhaltevermögen haben. Die Autobranche benötigt starke CIOs, die konsequent ihren Weg gehen und nicht vergessen dürfen, eigene Duftnoten zu hinterlassen. Mein Nachfolger sollte solche Veränderungssituationen bereits durchlaufen haben. Er muss die Fähigkeit haben, sich artikulativ gegenüber dem Vorstand und den Mitarbeitern durchzusetzen.