Interview mit Bahn-CIO Kurz
Die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn
Sind Sie mit der bisherigen Geschwindigkeit der Umsetzung zufrieden?
Eberhard Kurz: Ich bin natürlich damit nie zufrieden, weil ich ambitioniert bin. Wir wollen immer noch schneller werden. Wir haben massive Fortschritte erzielt. Wir haben mehrere Projekte erfolgreich in agiler Methode implementiert. Wir schauen immer, wie andere Unternehmen bei der Time-to-Market vorankommen. Früher gab es diese Drei-bis Fünf-Jahres-IT-Projekte. Das ist heute passé. Bei der Reiseinformation wollen wir alle drei Monate ein sichtbares Ergebnis für den Endkunden haben. Damit der Kunde etwas merkt.
Deutsche Bahn: Keine Nachwuchsprobleme
Finden Sie denn gute Leute für die IT der Bahn?
Eberhard Kurz: Wir haben hier sehr gute Erfolge und keine grundsätzlichen Nachwuchsprobleme, weil wir mit Mobilität und Logistik ein spannendes Umfeld bieten. Wir müssen die jungen Menschen nur von unseren tollen Aufgaben überzeugen. Im Moment suchen wir zum Beispiel bei DB Schenker Data Scientists.
Sie waren zuvor bei SAP, danach bei Thomas Cook, jetzt sind Sie wieder zurück zur Deutschen Bahn gekommen. Warum?
"Es ist einfach ein Traumjob"
Eberhard Kurz: Die Gestaltungsmöglichkeiten als CIO bei der Bahn sind riesig. Es ist einfach ein Traumjob. Mithilfe der IT die digitale Transformation nach vorne zu bringen, damit wir der beste Mobilität- und Logistikdienstleister werden, ist toll und spannend. Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken.
Was war die größte Herausforderung bisher?
Eberhard Kurz: Die nötige Geschwindigkeit zu erreichen. Und dass man als Großkonzern die optimale Verbindung findet zwischen klassischen Prozessen und dem Ausprobieren von Neuem. Bei uns steht Sicherheit vor allem anderen. Wir müssen Standardprozesse einhalten. Wie bekommt man das zusammen mit der Silicon-Valley-Mentalität?
"Wir sind bezüglich der IT Top of the Pops"
Ist die Größe der Bahn ein Hemmnis?
Eberhard Kurz: Sie macht es zumindest nicht leichter. Wenn Google eine Innovation einführt, können die das über Nacht machen. Wir sind ein Flächenunternehmen. Wenn wir einen Zug oder Bahnhof mit etwas Neuem ausrüsten, dann sind noch sehr viele weitere übrig. Dieses Roll-out-Problem ist eine große Herausforderung.
Wie kann man die IT der Bahn zusammenfassen?
Eberhard Kurz: Wir sind bezüglich der IT Top of the Pops. Wir haben tolle Themen und attraktive digitale Projekte. Ich möchte dafür sorgen, dass die Community merkt, was die Bahn alles kann. Im Fernverkehr verkaufen wir über die Hälfte der Tickets im Internet oder mobil. Kein anderes Unternehmen hat hier einen höheren Anteil.