Strategien


Interview mit Bahn-CIO Kurz

Die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Bei der Deutschen Bahn sollen künftig die Weichen melden, wenn es Reparaturbedarf gibt. Ähnlich innovativ ist das geplante "Live-Ticket". CIO.de hatte Gelegenheit zu einem Gespräch mit Konzern-CIO Eberhard Kurz.
  • Sensoren in Loks, Weichen und Rolltreppen die Predictive Maintenance befeuern sollen
  • Das "Live-Ticket" soll Vertriebssystem aus Fahrgastsicht radikal erneuern
  • Im virtuellen Big-Data-Kompetenzcenter führt die Bahn aktuell 70 bis 80 verschiedene Big-Data-Projekte zusammen
  • Die größte Herausforderung für den alten Großkonzern liegt für die IT in der Geschwindigkeit der Transformation
Eberhard Kurz treibt als Konzern-CIO die Digitalisierung der Bahn voran.
Eberhard Kurz treibt als Konzern-CIO die Digitalisierung der Bahn voran.
Foto: Deutsche Bahn AG

CIO: Die Bahn muss sich wandeln, weil es starke Konkurrenz durch Flixbus und bald durch autonome Autos gibt. Wie wollen Sie das schaffen?

Eberhard Kurz, CIO Deutsche BahnDeutsche Bahn: Die Bedeutung der IT ist bei uns wegen der DigitalisierungDigitalisierung extrem hoch. Für uns ist die Transformation keine Frage des Alters eines Unternehmens, sondern eine Frage der Vorstellungskraft für die notwendigen Veränderungen. Wir möchten für alle unsere Kunden, intern wie extern, alles tun, um die innovativen Möglichkeiten der IT für die Digitalisierung zu nutzen. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bahn Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Big Data und Predictive Maintenance

Wie genau soll das gehen?

Eberhard Kurz: Wir wollen in der Logistik und im Per­sonenver­kehr neue Geschäfts­mo­­delle ausprobieren, weitere, qualitativ hochwertige Transport- und Logistik-Dienstleistungen und gute Kun­den­informatio­nen anbieten. Wir haben drei große Ziele: Zum einen wollen wir immer mit den Fachbereichen, dem Geschäft, zusammenarbeiten und mit dessen Kunden direkt verzahnt sein. Zweitens erschließen wir uns neue Geschäfts­modelle durch innovative IT mittels Big DataBig Data, Predictive Maintenance und neue Apps. Und drittens le­gen wir großen Wert auf Exzellenz unserer IT-Landschaft. Alles zu Big Data auf CIO.de

Stichwort Digitalisierung, was haben Sie vor?

CEO Rüdiger Grube ist ebenfalls ein Treiber des Wandels.
CEO Rüdiger Grube ist ebenfalls ein Treiber des Wandels.
Foto: Deutsche Bahn AG

Eberhard Kurz: Hier haben wir unser Kompetenzzentrum Digitalisierung aufgebaut. Das Thema ist im Konzern so dynamisch, weil unser CEO es selbst massiv vorantreibt. Rüdiger Grube spricht in vielen Interviews über die Themen InnovationInnovation und neue Geschäftsmodelle. Dieser Ansatz, Treiber zu sein und nicht Getriebener, ist ein Leitbild für uns alle. Deshalb haben wir im Kompetenzzentrum alle Geschäftsfelder, Personenverkehr, Logistik und Infrastruktur, gebündelt, aber auch übergreifende Themen wie Arbeitswelten 4.0, Produktion 4.0 und IT 4.0. Alles zu Innovation auf CIO.de

Können Sie Beispiele nennen?

Eberhard Kurz: Beim Thema Pünktlichkeit auf der Strecke ist zum Beispiel auch die Instandhaltung von Schienen wichtig. Eine Weiche hat eine bestimmte Lebensdauer, danach muss sie insgesamt oder in Teilen ausgetauscht werden. Eine Komponente dabei sind die Elektromotoren, die die Weichenzunge antreiben. Unsere Analysen haben ergeben, dass man Ausfälle dieser Motoren präventiv diagnostizieren kann.

Weiche an Bahn: "Mir geht es schlecht"

Wie geht das?

Bis Ende 2016 will die Bahn Sensoren in 3000 Weichen einbauen. Bis 2020 sollen es 30.000 werden.
Bis Ende 2016 will die Bahn Sensoren in 3000 Weichen einbauen. Bis 2020 sollen es 30.000 werden.
Foto: Deutsche Bahn AG

Eberhard Kurz: Neuerdings werden Sensoren eingebaut, die an die Zentrale senden: "Achtung, mir geht es jetzt schlecht." Dann ersetzen die Kollegen der Servicetechnik den Weichenmotor rechtzeitig, bevor er ausfällt, und zu einem Zeitpunkt, an dem nicht viel Verkehr ist. Bis Ende des Jahres wollen wir im Projekt "DIANA" Sensoren in 3000 Weichen einbauen. Bis Ende der Dekade soll es sie in 30.000 von insgesamt 70.000 Weichen geben.

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