Finance IT


Zwischen Business und Bankenaufsicht

Die IT-Strategie der Commerzbank

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Einheitliches Basissystem für Portale

Die regulatorischen Aufgaben beanspruchen immer häufiger Men- und Womenpower, die laut Müller an anderer Stelle fehlt: "Wir machen ja, Gott sei Dank, nicht nur Regulatorik, sondern auch fachliche Projekte." Dazu gehöre neben einer Tablet-App und der "Photo-TAN" auch Pflege und Weiterentwicklung des neuen Online-Portals, das zum einen für die Privatkunden und zum anderen für die meist mittelständischen Firmenkunden ausgelegt wird.

Dabei nimmt die Commerzbank-IT vorrangig den Zahlungsverkehr der Privatkunden ins Visier. Doch achtet sie darauf, dass sie möglichst viele Teile des Systems für die Firmenkunden wiederverwenden kann. Dazu hat sie ein Basissystem gebaut, auf dessen Grundlage die Entwicklung beider Portale von Anfang an synchron verläuft - auch wenn das schon mal Einschränkungen für beide Seiten nach sich ziehen mag. Auf diese Weise lassen sich aber die knappen Ressourcen bestmöglich nutzen.

Eine der Hauptaufgaben der Unternehmens-IT liegt für Müller darin, das Interesse der Gesamtorganisation im Auge zu behalten. Projekte werden "Front to back" entwickelt, also zunächst von der fachlichen Seite umgesetzt und erst im Nachgang mit dem Unternehmenssystem integriert. Das macht es umso wichtiger, die Partikularinteressen der Fachbereiche hintanzustellen oder vielmehr mit den Interessen des Unternehmens in Einklang zu bringen.

Daneben hat Müller herausgefunden, dass nicht alle Projekte mit regulatorischem Hintergrund "nur lästig" seien. Sie ließen sich bisweilen mit Vorhaben koppeln, die einen wesentlich größeren Effekt auf das Business haben. Ein Beispiel: Im Rahmen der Umstellung auf SEPA wurde deutlich, dass die Commerzbank-Kunden zum Teil große Schwierigkeiten mit der Umstellung hatten. Warum also sollte die Bank nicht die Konvertierung für eine Übergangszeit als Service anbieten? Solche Synergieeffekte sucht der CIO mittlerweile aktiv.

Die Rolle des CIO als Schützer des Bankenbetriebs ist folglich nicht als Rückzug ins Operative, sondern als Ergänzung zu seinen bisherigen Aufgaben zu interpretieren, so der Commerzbank-CIO. Es reiche nicht, die IT reibungslos am Laufen zu halten und das Business zu "enabeln". Darüber hinaus müsse die IT eine Gesamt-Governance für den Bankenbetrieb gewährleisten: "Wenn wir das Regulatorik-Thema nicht sinnvoll umsetzen, bricht uns das ganze Geschäft weg."

Appell an die Politik

Wichtig ist, dass diese Thematik auch ganz oben, in Vorstand und Aufsichtsrat, diskutiert wird. Zu dieser Diskussion sei er jederzeit bereit, erklärt der Commerzbank-CIO. Das Topmanagement höre auch durchaus zu, "wenn man die Themen appetitlich aufbereitet". Wie wichtig Verfügbarkeit und Verlässlichkeit der IT für den Unternehmenserfolg sind, habe sich mittlerweile ganz oben herumgesprochen.

Auch an die Politik richtet Müller einen Appell: "Damit wir regulatorische Aufgaben besser bewältigen können, sollten Gesetzgeber und Aufsicht die kumulative Wirkung verschiedener Regelungen bewusst berücksichtigen und die Banken früher in die Konsultationen einbinden", sagt er: "Planbare und praktikable Umsetzungsfristen sind aus Sicht eines CIO ebenso wünschenswert wie der Blick auf die zu erwartenden Umsetzungskosten."

Zur Startseite