Psychologie

Die Risiken des Gruppendenkens

20.02.2014
Von Andreas Zeuch

Gruppendenken und seine Folgen

Gruppendenken beschreibt das Phänomen, das an sich kompetente, häufig an Fachwissen reiche Personen in einer Gruppe zu schlechteren Entscheidungsergebnissen kommen, als dies eigentlich möglich wäre. Das Gruppendenken basiert auf verschiedenen Aspekten:

  • gleiche Grundannahmen und Werte

  • gleiches oder ähnliches Fachwissen

  • Konformitätsdruck

  • soziale Identität

  • Zeitdruck und Stress

Dabei wurden in den letzten Jahrzehnten psychologischer Entscheidungsforschung typische Anzeichen für Gruppendenken herausgearbeitet:

  • großer Optimismus

  • gemeinsame Rationalisierungen

  • Glaube an die intellektuelle und moralische Überlegenheit gegenüber Nichtmitgliedern der Gruppe

  • Unterdrückung eventuell auftretender anderer Meinungen und

  • ein großer Glaube an die Einheitlichkeit der Gruppenmeinung

Wenn Sie diese Anzeichen in dem einen oder anderen Führungskreis in Ihrem Unternehmen kennen, empfiehlt es sich dringend, neue Wege der Entscheidungsfindung zu erarbeiten, zumindest aber einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Wege aus der Misere

Wenn Sie sich vor den zerstörerischen Wirkungen des Gruppendenkens absichern wollen, dann helfen fürs erste ein paar einfache Möglichkeiten:

  • Der Ranghöchste in der Gruppe äußert seine Meinung zuletzt

  • Gruppenmitglieder formulieren bei Zweifeln Ihre Einwände

  • Ein Gruppenmitglied übernimmt die Rolle des "Advocatus Diaboli"

  • Eine andere, unabhängige Gruppe arbeitet parallel am selben Problem

  • Erneutes Überdenken der ersten Lösungen oder Entscheidungen

  • Einbeziehen externer Personen wie Berater

  • Erfragen Sie die Meinung externer Kollegen, Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden...

Dies ist die Mindestanforderung, um die Risiken des Gruppendenkens möglichst weitgehend zu reduzieren. Das Fatale und Hinterlistige des Gruppendenkens besteht eben in der schnell entstehenden Selbstüberschätzung und dem damit verbundenen, realitätsfernen Optimismus. Das sicherste Mittel jedoch, Gruppendenken dauerhaft auszuschalten, besteht in der Nutzung von Vielfalt. Die macht die Arbeit so ganz nebenbei auch deutlich bunter.

Andreas Zeuch promovierte in Erwachsenenbildung über das Training professioneller Intuition. Er arbeitet seit dem Jahr 2003 als freiberuflicher Berater, Trainer, Coach und Speaker mit dem Schwerpunkt unternehmerischer Entscheidungen und Management-Innovation.

Zur Startseite