Neue Angriffsflächen
Die Top 5 Cyber-Security-Trends 2015
Jörg Asma leitet den multinationalen Bereich Cyber Security & Privacy Europe bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Asma hat Elektrotechnik in Jülich und Aachen studiert.
Die Medienresonanz im Jahr 2014 hinsichtlich des Themas Internet-Kriminalität und Cyber-SicherheitCyber-Sicherheitist bisher beispiellos. Von Leit- über Wirtschafts- bis hin zu Konsumentenmedien - überall spielten diese Themen eine entscheidende Rolle. Wir wagen den Blick in die Kristallkugel und prognostizieren: Im Jahr 2015 werden IT-Sicherheitsspezialisten vor allem mit diesen fünfTrendsTrends und Gefahren konfrontiert werden. Alles zu IT Trends auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de
1. Botnets werden zur professioneller Dienstleistung
Für Produkte und Dienstleistungen, die überdurchschnittlich nachgefragt werden, bildet sich häufig sehr schnell ein differenzierter und spezialisierter Anbietermarkt heraus. Eine solche Nachfrage besteht aktuell nach so genannten Botnets, um diese für kriminelle Zwecke einzusetzen. Im Prinzip kann heute jedermann bereits ab zehn US-Dollar die Stunde Botnets mieten. Die NetzwerkeNetzwerke automatisierter Computerprogramme greifen Sicherheitslücken Dritter an oder bombardieren Netzwerke so lange mit Datenmüll, bis diese letztendlich zusammenbrechen. Alles zu Netzwerke auf CIO.de
Diese Dienstleistung ist selbstverständlich illegal in der Europäischen Union. In anderen Rechtsgebieten wie Russland wird sie aber von Dienstleistern angeboten, die ihre Vertriebs- und Servicestrukturen immer weiter professionalisieren. Dies geht sogar bis hin zu individuellem Support bei der Nutzung des gemieteten Botnets.
Angriffe aus Rechtsräumen, in denen Botnets legal sind, werden damit künftig noch weiter zunehmen. Für die Kriminellen wird die Nutzung gleichzeitig immer einfacher, da sie die Dienstleistung wie einen gewöhnlichen Bedarfsartikel mit exzellenter Service-Begleitung zu einem geringen Preis einkaufen können.
- Woran Sie einen Angriff erkennen
Nach Analysen von McAfee weisen vor allem acht Indikatoren darauf hin, dass ein Unternehmensnetz in die Schusslinie von Hackern geraten ist. Hans-Peter Bauer, Vice President Zentraleuropa bei McAfee, stellt sie vor. - Interne Hosts kommunizieren mit bösartigen oder unbekannten Zieladressen
In jedem Fall verdächtig ist, wenn ein Host-Rechner auf externe Systeme zugreift, deren IP-Adressen auf "Schwarzen Listen" von IT-Sicherheitsfirmen zu finden sind. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Rechner häufig Verbindungen zu Systemen in Ländern aufbauen, zu denen ein Unternehmen keine geschäftlichen Beziehungen unterhält. Dabei kann es sich um den Versuch handeln, Daten aus dem Unternehmen hinauszuschmuggeln. - Interne Hosts kommunizieren mit externen Hosts über ungewöhnliche Ports
Auffällig ist beispielsweise, wenn interne Rechner über Port 80 eine SSH-Verbindung (Secure Shell) zu einem System außerhalb des Firmennetzes aufbauen. SSH nutzt normalerweise Port 22 (TCP). Port 80 ist dagegen die Standardschnittstelle für HTTP-Datenverkehr, also den Zugriff auf das Internet. Wenn ein Host einen ungewöhnlichen Port verwendet, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Angreifer das System unter seine Kontrolle gebracht hat. Um IT-Sicherheitssysteme zu täuschen, tarnt ein Hacker dann die Kommunikation mit seinem Command-and-Control-Server (C&C) als Anwendung, die jedoch nicht den Standard-Port verwendet. - Öffentlich zugängliche Hosts oder Hosts in entmilitarisierten Zonen (DMZ) kommunizieren mit internen Hosts
Mithilfe solcher Hosts kann es Angreifern gelingen, gewissermaßen "huckepack" in ein Unternehmensnetz einzudringen, Daten zu stehlen oder IT-Systeme zu infizieren. - Warnungen von Malware-Scannern außerhalb der Geschäftszeiten
Verdächtig ist, wenn Antiviren-Programme in der Nacht oder am Wochenende Alarm schlagen, also außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Solche Vorkommnisse deuten auf einen Angriff auf einen Host-Rechner hin. - Verdächtige Netzwerk-Scans
Führt ein interner Host-Rechner Scans des Netzwerks durch und nimmt er anschließend Verbindung zu anderen Rechnern im Firmennetz auf, sollten bei Administratoren die Alarmglocken schrillen. Denn dieses Verhalten deutet auf einen Angreifer hin, der sich durch das Netzwerk "hangelt". Vielen Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen (IPS) entgehen solche Aktionen, wie sie nicht entsprechend konfiguriert sind. - Häufung identischer verdächtiger Ereignisse
Ein klassischer Hinweis auf Angriffe ist, wenn mehrere sicherheitsrelevante Events innerhalb kurzer Zeit auftreten. Das können mehrere Alarmereignisse auf einem einzelnen Host sein, aber auch Events auf mehreren Rechnern im selben Subnetz. Ein Beispiel sind Fehler beim Authentifizieren. - Schnelle Re-Infektion mit Malware
Nach dem Scannen mit einer Antiviren-Software und dem Beseitigen eventuell vorhandener Schadsoftware sollte ein IT-System eigentlich längere Zeit "sauber" bleiben. Wird ein System jedoch innerhalb weniger Minuten erneut von Malware befallen, deutet dies beispielsweise auf die Aktivitäten eines Rootkit hin. - Dubiose Log-in-Versuche eines Nutzers
Eigenartig ist, wenn derselbe User innerhalb kurzer Zeit von unterschiedlichen Orten aus Log-in-Versuche in ein Firmennetz startet oder wenn solche Aktionen von Systemen mit unterschiedlichen IP-Adressen aus erfolgen. Eine Erklärung ist, dass die Account-Daten des Nutzers in falsche Hände gefallen sind. Denkbar ist allerdings auch, dass sich ein illoyaler oder ehemaliger Mitarbeiter Zugang zu verwertbaren Daten verschaffen will.
2. Neue Angriffsflächen durch Industrie 4.0 und das Internet der Dinge
In der Vergangenheit haben sich Unternehmen wie auch Privatpersonen vor allem damit beschäftigt, ihre Daten auf Computern, Handys und sonstigen mobilen Endgeräten wie TabletsTablets zu schützen. Letztere sind historisch betrachtet noch immer vergleichsweise neu - und drohen sich nun exponentiell und beliebig umfangreich zu vervielfachen. Denn nachdem die Datenwelt des Computers schon das Telefon erobert hat, werden künftig alle möglichen elektronischen Geräte Datenträger sein: Autos, Kühlschränke, Leuchtmittel oder die Kaffeemaschine im privaten Bereich. Produktionsanlagen, Roboter und Maschinen in der Industrie. Alles zu Tablets auf CIO.de
Sie alle sind schon jetzt oder in Kürze ebenfalls Teil des großen Netzes, das die Kommunikationsinstrumente schon erfasst hat. Damit werden sie zu neuen möglichen Angriffsflächen für Cyber-Kriminelle. Sie werden beim nächsten Mal vielleicht nicht die Drehbücher einer Hollywood-Produktionsfirma stehlen, sondern gleich die Produktionsmaschinen eines Maschinenbauers so schädigen, dass die weitere Fertigung monatelang stillsteht.
Alternativ greifen sie vielleicht die wichtigsten Manager an, indem sie deren Toaster im Privathaushalt dazu führen zu überhitzen und Feuer zu fangen oder die Kontrolle über das elektronische Lenksystem seines Autos übernehmen. CIOs müssen sich jetzt damit beschäftigen, wie sie unter diesen neuen Rahmenbedingungen einen größtmöglichen Schutz für ihre Unternehmen und ihre Mitarbeiter schaffen können.
3. Sabotage nimmt einen höheren Stellenwert ein
Der Hack von Sony Pictures ist nicht nur der größte Einbruch in ein Unternehmen, der öffentlich bisher bekannt wurde. Er unterscheidet sich vor allem in einem Merkmal deutlich von anderen Einbrüchen und stellt damit eine neue kriminelle Qualität dar. Bisher wurden die meisten Einbrüche vor allem aus Spionagegründen begangenen: Geheime Informationen sollten ausgekundschaftet, geistiges Eigentum gestohlen werden. Dies ist auch bei Sony passiert.