Strategien


Unternehmensportale

Die Tür klemmt

2002 führten die Budgets für Portale das Ranking der IT-Investitionen in Deutschland an. In vielen Fällen wurden sie jedoch nicht ausgeschöpft, sondern auf „Hold" gesetzt. Jetzt ist es Zeit, die geplanten Projekte endlich in die Tat umzusetzen.

Triumphierend erzählt Fabian Flach, Alliance Manager bei Plumtree, noch heute vom gescheiterten Vorhaben des Walldorfer Software-Hauses SAPSAP, die eigene Portal-Software bei Unilever zum Laufen zu bringen. Vor einem drei viertel Jahr konnte der US-amerikanische Spezialist so das Portalgeschäft für die 3000 Mitarbeiter des Lebensmittelkonzerns übernehmen - ein Einzelfall, denn noch sind die Rollen auf der Bühne dieses expandierenden Markts nicht verteilt. Der ist schon seit drei Jahren kräftig in Bewegung. Noch Anfang Februar referierte Gartner-Analyst Nikos Drakos über den unübersichtlichen Portalmarkt - „still a mess“. „Da rangieren 35 Firmen in Kreuzungsbereichen zwischen Business IntelligenceBusiness Intelligence, Document und Content Management, Application Server und Integration, um zu verkünden, dass sie Portale anbieten“, so Drakos, dessen Zeitrechnung für Portale indes erst im Jahre 1998 beginnt. Alles zu Business Intelligence auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Viele Unternehmen wittern ein großes Geschäft. Mehr als 30 Fusionen im Integrations- und Portalgeschäft zählt Gartner zwischen 1999 und 2002, darunter auch der Merger von SAP und den israelischen Portalexperten Top Tier vor knapp zwei Jahren. „Ein Portal soll Unternehmensinformationen aufnehmen, sie in einen sinnvollen Zusammenhang bringen und ausgewählten Personen verfügbar machen“, fasst Drakos die Sache in eine einfache Formel. Die Meta Group spricht von einem Portal-Framework, unter dessen Dach Portale sowohl für Mitarbeiter als auch für Lieferanten und Kunden zu finden sind. Henning Hinderer dagegen, Projektleiter im Bereich E-Business beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart, sieht nur Mitarbeiterportale als Unternehmensportale, getrennt von Business-, Kunden- oder Lieferantenportalen. Entscheidend sei die Strategie, so der Mitherausgeber der Marktübersicht „Portal-Software“ (Februar 2002).

Prozesse und Portale gehören zusammen

„Ein Portal ist personalisiert und prozessorientiert“, erklärt Hinderer. Die Personalisierung sei mit einem Rechtesystem verknüpft. „Die einen können die Verfügbarkeit ihrer Produkte einsehen, andere die Standardlieferzeiten.“ So würden Vertriebsprozesse vereinfacht. Der Status quo ist allerdings ein anderer: 60 Prozent aller eingesetzten Portale seien noch nicht prozessorientiert, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Meta Group mit dem Titel „Portal-Frameworks“ (November 2002). Die Marktforscher hatten dazu Mitte vergangenen Jahres 311 deutsche IT-Führungskräfte befragt. Klar ist: Wo CIOs „Effizienzsteigerungen, kürzere Prozesslaufzeiten und fallende Kosten“ wittern, wie es in der Studie heißt, ist auch ein Markt.

Der Triebwerkehersteller Pratt & Whitney etwa stellte für jeden Maschinentyp die 350000 Seiten starke Betriebsanleitung auf das Portal. Der Wartungsaufwand fiel durch eine effizientere Zusammenarbeit der beteiligten Firmen nach eigenen Angaben um 15 Prozent. Auf dem Portal des Mischkonzerns Procter and Gamble tauschten Montagearbeiter Tipps und Fehlerquoten aus. Das machten sie vorher auf einem Whiteboard in der Fabrikhalle, heute nutzen sie dafür ihren Terminal. Die Ausfallrate auf der Produktionsstraße für Papiertücher sank um 35 Prozent. Die Meta Group schätzt das Volumen des deutschen Markts auf derzeit 540 Millionen Euro. Für 2003 erwarten die Marktforscher ein Wachstum von etwa fünf Prozent; weltweit soll der Umsatz von sechs auf mehr als zehn Milliarden Dollar steigen. Auch Gartner erwartet hierzulande in den nächsten drei Jahren eine Umsatzsteigerung durch Portallizenzen um durchschnittlich 17 Prozent, europaweit sogar um 22 Prozent.

Anke Hoffmann, Informationswissenschaftlerin und Senior Consultant bei der Meta Group, spricht von einem „Luftanhalten“ auf dem deutschen Markt. Zwar seien Portalprojekte nicht von Budgetkürzungen betroffen, doch vor allem 2002 vielfach auf „Hold“ gesetzt worden. Grund: die Unklarheit darüber, wie das „My SAP Enterprise Portal“ ankommen würde. „Da ließen die Budgetverantwortlichen lieber erst noch einmal ihre Portemonnaies geschlossen“, sagt Hoffmann.

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