Konjunktur, KI, Kostendruck
Diese Themen halten CIOs 2024 auf Trab
Das IT-Jahr 2023 war durch eine Reihe unerwarteter, unvorhersehbarer und kurzfristiger Herausforderungen geprägt. Viele CIOs befanden sich in der Defensive, sie wurden durch Störungen und veränderte Anforderungen unter Druck gesetzt. Um wieder die Nase vorn zu haben, müssen IT-Führungskräfte Lehren aus den Entwicklungen des Vorjahres ziehen. Denn von uns befragte Technologie-Experten gehen davon aus, dass auch 2024 globale und wirtschaftliche Unsicherheiten zu erwarten sind.
Durch unbekannte Gewässer navigieren
Laut Asana-CIO Saket Srivastava wird es durch den Mangel an wirtschaftlicher Weitsicht, gepaart mit der Volatilität des Technologiemarktes, weitere Herausforderungen geben - mit teils dramatischen Einflüssen auf den Geschäftsbetrieb und die strategische Planung. Allerdings sieht Srivastava auch Chancen, etwa eine Verpflichtung zum Kostenbewusstsein mit dem Ziel, Effizienzsteigerungen zu erzielen. Zudem ließen sich die Einsparungen aus der Neubewertung von Prozessen strategisch einsetzen.
"Wir prüfen unser Budget und die vorgeschlagenen Projekte genauer, um in Bereiche zu investieren, die eindeutig zur Umsatzsteigerung, Effizienzsteigerung, Kostensenkung und Verbesserung des Arbeitsplatzes beitragen", berichtet CIO Srivastava. "Diese intensive Prüfung ist eigentlich eine gute Sache, denn ein gewisses Maß an Druck zwingt die Teams dazu, bessere Entscheidungen zu treffen."
Um ein Unternehmen durch die Ungewissheit zu führen, müssen IT-Führungskräfte dafür sorgen, dass alle auf derselben Seite stehen, fordert Srivastava. Anstatt hinterher zu laufen, schlägt er einen proaktiven Ansatz mit klarer Kommunikation als Leitprinzip vor. Dies beginne damit, Initiativen anzustoßen und gewünschte Ergebnisse für das Unternehmen festzulegen. "Wir müssen sicherstellen, dass jeder versteht, was er tut, warum er es tut und - was am wichtigsten ist - wie der Erfolg gemessen wird." Er setze auf regelmäßige Kommunikation, Transparenz und Wiederholungen - "das sind die Schlüssel zum Erfolg".
Eine starke Arbeitskultur bewahren
Dan Zimmerman, CIO und CPO von TreviPay, sieht einen Vorteil der grassierenden Unsicherheit bei der Suche nach Talenten: "Die jüngsten Stellenausschreibungen haben Dutzende von qualifizierten Bewerbern angezogen, ohne dass wir Personalvermittler eingeschaltet haben", sagt der Manager. "So hat sich das vergangene Jahr als eine großartige Zeit erwiesen, um das Team aufzubauen, das man für die nächsten Jahre braucht."
IT-Führungskräfte müssen laut Zimmerman jedoch nicht nur Talente einstellen, sondern auch sicherstellen, dass sie eine positive, respektvolle Arbeitskultur schaffen, die den Mitarbeitern und den Unternehmenszielen zugutekommt. "Teammitglieder erkennen die Kultur an den Richtlinien, Verfahren und vor allem daran, wie sehr sie sich von den Führungskräften und Kollegen respektiert fühlen", begründet er die Einschätzung. "Es wird wichtig sein, zuzuhören und Feedback dazu einzuholen, was funktioniert und was nicht - und dabei flexibel zu bleiben." Dies umfasse auch den Umgang mit unterschiedlichen Arbeitsformen, im Büro, hybrid und vollständig remote.
Entscheidungen zeitnah treffen
Laut Bhadresh Patel, Chief Digital Officer beim globalen Beratungsunternehmen RGP, gehen Unternehmen heute vorsichtiger vor als früher. Er führt die zögerliche Haltung der Tech-Führungskräfte auf den erhöhten Inflationsdruck und die gestiegenen Zinssätze zurück. "Die Budgets sind immer noch da, aber die Entscheidungen dauern länger, da genauer geprüft wird, ob die richtigen Initiativen verfolgt und die richtigen Partner ausgewählt werden", berichtet Patel. RGB begegne diesem Problem, indem man sich auf betriebliche Effizienz konzentriere, die Kosten senke und Backend-Prozesse modernisiere.
Alexei Miller, Managing Director bei DataArt, sieht die größte Herausforderung für Tech-Führungskräfte in der Angst vor versteckten Kosten und der falschen Auswahl von Zukunftsprojekten. "Zu vieles ist in der Schwebe, von der Verfügbarkeit der Finanzmittel über Prioritäten der Unternehmen bis hin zur globalen politischen Entwicklung", sagt Miller. Daher müssten Organisationen agiler vorgehen und weniger Angst vor Fehlern haben. Sein Unternehmen investiere in Wachstum, "weil wir glauben, dass intelligente Technologie immer noch das größte Versprechen für die Verbesserung der Abläufe unserer Kunden birgt. Abwarten ist eine aussichtslose Strategie."
Sicherheit mit kleinem Budget
Grant McCormick, CIO des Cybersicherheitsspezialisten Exabeam, glaubt, dass eine intensivere Zusammenarbeit zwischen IT- und Sicherheitsteams nötig sein wird. "Unabhängig davon, ob die Sicherheitsabteilung dem CIO oder einer anderen Führungskraft im Unternehmen unterstellt ist, liegt es im Interesse aller, sich der Bedrohungslage bewusst zu sein und IT sowie Cybersicherheit zu synchronisieren." Auch die 2023 State of the CIO-Umfrage von Foundry hat ergeben, dass 70 Prozent der IT-Führungskräfte davon ausgehen, in Zukunft stärker in Cybersecurity-Aktivitäten eingebunden zu werden. Darüber hinaus gaben 58 Prozent der Befragten an, dass die Relevanz der Cybersicherheit aufgrund der Wirtschaftslage zugenommen hat, was wiederum Druck auf die Budgets ausübt.
Gleichgewicht zwischen Kosten und Beweglichkeit
Nach Aussage von Wiley-CTO Aref Matin hat die Geschwindigkeit des Wandels im vergangenen Jahr dazu geführt, dass Tech-Führungskräfte ein Gleichgewicht zwischen der Optimierung von Kosten und schnellen Anpassungen anstreben - zwei Ziele, die häufig im Widerspruch zueinanderstehen. "Wir müssen sicherstellen, dass unsere Projekte die richtigen sind", so Matin, "und dass sie die Unternehmensleistung verbessern sowie die Effizienz steigern. Denn die Geschwindigkeit, mit der wir uns bewegen müssen, wird weiter zunehmen."
Dies erfordere nun mal schnelle Kurswechsel von IT und Business: "In der heutigen Welt müssen Technologie-Manager ständig unterschiedliche Szenarien in der Hinterhand haben", argumentiert Matin. "Das macht zwar mehr Arbeit in den Planungs- und Budgetzyklen, führt aber unweigerlich zu weniger Wellen und Unterbrechungen, wenn wir uns anpassen müssen."
Fortbildung zur Nutzung von KI
Sastry Durvasula, Chief Information and Client Services Officer bei TIAA, gehört zu den vielen IT-Führungskräften, die ein großes Potenzial für KI sehen - allerdings nur, wenn die Mitarbeiter darin auch geschult werden. "Der Aufstieg dieser Lösungen und ihre verschiedenen Anwendungsfälle bieten gute Voraussetzungen für Initiativen zur Weiterbildung und Umschulung von Mitarbeitern - vielleicht die größten in einer Generation", sagt er.
Deshalb hat TIAA ein Programm ins Leben gerufen, das Mitarbeiter im gesamten Unternehmen im Bereich KI weiterbildet. Und über Kooperationen mit Universitäten werden Praktikumsplätze für die gemeinsame Arbeit an generativen KI-Projekten geschaffen, die den Kunden zugutekommen. "CIOs können dies als entscheidenden Hebel zur Wettbewerbsdifferenzierung nutzen, um nicht nur ihren Mitarbeitern zu helfen, in ihren Rollen zu wachsen und technische Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch die gesamte Organisation KI-kompetenter zu machen."
Umgang mit neuen Vorschriften
Im stark regulierten Gesundheitswesen sieht G. Cameron Deemer, CEO von DrFirst, den Umgang mit Vorschriften sowohl als Herausforderung als auch als Chance: "Für uns ist Regulierung Fluch und Segen zugleich", sagt er. "Sie eröffnet echte Chancen, um neue Kunden zu gewinnen, aber sie erschwert auch die Entwicklungsplanung und setzt neue Prioritäten." Daher bezeichnet Deemer sie als "eine Art Glücksfall", der zwar unbequem ist, aber "Chancen eröffnet, um Kunden einen hohen Nutzen zu bieten". Dies bedeutet aber auch, dass sich seine IT-Teams weiterhin auf Innovationen und die Beseitigung technischer Schulden konzentrieren, während sie darüber hinaus die regulatorischen Anforderungen umsetzen.
Menschliche und maschinelle Intelligenz verknüpfen
Jamie Smith, CIO der University of Phoenix, muss Reibungsverluste für Studierende beseitigen und ihnen neue digitale Möglichkeiten aufzeigen. Dies erfordert Entscheidungen darüber, welche Aspekte der Customer Experience am besten durch menschliche Intelligenz und welche durch KI-Lösungen abgedeckt werden. "Die massiven Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens, der KI und der Personalisierung können dazu beitragen, dass wir unser menschliches Talent auf die vorteilhaftesten und differenziertesten Situationen anwenden, während wir sie mit 'Bionik' ausstatten, um die Anforderungen besser zu bewältigen."
Wie in anderen Branchen auch, wird die Universität die Kooperation von Menschen und KI angesichts des raschen Wandels bei Technologie und Kundenbedürfnissen stetig verfeinern müssen. "Wegen der Geschwindigkeit, mit der sich diese Modelle weiterentwickeln, müssen wir immer wieder neu bewerten, wie die Mischung in den nächsten Monaten ausfallen wird."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com