Cloud als Basis für experimentelle IT ernster nehmen

Digitalisierung muss vorausschauend sein

12.03.2015
Ima Buxton arbeitet als freie Redakteurin in München. Sie schreibt schwerpunktmäßig zu Strategie- und Trendthemen.

Räume und Möglichkeiten für Experimente schaffen

Diese müssen Unternehmen künftig auch zunehmend ergreifen, meinen die KPMG-Analysten: "Marktsättigung und Wettbewerbsintensität im klassischen Kerngeschäft sowie technologiegetriebene Produkt- und Branchenkonvergenzen zwingen verstärkt dazu, neue Wachstumsinitiativen anzustoßen und Sektor übergreifende Lösungen zu entwickeln."

Beim Blick über den Tellerrand werden Business-Manager nicht nur Expansionspotenziale in andere Branchen erspähen, sondern auf so manches Neuland stoßen: von neuen Arbeitszeit- und Produktionsmodellen über neue Konzepte der vertikalen Vernetzung mit bisherigen Konkurrenten bis hin zu einer neuen Kundenkommunikationskultur.

Dem CIO kommt in der neuen digitalen Welt eine weitreichende Aufgabe zu. KPMG sieht die IT zum "wichtigen unternehmerischen Asset" erwachsen, zum "strategischen Unterscheidungsmerkmal" und "Differentiator auf dem Markt". Gerade vor dem Hintergrund einer Expansion in das Ungewisse mit zumindest teilweise experimentellem Charakter muss der CIO als Business Enabler auch Räume und Möglichkeiten für Experimente schaffen.

In diesem Zusammenhang verweisen die KPMG-Experten auf die Potenziale der Cloud-Nutzung, die von vielen deutschen Unternehmen noch immer verkannt würden. CIOs müssten sich künftig eingehender mit diesem Thema beschäftigen und "Cloud als Türöffner zu mehr Geschwindigkeit in Geschäftsprozessen, zu Innovationen sowie zu Kosten- und Wettbewerbsvorteilen verstehen".

Kommentar: Digitalisierung muss vorausschauend sein, aber auch flexibel und bezahlbar
von Philipp Emmenegger, Coresystems AG

Zunächst einmal: Ja, die Digitalisierung bringt bestehende Konzepte ins Wanken. Aber ich denke, dass die Auswirkungen der Digitalisierung auf bestehende Geschäftsmodelle und – prozesse zum Teil vorhersehbar sind. Ein Beispiel: die Automatisierung von Geschäftsprozessen kommt, und das branchenübergreifend. Hier können Cloud-basierte IT-Lösungen helfen, ohne kostenintensiven Aufbau einer IT-Infrastruktur Arbeitsprozesse effizienter und einfacher zu gestalten. Ebenso ist vorhersehbar, dass die Mobilität besonders bei dienstleistungsorientierten Unternehmen steigen wird. Entsprechend müssen alle Cloud-Lösungen auch mobil sein und Flexibilität bieten. Auch Trends wie die Vernetzung von Geräten (Internet of Things) oder Big Data werden die Digitalisierung der Industrie bestimmen. Wer hier experimentiert, der hat gute Karten, auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Bewährte Konzepte müssen nicht zwangsläufig aufgegeben werden

Wenn Geschäftsprozesse automatisiert werden, heißt das nicht zwangsläufig, dass man von altbewährten Erfolgskonzepten Abschied nehmen muss. Manchmal reicht es, diese über IT-Lösungen zu optimieren und dabei wichtige Erkenntnisse zu sammeln. Ein Traditionsunternehmen, das tolle Kaffeemaschinen herstellt, wird nicht auf einmal etwas völlig anderes produzieren, denn das Know-how ist bereits vorhanden. Aber mit der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen, kann das Unternehmen wertvolle Daten sammeln. Erst mit den vorhandenen Daten kann man sehen, wo weitere Potentiale liegen und welche Kundenwünsche realisiert werden sollten, um damit zusätzliche Einkommensquellen zu schaffen.

Vorausschauend ja, aber auch flexibel und bezahlbar

Visionen sind sicher gut. Auch wir schauen, wo die Reise hingeht und wie die Zukunft aussehen könnte. Viele Unternehmen haben allerdings das Gefühl, die Digitalisierung erfordere große Investitionen und eine tiefgreifende Umstellung. Das ist ein Trugschluss. Gerade bei kleineren Unternehmen ist eine Umstellung auf digitale Prozesse schnell erfolgt, ist bezahlbar und Ergebnisse sind sehr schnell sichtbar. Beispielsweise verzeichnet einer unserer Kunden, welcher seine 40 Servicetechniker digitalisiert hat, bereits Kosten- und Zeitersparnisse von mehreren Tausend Euro.

Digitalisierung ist keine Zukunftsmusik, sondern passiert hier und jetzt. Das ist etwas, das wir KMUs verständlich machen müssen. Des Weiteren müssen wir Unternehmen Berührungsängste gegenüber neuen Technologien nehmen: Wenn ein Unternehmen eine erste IT-Lösung implementiert hat und das Ganze gut funktioniert, steigt auch die Akzeptanz für weitere Innovationen und Investitionen.

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