Nach dem Scheitern
Duet Enterprise verbindet SAP mit Microsoft
Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Duet Enterprise profitiert aber insbesondere von einer neuen Backend-Integrationsschnittstelle, den Business Connectivity Services (BCS). Diese vermitteln zwischen beliebigen Geschäftssystemen im Backend und den Sharepoint-Frontends. Während der Vorgänger Business Data Connector (BDC) lediglich lesenden Zugriff auf SAP oder andere ERP-Systeme erlaubte, können per BCS Daten aus ERP- oder CRM-Datenbanken gelesen, geschrieben und gelöscht werden.
In Sharepoint präsentieren sich derartige Daten im üblichen Listenformat, beim Editieren werden Änderungen unmittelbar in das SAP-System zurückgeschrieben. Solche Basisfunktionen erfordern keine Programmierung, sodass versierte Anwender aus den Fachabteilungen beispielsweise selbstständig Freigabe-Workflows erstellen können, die auf der SAP-Workflow-Engine laufen und über Office-Clients den Benutzern präsentiert werden.
Als korrespondierender Gegenpart zu BCS erhält auf SAP-Seite Netweaver die Erweiterung Service Consumption Layer auf ABAP-Basis. Den direkten Draht zu den involvierten Mitarbeitern stellt der Lync-Server her, der im jeweiligen Benutzerkontext Präsenz- und Kollaborationsfunktionen hinzufügt, um so Chat oder IP-Telefonate zu ermöglichen.
Kommentar - Wo Duet zur Grätsche wird |
"Duet Enterprise" verbindet die SAP-Welt der Daten und Geschäftsprozesse mit Microsofts Kommunikations- und Kollaborationsfunktionen aus Sharepoint 2010 und Office 2010. Microsoft legt sich mit der Beschränkung auf die 2010er-Produktreihen jedoch selbst Steine in den Weg. Denn selbst wenn die Zahl der 2010er-Anwender steigt, so bleibt doch die Masse der Kunden mit Vorgängerprodukten vorerst ausgesperrt. Ein ähnliches Bild ergibt sich auf SAP-Seite, wo der Einsatz einer SAP Business Suite vorausgesetzt wird und beispielsweise alle Kunden mit SAP Business All-in-One unter den Tisch fallen. Andererseits könnte sich Duet Enterprise auch als Migrationskatalysator erweisen. Gelingt es Microsoft, dessen Nutzen überzeugend zu kommunizieren, forcieren unter Umständen viele Anwender den Umstieg auf die 2010er-Office- und -Server-Produkte. Auf jeden Fall sollten Entscheider in SAP-Anwenderunternehmen bei der Planung von Office-Migrationsprojekten berücksichtigen, dass Duet einen nennenswerten Einfluss auf die Kosten-Nutzen-Berechnungen nimmt. Zu den Vorteilen von Duet Enterprise zählt aus Sicht der Experton Group eine zu erwartende Effizienzsteigerung in den produktiven Bereichen und der IT. Auch Unternehmen mit kollaborationsorientierten Arbeitsabläufen profitieren von Duet Enterprise. Hier vereinfacht sich der Datenaustausch zwischen den SAP-Systemen und der Microsoft-Office-Welt. Endanwender können sich in jedem Fall auf einfachere Arbeitsprozesse freuen, weil Duet die Workflow-Komplexität zwischen SAP und Microsoft spürbar reduziert. Von den beiden Herstellern profitiert übrigens Microsoft wahrscheinlich stärker als SAP. SAP könnte nämlich etliche Gelegenheiten für sein weiteres Produkt- und Lösungsgeschäft einbüßen. |
Soziale Netzwerke einbinden
Auch den Trend zu sozialen Netzen macht der aktuelle Sharepoint-Server mit - so erlaubt er beispielsweise die Einrichtung Facebookartiger My Sites (Meine Website). Solche persönliche Profilseiten für Mitarbeiter lassen sich über Duet Enterprise erweitern, um auch benutzerbezogene Daten wie etwa HR-Informationen aus SAP-Anwendungen einfließen zu lassen. Forrester-Mann Koplowitz erachtet Duet für all jene Unternehmen als nützlich, die auf SAP und Microsoft als strategische Lieferanten setzen.
Den IT-Verantwortlichen in den Anwenderunternehmen stünden damit neue Möglichkeiten offen, den bisherigen Fokus von transaktionalen Prozessen stärker auf mitarbeiterzentrische Abläufe zu legen. Viele bisher manuelle Eingriffe ließen sich so eliminieren: "Duet ermöglicht die Koppelung von zentralen Geschäftssystemen mit Kollaborations- und Content-Management-Systemen und verbessert so die Prozesse, weil sich menschliche Verzögerungen einfacher identifizieren und automatisieren lassen", resümiert der Analyst.