RSA Security Conference 2017
Eric Schmidt hat keine Angst vor KI – aber vor der Politik
- KI-Systeme sind noch im Frühstadium
- Bei Google haben sie geholfen, die Data Center effizienter zu machen
- Eric Schmidt fürchtet um das offene Internet, das manchen Politikern ein Dorn im Auge sei
"Künstliche Intelligenz funktioniert dann, wenn eine sehr große Datenmenge zur Verfügung steht, aus der ein System lernen kann", sagte Schmidt. GoogleGoogle nutze KI beispielsweise, um Bildersuche und Bilderkennung zu verbessern und diese Systeme so zu trainieren, dass sie irgendwann "den Unterschied zwischen einer Gazelle und einem Löwen erkennen", nachdem sie vorher mit Tausenden Bildern von beiden gefüttert wurden. Dieser Mechanismus sei auf viele andere Einsatzgebiete übertragbar. Alles zu Google auf CIO.de
Im Data-Center-Umfeld habe Google mit KI große Erfolge erzielt, der Stromverbrauch sei über alle Rechenzentren hinweg um 15 Prozent gesenkt worden. Schon Mitte letzten Jahres hatte Google mitgeteilt, über Tools der KI-Tochter DeepMind den Stromverbrauch in den Data Centers zu managen und so hunderte Millionen Dollar zu sparen. Angeblich hat sich damit die rund 600 Millionen Dollar teure Übernahme des KI-Spezialisten schon amortisiert.
120 Variablen helfen, RZs zu optimieren
Demis Hassabis, Mitgründer von DeepMind, führte damals gegenüber der Presse aus, man kontrolliere über ein "speziell designtes Neuronales Netzwerk" rund 120 Variablen in den RZs, darunter die Fans, die Kühlsysteme sowie weitere Einrichtungsbestandteile. Die KI-Lösung wird mit via Sensorik erzeugte Daten zu Temperatur, Geräuschen, Bewegungen etc. versorgt und errechnet so die effizienteste Kühloption.
Die Technik soll auch dafür eingesetzt werden, den Ausbau der Data Center unter Effizienzaspekten optimal zu planen. Bei Google glaubt man, dass diese Lösung auch sehr gut in Kraftwerken oder der Halbleiterherstellung genutzt werden kann, um Wasser und Energie zu sparen und den Durchsatz zu erhöhen.
Google gibt Interessenten hier die Chance, mit einfachen Artificial-Intelligence-Tools zu spielen.
Für Eric Schmidt steht fest, dass insbesondere das maschinelle Lernen große Chancen auch im Gesundheitswesen bietet. Machine Learning könne etwa in der Diagnostik helfen und Vorschläge für eine optimale Behandlung machen. "Das funktioniert wie bei einer numerischen Reihenfolge: KI kann helfen herauszufinden, wie sie weitergeht." Auf das Gesundheitswesen sei das ebenfalls anwendbar. Krankheitsverläufe könnten im Detail analysiert und Wahrscheinlichkeiten für den weiteren Verlauf vorhergesagt werden. "Wir haben viele kleine KI-Projekte, die belegen, dass das funktioniert."
Chancen bei der Bilderkennung
Große Chancen ergeben sich laut Schmidt auch bei der computergestützte Bilderkennung. Rechner könnten Millionen von Bildern sehr schnell analysieren und bearbeiten - anders als das menschliche Gehirn, das damit überfordert sei. So ließen sich Abweichungen und Unregelmäßigkeiten einfach herausfinden. Auch Spracherkennungssysteme seien den Menschen überlegen, wenn es um die schiere Abarbeitung von großen Datenmengen gehe.
Moderator Gideon Lewis-Kraus, Autor von "The Great A.I. Awakening", fragte Schmidt, ob lernende Systeme nicht schon bald an einen Punkt kämen, an dem sie außer Kontrolle geraten und für die Menschen zur Bedrohung werden könnten. Schmidt zeigte sich gelassen: "Was heute mit KI gemacht wird, ist letztendlich nur das, was wir den Systemen vorgeben und auch kontrollieren. Werden wir an einen Punkt gelangen, an dem sich die Systeme selbst korrigieren und verbessern?" Laut Schmidt mag das eine Diskussion wert sein, aber noch befinde sich die KI-Forschung im Kleinkind-Stadium. Derzeit gebe es keine Gefahren, vielleicht aber in 20 oder 30 Jahren.
Das offene Internet ist in Gefahr
Schmidt nutzte seinen Auftritt auf der RSA Conference auch für eine politische Botschaft. Es gebe Anlass zur Sorge, dass ähnlich wie in China auch in anderen Ländern der Zugang zum Internet eingeschränkt und kontrolliert werden könnte - aus vermeintlichen Sicherheitsgründen oder anderen Motiven heraus. "Ich bin extrem besorgt über die derzeit hohe Wahrscheinlichkeit, mit der Länder die Offenheit und Interkonnektivität des weltweiten Netzes einschränken könnten." In seinem Buch "The New Digital Age" hatte Schmidt das Thema aufgegriffen. Er fürchte, Sicherheitsvorfälle und Angriffe könnten als Argumente dienen, um den Zugang zum weltweiten Netz einzuschränken.
Der Alphabet-Chairman wünscht sich deshalb eine internationale Übereinkunft sowie praktikable Mechanismen, um die Offenheit des Internet sicherzustellen. Ähnlich äußerte er sich über die Künstliche Intelligenz, die in "offenen Labors" besser aufgehoben sei als im Kontrollbereich militärischer Forschungseinrichtungen.
Generell sei Offenheit auch die richtige Antwort auf alle Sicherheitsbedrohungen. Die Angriffsszenarien seien vielfältig und gefährlich. Unternehmen könnten ihrer nicht mehr stillen Kämmerlein Herr werden. (hv)