Cloud bietet mehr als Sparpotenzial
Erschwingliche Agilität
An Bildern und Metaphern, die sich mit Cloud ComputingCloud Computing assoziieren lassen, herrscht wahrlich kein Mangel. Dabei aber ausgerechnet an eine alte Biersorte mit dem Namen „Miller Lite" zu denken, ist dann doch ausgefallen. Genau das aber tut Bernard Golden von der Cloud Computing Enterprise Solutions Group bei DellDell in einem Gastbeitrag für unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com. Golden erinnert sich an eine Jahrzehnte alte Fernsehreklame: Berühmte Sportgrößen fetzten sich vor der Kamera wegen der wesentlichen Vorzüge von Miller Lite-Bier. Schmecke super, rief der eine; habe jetzt viel weniger Kalorien, konterte der andere. Der Zuschauer konnte sich denken, dass doch eigentlich erst beides zusammen das beworbene Bier so unvergleichlich macht. Und genauso so sollte man nach Ansicht Goldens Cloud Computing betrachten, das zugleich geringe Kosten und Agilität ermögliche. „Fantastisch an Miller Lite war, dass widersprüchliche Qualitäten kombiniert wurden: Geschmack und wenige Kalorien", so Golden. Der einzige Grund, warum Cloud Computing überhaupt existiere, sei die Kombination aus geringen Kosten und Agilität. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Dell auf CIO.de
Cloud ein "Infrastruktur-Block"
Die Botschaft Goldens ist weniger trivial als sie klingt. Auch wenn das Streben nach Agilität in jüngster Zeit immer häufiger beschworen wird und von Gartner bereits vor einigen Monaten als wichtigster Treiber für Cloud-Projekte identifiziert wurde, gibt es in der Praxis Zielkonflikte. Die Unternehmens-IT muss selbstverständlich die Infrastruktur im Blick haben und versuchen, Sparpotenziale auch wirklich zu heben. James Staten, Analyst bei Forrester Research, verweist indes auf die gänzlich anders gelagerte Wahrnehmung der Business-User und Software-Entwickler. „Für sie ist die Private Cloud ein Service, kein Infrastruktur-Block", so Staten. Die Entwickler seien nicht bereit, bei der Agilität Kompromisse zu machen. Und den Usern sei es völlig egal, welche Infrastruktur den genutzten Apps zu Grunde liegt.
Statens Analyse zeigt, worin die allzu oft vorhandenen Reibungen wurzeln: in der Organisation und im Personal, nicht in der Technologie selbst. Für Golden hat deshalb Cloud Computing gerade das Potenzial, derartige Konflikte zu überwinden. „Der Schlüssel zum Verständnis von Cloud Computing ist, dass manuelle Tätigkeit durch Automatisierung ersetzt wird", so der Dell-Experte. Es werden nicht mehr Arbeitsaufträge an den Systemadministrator vergeben, der dann manuell die Aufgaben erledigt und die gewünschten Ressourcen freischaufelt. Stattdessen geschieht alles automatisch mit Hilfe von Application Programming Interfaces (APIs) und Orchestrierungs-Engines. „Genau das ist das Geniale an Cloud Computing", findet Golden. Agilität und niedrige Kosten seien inhärente Merkmale der Cloud, und Automatisierung sei die Basis für beides.
Schlüsselfaktor Personal
Golden veranschaulicht das mit Hilfe eines Gedankenexperiments. Man muss sich dabei jeweils vorstellen, was das eine ohne das andere bedeuten würde. Um die erwünschte Agilität zu erhalten, müsste man dann vor allem die IT-Belegschaft drastisch ausbauen. Man bräuchte eine enorme Manpower, um sofort auf neue geschäftliche Chancen oder auf Gefahren reagieren zu können. Doppelte oder gar vierfache Kosten für Mitarbeiter, die vor allem untätig auf Situationen warten, in denen reagiert werden muss, rechnet Golden vor. Weil diesen Preis aber keiner für Agilität zu zahlen bereit sei, habe die IT sich in der Vergangenheit mit langsamen Reaktionsgeschwindigkeiten begnügen müssen.
Anders herum betrachtet, wäre es laut Golden eine hübsche Vorstellung, wenn die IT ihre gewohnten Prozesse um 80 Prozent billiger bereitstellen könnte. Wie das auf Basis manueller Prozesse möglich sein soll, sprenge aber das Vorstellungsvermögen. Zumal eine Explosion des Bedarfs die naheliegende Folge wäre, die in diesem Szenario aber nur über einen Ausbau der personellen Ressourcen befriedigt werden könnte.
Die Kombination aus Kostensenkung und Agilität sollte nach Einschätzung Goldens im vielerlei Weise zur Umgestaltung von Prozessen dienen, die weniger personalintensiv gestaltet werden können. Zu denken sei etwa an die End-to-End-Lieferzeiten. Es genüge nicht, ein Selbstbedienungsportal und die Arbeit der Entwickler mit Hilfe der Cloud zu verschlanken. Stattdessen müsse der gesamte Prozess im Fokus stehen. Im ERP-Bereich sei das beispielsweise die Zeitspanne zwischen geäußertem Wunsch eines Kunden und dem Moment, in dem das Geld auf dem eigenen Konto eingehe.
Agilität bedeute aber auch, auf Unvorhergesehenes tatsächlich schnell und flexibel zu reagieren anstatt wie bisher einfach die möglichen Folgen umfassend abzusichern. Gezwungen wird die IT nach Goldens Einschätzung auch dazu, die Marktpreise für die Infrastruktur stets im Auge zu behalten. Entwicklungen zu verschlafen, wird angesichts der verschärften Konkurrenz teurer als bisher. Zudem komme es darauf an, beim Service- und Vertrags-Management die Agilität zu beschleunigen. Die Entwickler benötigten vordefinierte und getestete Software-Bausteine, um keine Zeit mit der Installation und Konfiguration von Komponenten zu vergeuden. App-Ressourcen sollten laut Golden möglichst über APIs geliefert werden, um neue Apps möglichst einfach mit den bestehenden Apps zu integrieren.
„„Es ist extrem gefährlich, sich im vermeintlichen Konflikt zwischen Kosten und Agilität zu verfangen“, warnt der Cloud-Experte. „Die Zukunft der IT verlangt beides.“ Genau diese Botschaft dringt im Übrigen auch immer besser zu den Anbietern vor. MicrosoftMicrosoft etwa betonte zur allgemeinen Einführung der Windows Azure Infrastructure Services, man habe aus Gesprächen mit seinen Kunden gelernt, dass diese keine Kompromisse mehr machen möchten. Entsprechend wartet das neue Cloud-Portal mit drastischen Preissenkungen und neuen flexiblen Tools zugleich auf. Geschmack und weniger Kalorien passen in der Cloud offenbar genauso gut zusammen wie bei manchen Biersorten. Alles zu Microsoft auf CIO.de