Umfrage
Fernunterricht setzt Eltern massiv unter Druck
Das ist die zentrale Aussage einer am Freitag in Berlin veröffentlichten repräsentativen Umfrage von Infratest dimap, die von der gemeinnützigen Vodafone Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Eltern sehen es demnach kritisch, die Lernunterstützung zu Hause über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Fast die Hälfte (43 Prozent) meint, dass es für sie aktuell schwierig sei, die nötige Zeit zur Unterstützung des Lernens ihrer Kinder aufzubringen.
Die Schulen in Deutschland waren vor sechs Wochen geschlossen worden, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Nach den Osterferien durften in den meisten Bundesländern nur Schülerinnen und Schüler zu Abschlussprüfungen zur Schule kommen. Eine generelle Öffnung aller Schulen für sämtliche Kinder und Jugendliche ist derzeit noch nicht absehbar.
Psychischer Druck
Die Umfrage ergab, dass die Eltern nicht nur mit den Belastungen im Alltag kämpfen müssen, sondern auch unter einem erhöhtem psychischen Druck stehen: So macht sich ein Großteil von ihnen (56 Prozent) Sorgen um die Bildungszukunft ihrer Kinder.
Unzufrieden ist die Mehrheit der Befragten, wie das Ersatzangebot gestaltet wird. Viele Schulen versendeten nur Lernstoff, böten aber wenig interaktive Lernformate an. "Digitalen Unterricht gibt es kaum in Deutschland: Nur 7 Prozent der Kinder nehmen täglich an digitalem Unterricht teil." Zwar versorgten die meisten Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler per Mail, Homepage oder Lernplattform mit Unterrichtsmaterialien - bei der Bearbeitung sind diese mit ihren Eltern aber weitgehend auf sich alleine gestellt.
In der Befragung stellte sich heraus, dass sich besonders Eltern aus sozioökonomisch schwachen Haushalten Sorgen um Gesundheit, wirtschaftliche Lage und die Bildungszukunft ihrer Kinder machen: 63 Prozent der Eltern mit formal niedriger Bildung und 68 Prozent derer mit niedrigem Haushaltseinkommen äußern die Befürchtung, dass ihre Kinder den Anschluss an den Schulstoff verlieren.
Große Unterschiede gibt es auch bei der Einschätzung der eigenen Gefährdung: Ein Drittel aller Eltern mit formal niedriger Bildung äußert sehr große Angst vor einer Ansteckung durch Covid-19. Von den sozial besser gestellten Eltern mit formal hoher Bildung befürchten dagegen nur zwölf Prozent, dass sie an Covid-19 erkranken werden. (dpa/ad)