Nur die Hälfte ist im Einsatz

Firmen sitzen auf ungenutzten ERP-Lizenzen

09.08.2005
Von Ingo Butters
Während des New-Economy-Booms haben viele Firmen ERP-Einzelplatz-Lizenzen im großen Maßstab gekauft, weil ihnen die Anbieter dafür saftige Mengenrabatte einräumten. Nach dem Aufschwung mussten sich viele Unternehmen gesund schrumpfen – und blieben auf den überschüssigen ERP-Lizenzen sitzen. Wie der US-amerikanische Marktforscher AMR Research herausgefunden hat, wollen die Firmen ihre ERP-Budgets in den nächsten zwölf Monaten trotzdem kräftig aufstocken.

Im Schnitt nutzen die befragten Firmen nur 54 Prozent der gekauften ERP-Einzel-Lizenzen. Von diesem Ergebnis waren selbst die Marktforscher von AMR Research überrascht. Ihre Erklärung für die ungenutzten ERP-Ressourcen: Die ökonomische Abkühlung nach dem Ende des New-Economy-Booms hat die ERP-Planungen vieler Unternehmen über den Haufen geworfen.

Zuvor hatten viele Firmen ERP-Lizenzen im ganz großen Maßstab erworben. Zum einen, weil sie weiterhin kräftige Zuwachsraten für ihre Geschäft erwarteten. Zum anderen, weil die ERP-Anbieter ihre Kunden mit üppigen Mengenrabatten lockten. Dieses Verkaufsargument überwog offenbar die Bauchschmerzen der Unternehmen, die immerhin zwischen 15 und 18 Prozent des ERP-Budgets für Instandhaltung und Support ungenutzter ERP-Lizenzen ausgeben mussten.

Rezession durchkreuzte ERP-Pläne

Als sich 2001 dann das Wirtschaftsklima deutlich abkühlte, wurden in vielen Firmen geplante ERP-Rollouts für zusätzliche Nutzer erst einmal auf Eis gelegt. In manchen Fällen schrumpften die Unternehmen, sodass die Zahl der ERP-Lizenzen schließlich die der Mitarbeiter überstieg. Nur einige Anbieter nahmen daraufhin überschüssige Lizenzen zurück oder verrechneten sie mit dem Kauf anderer Anwendungen. Die meisten Betriebe blieben auf ihren Lizenzen sitzen.

Aus dieser Erfahrung haben die Anwender mittlerweile ihre Lehren gezogen und agieren beim Kauf neuer ERP-Lizenzen sehr viel vorsichtiger. Selbst bei sehr großen Rollouts erwerben die Unternehmen gerade so viele Lizenzen und Funktionalitäten, wie sie gerade brauchen. Die Anbieter mussten ihre Produktstrategie entsprechend dieser kleinteiligen Einkaufspolitik neu ausrichten.

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