Adrian Polaczek, Krauss-Maffei Kunststofftechnik GmbH
Flugzeugbauer in der IT
Standardisierung als oberstes Ziel
Polaczek hat diesen Wert unter anderem durch Standardisierung erreicht, was nicht bei allen Mitarbeitern gut ankam. Viele Programmierer neigen dazu, bei neuen Anforderungen eigene Lösungen zu bauen. Lösungen zu kaufen gilt als Kapitulation. Polaczek hegt Sympathie für diesen Ansatz: Als Ingenieur liebt er es, eigenständig Lösungen zu entwickeln, auch wenn es solche schon zu kaufen gibt. Aber als IT-Leiter hat er ein Budget mit 45 Prozent Personalkostenanteil zu verantworten: "Wir haben ein strukturelles Problem: Wir kommen von der Individualprogrammierung", sagt Polaczek, dessen Hauptaufgabe nächstes Jahr die Einführung eines neuen SAP-Release sein wird. Hier wird es dann auch heißen: "Zurück zum Standard, wo immer möglich", meint der IT-Leiter: "Viele Programmierer sind dabei allerdings in ihrer Persönlichkeitsstruktur überfordert."
Kündigung nur als letztes Mittel
Krauss-Maffei ist kein Unternehmen, das bei solchen Problemen nur mit Kündigungen reagiert. Zwar hat Polaczek sein Team mittlerweile von mehr als 40 Mitarbeitern auf 35 verkleinern müssen, allerdings sei dies in den meisten Fällen arbeitnehmerfreundlich verlaufen, zum Beispiel über Aufhebungsverträge oder durchfirmeninterne Versetzungen. Auch der Vorruhestand sei gangbar, meint Polaczek - wenn auch "nicht schön für den Steuerzahler". Grundsätzlich sei man bemüht, die Mitarbeiter möglichst lange im Unternehmen zu halten, was sich auch in der durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von rund 15 Jahren ausdrückt. "Ich finde, das spricht für das Unternehmen", lobt Polaczek, schränkt jedoch ein, dass 15 Jahre für einen Mitarbeiter in der Fertigung ein guter Wert sind, nicht aber für einen CIO.
Seinen eigenen Job vergleicht er mit dem eines Fußballtrainers in der Bundesliga, der bekanntlich selten 15 Jahre bei einem Club verweilt. Ein Trainer müsse ständig Spieler und Randbedingungen beobachten und Initiativen ändern. Das erfordere eine höhere Flexibilität als bei normalen Angestellten. Außerdem sieht Polaczek eine weitere Parallele zur Bundesliga: "Ein Trainer muss Fachleute zusammenbringen, er muss nicht selbst Fachmann sein. Um die Menschen in seinem Unternehmen kennen zu lernen, hat der IT-Leiter bei Krauss-Maffei zu Beginn seiner Amtszeit drei Monate Zeitbekommen, in der er nicht mehr erbringen musste, als Leute zu kontakten. "Das sind optimale Voraussetzungen für einen CIO, sagt Polaczek: "Es will ja nicht jeder gleich mit Ihnen diskutieren. Viele haben Angst, sich eine Blöße zu geben, wenn es zu technisch wird.
Der IT-Leiter schätzt diese Art der Unternehmenskultur, die Zeit zur Annährung an die Menschen bietet und ihre Bedürfnissse ernst nimmt. Bei FairchildDornier lag die durchschnittliche Betriebzugehörigkeit zum Schluss bei zirka drei Jahren. Gepaart mit derständigen Unsicherheit des Unternehmens in punctoFinanzen war dies ein Grund, warum der Flugzeugbauer Polaczek sein Metier gewechselt hat. Im Krisenjahr 1994, nach dem Kauf Dorniers durch den Daimler-Konzern, kam ihm dann die Erkenntnis: "Man kann ja auch im Flugzeugbau arbeiten, ohne sich zu sehr auf ihn zu fixieren." Was die IT betrifft, hatte er bis dahin gerade mal ein paar Erfahrungen im Bereich Fortran-Programmierung, CAD und PDM gesammelt.
"Ich habe nie geplant, mal in der IT zu landen", sagt Adrian Polaczek. Dass es schließlich doch so gekommen ist, liegt möglicherweise auch an "Leisure Larry". Der Held des gleichnamigen Abenteuerspiels betrat 1987 die Computerwelt - ein Jahr, bevor Polaczek dort landete. Auf seinem 286er hat Larry dem damaligen Projektingenieur dann eine Ahnung vermittelt, was in Zukunft auf den grauen Kisten alles möglich sein könnte. "Ich bin nicht der klassische Karrieretyp", sagt Polaczek über sich selbst: "Was ich heute vorweisen kann, ist auch über den Spaß an meiner Arbeit gekommen."
Zur Person: Adrian Polaczek (41)
Seit 2002 Leiter Informationstechnologie bei der Krauss-Maffei-Kunststofftechnik GmbH, 1999 - 2002 Leiter Engineering IT-Systeme und E-Business bei der Fairchild Dornier GmbH, 1994 - 1999 Verschiedene Managementaufgaben innerhalb des Technikbereichs bei der Dornier Luftfahrt GmbH, 1987 - 1994 Projektingenieur bei der Dornier GmbH, 1987 Abschluss zum Dipl.-Ing. Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen